Mit zwei Niederlagen gegen Mannschaften aus dem Tabellenkeller, gehen die FFV-Fußballerinnen in die Winterpause. Dem 1:2 beim Magdeburger FFC, ließen die Leipzigerinnen im Heimspiel gegen Schlusslicht Hohen Neuendorf eine 2:3-Pleite folgen. "Das war heute ein absolutes Lehrbeispiel dafür, wie man einen verunsicherten Gegner stark macht.", stellte Trainer Hendrik Rudolph fest. Seit Tagen hatte er sein Team davor gewarnt, den Gegner zu unterschätzen.

Als die meisten seiner Spielerinnen bereits in den Katakomben am Gontardweg verschwunden waren, saß FFV-Coach Hendrik Rudolph noch immer fassungslos auf seiner Trainerbank. Nach der unerwarteten Niederlage in Magdeburg nun auch noch zu Hause gegen den bisher abgeschlagenen Tabellenletzten zu verlieren, war der Super-GAU. Hatte sich seine Truppe in den davor liegenden Partien einen sonnigen Platz im oberen Mittelfeld ergattert, muss nun wieder auf die untere Region geschielt werden.

“Ich habe schon vor dem Magdeburg-Spiel angefangen zu warnen und danach um so mehr. Jeden Tag. Eindringlich. Heute vor dem Spiel und in der Halbzeit auch noch mal. Ich habe gesagt, das Ding stinkt, hier liegt richtig Sch**** in der Luft – und so ist es gekommen.”, ärgerte sich der Coach.

Gegen Hohen Neuendorf war seine Mannschaft gehörig unter Zugzwang, ein Sieg absolut Pflicht. Vom Papier her schien die Sache klar, denn die Gäste hatten von den bisher zehn gespielten Partien neun verloren. Doch das – wegen des zuletzt stark regnerischen Wetters – auf Kunstrasen ausgetragene Spiel wollte schon am Anfang nicht so richtig zünden. Leipzig hatte Verletzungssorgen zu kompensieren: Routinier Anne Heller brauchte wegen chronischer Probleme mit der Wirbelsäule eine Auszeit, Safi Nyembo könnte nach einer schweren Schulterverletzung aus dem Potsdam-Spiel sogar eine Operation drohen und Lisa Reichenbach hatte in Magdeburg einen Bänderabriss im Daumen zu beklagen.
Trotzdem schien sich der dringend benötigte Sieg anzubahnen. In der 17. Minute arbeitete sich Angelina Lübcke auf halblinks in eine freie Schussposition vor. Ihren Ball konnte Gäste-Keeperin Sarah Neubeck zwar noch abwehren, doch sprang er genau vor die Füße von Natalie Horn, die – am Elfmeterpunkt stehend – zum 1:0 einschoss. Sicherheit und Selbstbewusstsein brachte dieser Treffer allerdings nicht mit sich – stattdessen eher Sorglosigkeit und Inkonsequenz.

Als Folge dessen, setzte die Hohen Neudorferin Alina Janowitz ein erstes Ausrufezeichen. Ziemlich zentral und ziemlich frei kam sie in der 25. Minute in Ballbesitz, verfehlte den FFV-Kasten aber knapp. An der Seitenlinie sah Trainer Rudolph das Unheil nahen. “Mädels, nehmt das Spiel jetzt mal wieder in die Hand!”, schrie er. Vergeblich. Tarczynska marschierte links durch, bediente Pozerska in der Mitte – und es stand 1:1 (33.). “Los jetzt!”, peitschte Rudolph seine Truppe an. Und tatsächlich gelang Leipzig kurz vor der Pause erneut die Führung. Lübcke hatte eine Ecke von links kurz auf Marie-Luise Herrmann abgelegt, die aus guten 25 Metern draufhielt und den Ball zum 2:1 (43.) unter die Lattenkante nagelte. Ein echter Sonntagsschuss.

“In der Kabine habe ich absolut eindringlich gewarnt, dass wir das Spiel in die Hand nehmen und die Initiative ergreifen müssen. Das hat für fünf bis zehn Minuten gefruchtet. Die ersten Spielzüge waren richtig gut. Doch dann war das ganze Ding wieder verpufft.”, fasste Rudolph das nachfolgende Geschehen zusammen. Die Gäste aus Hohen Neuendorf kamen ebenfalls hoch motiviert aus der Kabine, wurden im Gegensatz zum FFV allerdings immer stärker. Schon nach 56 Minuten hätte der Ausgleich fallen können. Jolanta Siwinska hatte FFV-Hüterin Lisa-Maria Weinert bereits ausgespielt, setzte den Ball allerdings neben das leere Tor.
Kurz darauf die größte Chance, die Leipzig im zweiten Durchgang überhaupt bekommen sollte: Christin Janitzki setzte zum unaufhaltsamen Sturmlauf an, schloss ab, doch Keeperin Neubeck klärte gerade noch zur Ecke (58.). Trotzdem, die Gäste wirkten einfach drangvoller und bauten zusehens Druck auf. Den 2:2-Ausgleich in der 68. Minuten hatten sie sich deshalb sogar redlich verdient. Die FFV-Abwehr hatte einen Eckball von der rechten Seite nicht konsequent geklärt, Janowitz schoss zum Ausgleich ein.

Die Gastgeberinnen nun völlig verunsichert, die Gäste hingegen merkten, dass hier sogar noch mehr drin war. Und sie bekamen mehr. Erneut bildete ein Eckball den Ausgangspunkt, den Agata Tarczynska zum 2:3 (81.) in die Maschen köpfte. Fast hätten die Rand-Berlinerinnen sogar noch einen nachgelegt – natürlich wieder nach einer Ecke. Doch diesmal klärte Weinert in großem Stil. Die Heimniederlage war wenig später dennoch aktenkundig.

“Das war eine verdiente Niederlage.”, stellte FFV-Trainer Hendrik Rudolph nüchtern fest. “Jetzt wird es nach unten wieder eng. Du startest dann mit vier schweren Spielen in die Rückrunde (Meppen, Herfurth, Gütersloh, Wolfsburg II/ d.Red.), und wenn der Start wieder daneben geht, hängst du richtig hinten drin.” Für ihn und seine Spielerinnen ist nun – auf Tabellenplatz 8 liegend – erstmal Winterpause angesagt. Und vielleicht kehrt mit dem neuen Jahr auch das Glück zu den Leipziger Fußballerinnen zurück.
FFV Leipzig vs. SV Blau-Weiß Hohen Neuendorf 2:3 (2:1)
2. Bundesliga – Staffel Nord, Frauen, 11. Spieltag

FFV Leipzig: Weinert – Görner, Janitzki, Birne, Lübcke, Pfretzschner, Horn (59. Wagner), Herrmann, Gäbler, Förster, Nauesse. Trainer: Hendrik Rudolph.
Hohen Neuendorf: Neubeck – Janowitz, Behrendt, Sijce Andonova, Pozerska, Klausch, Pantelmann, Siwinska, Grimske (11. Sommer, 90.+1 Heinz), Kollek, Tarczynska. Trainer: Jan Scharlowsky.

Torfolge: 1:0 Horn (17.), 1:1 Pozerska (33.), 2:1 Herrmann (43.), 2:2 Janowitz (68.), 2:3 Tarczynska (81.). Schiedsrichterin: Andrea Knauer (Schwaigermoos). Gelbe Karte: Gäbler (FFV). Zuschauer: 120 am Gontardweg, Leipzig.

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