Weil Hitlergruß und Hakenkreuz in Deutschland tabu sind, greifen Neonazis gerne auf Chiffren zurück, um zumindest Eingeweihten ihre menschenverachtende Gesinnung kund zu tun. Mitunter auch im Fußballstadion. RB Leipzig ist auf dem rechten Auge mitnichten blind. "Wehret den Anfängen" scheint das Motto der Verantwortlichen zu lauten. Sie untersagen ihren Fans per se die Benutzung rechter Symbolik. Mit skurrilen Folgen.

Die lautstarken Stimmungsmacher stehen bei Heimspielen in Sektor B. Genauer: Im Mittelblock Nummer 28. Kenner der rechten Szene wissen: Die Zahl “28” dient als Chiffre für den 2. und den 8. Buchstaben im Alphabet. “BH” ist wiederum die Kurzform für “Blood & Honour”. Das internationale Netzwerk ist in Deutschland seit 2000 verboten. Was manche seiner mutmaßlichen Mitglieder nicht daran hinderte, die Terrorgruppe “Nationalsozialistischer Untergrund” zu unterstützen.

Nun haben die organisierten RB-Fans mit militanten Nazis derzeit so viel gemein wie ein Apfel mit einer Zitrone. Allerdings darf davon ausgegangen werden, dass mit steigendem sportlichen Erfolg immer mehr Leipziger den Weg ins Stadion finden werden. Letztlich weiß man somit nie, wer sich irgendwann wofür interessiert.

RB Leipzig bezieht deshalb schon heute klar Position. Der Club unterstützt die internationalen Wochen gegen Rassismus. Trainer Alexander Zorniger diskutierte erst am Dienstag mit Schülern der Appolonia-von-Wiedebach-Schule über das schwierige Thema. In der RB-Arena ist das Zeigen potentiell rechter Symbolik verboten. Dies haben nun die “Red Aces” zu spüren bekommen.
Dabei haben die Ultras mit Rassismus und Rechtsextremismus rein gar nichts am Hut. Das bestätigt auf Nachfrage sogar der Verein. Dennoch verboten ihnen die Rasenballer, Transparente mit der Aufschrift “Block 28” aufzuhängen. “Bei Außenstehenden könnte der Eindruck entstehen, es handele sich um eine rechte Botschaft”, begründete RB-Sprecher Sharif Shoukry die Entscheidung. “Wir finden das Verhalten des Vereins absurd”, so ein Red-Aces-Mitglied. “Es geht letztlich um ein Transparent, das wir bereits im Stadion aufhängen durften und beim Auswärtsspiel in Auerbach gezeigt hatten. Für die Choreografie wurden wir sogar vom Verein gelobt.”

Möglicherweise besteht das Problem in einem Kommunikationsdefizit. Denn den “Red Aces” war das Anliegen des Clubs, die Fans mögen im Interesse ihres eigenen Images auf das Spruchband verzichten, anscheinend nur verkürzt mitgeteilt worden. Der Regionalligist hat seine Supporter daher für Freitag, den 22. März, zu einem klärenden Gespräch auf die Geschäftsstelle eingeladen.

Bleibt zu wünschen, dass jetzt nicht echte Nazis auf dumme Gedanken kommen und ihrerseits probieren, aus dem Fall Kapital zu ziehen. Die NPD solidarisiert sich gerne ungefragt mit Jedermann, so sie sich als Kümmerer gerieren kann. An Solidaritätsbekundungen von Rechtsaußen ist den RB-Fans allerdings nicht gelegen.

Fabian Franke braucht sich übrigens keine Sorgen machen. Er darf seine Rückennummer 28 behalten. “In Verbindung mit dem Namen ist die Zahl natürlich kein Problem”, so Shoukry.

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