Der Leistungspfeil bei den FFV-Fußballerinnen zeigt weiter nach oben - auch wenn er am Sonntag, neun Minuten vor Spielende, noch eine kleine Delle bekam. So knapp standen die Leipzigerinnen vor einem Überraschungssieg gegen Spitzenreiter Turbine Potsdam II, gegen die sie eine leidenschaftliche und gutklassige Partie ablieferten. Für FFV-Coach Hendrik Rudolph geht das 1:1 in Ordnung, wobei: "Ein Sieg wäre natürlich schöner gewesen..."

Vom nieseligen November-Grau ließen sich beide Mannschaften nicht in Melancholie versetzen. In der Abtnaundorfer Sportschule legten sie druckvoll los und boten eine rasante Partie. Hochkarätige Torchancen blieben dennoch selten – beide Abwehrreihen räumten die Kuh meist bereits vorher vom Eis. Zum ersten Mal richtig kniffelig für die Leipzigerinnen wurde es in der 12. Minute. Über die linke Angriffseite doppelpassten die Potsdamerinnen Laura Lindner und Wibke Meister ihrer Gegenspielerin Lisa Pfretzschner einen Drehwurm, der freie Schuss strich knapp über den Querbalken.

Genau zehn Minuten später war der FFV am Zug: Marie-Luise Herrmann nahm es im Strafraum gleich mit zwei Gegnerinnen auf. Doch weder Sandra Wiegand noch Josephine Schlanke konnten die quirlige Leipzigerin stoppen. Aus 13 Metern hielt sie drauf – gehalten. Kurz vor der Halbzeit machte sie es besser. Über Christina Nauesse und Angelina Lübcke wanderte der Ball wieder zu Herrmann, die plötzlich ganz frei vor Turbine-Keeperin Laura Kristin Engler stand. Unter Einbeziehung des linken Innenpfostens kickte sie die Kugel zur – nicht unverdienten – 1:0-Führung (43.) ins Netz.
“Es war ein richtig gutklassiges Spiel, mit hohem Tempo, auf hohem Niveau und mit wenigen einfachen Ballverlusten.”, zeigte sich FFV-Trainer Hendrik Rudolph rundum zufrieden mit der ersten Halbzeit. Für den zweiten Abschnitt gab er die Parole “Sicherheit” aus. Zwar sollte seine Truppe nicht geschlossen zum Maurer umschulen, aber ein Kontertor aus einem unkonzentriert vorgetragenen Angriff zu kassieren, sollte um jeden Preis vermieden werden.

Turbine hatte offenbar “bedingungslose Attacke” verordnet bekommen, und setzten dies nach Wiederanpfiff sofort um. Der FFV stand nun unter Dauerdruck, die Abwehr und Torhüterin Lisa-Maria Weinert rückten immer wieder in den Mittelpunkt – und machten ihre Sache hervorragend. Die spektakulärste Weinert-Parade war in der 66. Minute zu bewundern. Ein Freistoß-Hammer von Turbine-Kapitänin Schlanke zischte aus 22 Metern Richtung linkes Dreiangel, “LiMa” Weinert lag quer in der Luft, wischte die Kugel mit den Fingerspitzen zur Ecke.

Leipziger Entlastungsangriffe waren rar gesät. Doch ausgerechnet ein solcher läutete den späten Ausgleich aus. Dabei hätte der 4:3-Überzahlkonter des FFV knappe zehn Minuten vor dem Ende sogar die Vorentscheidung bringen können. Angelina Lübcke stürmte mit dem Ball am Fuß auf halbrechts nach vorn, Christina Nauesse, Lisa Pfretzschner und Lisa Reichenbach bildeten das Begleitkommando. Doch Lübcke zögert mit dem finalen Pass einen Tic zu lange, Turbine funkte dazwischen und drehte den Konter einfach um. Pfretzschner fehlte nun in der FFV-Abwehr, wo Theresa Baum – gerade mal eine Minute auf dem Platz – auf’s Tor schoss. Ihr Ball wurde noch abgefälscht, Keeperin Weinert musste auf dem Boden liegend mit ansehen, wie das Spielgerät ins rechte Eck trudelte – 1:1 (81.).

Fortan galt es, wenigstens den einen Punkt zu sichern. Doch auch dieser drohte in der 89. Minute zu entschwinden. Gleich zwei Potsdamer Angreiferinnen stürmten – überraschend frei – dem Leipziger Kasten entgegen, tappten dabei aber in die Abseitsfalle. Wenig später war Schluss und jedes Team nahm einen Punkt mit nach Hause. “Letztendlich war es ein gerechtes Unentschieden.”, urteilte FFV-Trainer Rudolph. Für den Auftritt seiner Defensivabteilung verteilte er ein Extra-Lob: “Potsdam ist nicht irgendwer, die haben uns schon stark zugesetzt. Richtig stark, wie wir uns da mit kurzen Pässen aus der gegnerischen Umklammerung befreit haben”.
Der FFV Leipzig blieb damit im sechsten Liga-Spiel in Folge unbesiegt und verteidigte den 5. Tabelleplatz. Am kommenden Sonntag (1. Dezember) soll die Erfolgsserie verlängert werden. Um 11:00 Uhr tritt der FFV dann beim Magdeburger FFC an.
FFV Leipzig vs. 1.FFC Turbine Potsdam II 1:1 (1:0)
2. Bundesliga – Staffel Nord, Frauen, 9. Spieltag

FFV Leipzig: Weinert – Görner, Janitzki, Birne, Lübcke, Heller (86. Wagner), Pfretzschner, Reichenbach, Herrmann, Nauesse, Nyembo (24. Förster). Trainer: Hendrik Rudolph.
Turbine Potsdam II: Engler – Rauch, Schlanke, Seifert, Wesely, Lindner (80. Baum), Mirlach, Meister, Wiegand, Wells, Junge (60. Schneider). Trainer: Thomas Kandler.

Torfolge: 1:0 Herrmann (43.), 1:1 Baum (81.). Schiedsrichterin: Franziska Haider (Roth). Gelbe Karten: Janitzki (FFV), Rauch (Potsdam). Zuschauer: 100 in der Sportschule Egidius Braun, Leipzig.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Jan Kaefer über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar