Champions-League-Premiere für RB Leipzig: Am Mittwochabend, um 20:45 Uhr, empfängt der deutsche Vizemeister vor (nun doch) ausverkauftem Heimbereich den französischen Titelträger der Vorsaison. Die AS Monaco hat im Sommer zahlreiche Leistungsträger verloren und in der Liga zuletzt eine 0:4-Klatsche kassiert. Ob der letztjährige Champions-League-Halbfinalist erneut eine starke Saison spielen kann, ist völlig offen. Die Spielanlage beider Mannschaften verspricht jedoch ein aufregendes Duell.

Was RB Leipzig im Sommer gelungen ist, das hätte die AS Monaco auch gerne geschafft: sämtliche Topspieler zu halten. Doch das genaue Gegenteil ist der Fall. Mit Bakayoko, Bernardo Silva, Mendy und zuletzt auch Mbappé, den Paris St. Germain ausgeliehen hat und nach der Saison für knapp 200 Millionen Euro kaufen kann, haben vier junge Leistungsträger den Verein verlassen. Immerhin: Die ebenfalls noch jungen Mittelfeldspieler Lemar und Fabinho sowie Stürmer-Routinier Falcao blieben in Frankreich. In der abgelaufenen Saison zählten sie zu den besten Akteuren der Liga.

Zu Beginn der neuen Saison schien es zunächst so, als könnte Monaco die Abgänge gut kompensieren. Das Team gewann die ersten vier Ligaspiele und erzielte dabei 14 Tore; allein sieben gingen auf das Konto von Falcao. Insbesondere das 6:1 gegen Marseille hinterließ mächtig Eindruck und weckte Erinnerungen an die Meistersaison. Neben den drei genannten Spitzenspielern stach in der gefährlichen Offensive zudem der ebenfalls bereits 31-jährige Joao Moutinho heraus. Doch im ersten Spiel nach dem Abgang von Mbappé folgte die Ernüchterung: Beim 0:4 in Nizza war die AS chancenlos.

Auf RB Leipzig wartet offenbar ein unberechenbarer Gegner, der in Bestform nach wie vor nur schwer zu schlagen ist, die verloren gegangene Qualität aber bislang anscheinend nicht vollständig kompensieren konnte. Zwar stehen RBL-Cheftrainer Ralph Hasenhüttl fast alle Spieler zur Verfügung, doch ausgerechnet der auch in dieser Saison wieder überragend aufspielende Keita droht wegen Adduktorenproblemen auszufallen. Das Abschlusstraining am Dienstag musste er abbrechen.

Beide Mannschaften setzen auf spektakulären Offensivfußball, schießen häufig aufs Tor und sind besonders bei Konterangriffen anfällig. Das hat vor allem das 0:2 zu Saisonbeginn in Gelsenkirchen gezeigt. Für Leipzig – die Stadt noch mehr als den Verein – wird es sowieso ein besonderer Abend: Es ist das erste Europapokalspiel seit den 1980er Jahren, in denen der 1. FC Lok unter anderem die legendäre Partie gegen Bordeaux vor mehr als 100.000 Zuschauern im Zentralstadion bestritt. So viele Fans passen mittlerweile nicht mehr hinein. RB Leipzig hatte sogar Mühe, den Heimbereich überhaupt voll zu bekommen. Erst am Dienstagabend meldete der Verein „ausverkauft“. Offenbar waren vielen Anhängern die Tickets zu teuer.

Interessant ist das Spiel auch, weil beide Vereine in den vergangenen Jahren einen ungewöhnlichen Aufstieg hingelegt haben. RB Leipzig kam aus der fünftklassigen Oberliga und schaffte es innerhalb von sieben Jahren in die Bundesliga, wo man gleich in der ersten Saison Vizemeister wurde und sich damit direkt für die Champions League qualifizierte. Ähnliches gelang Monaco vor drei Jahren. Nach dem Aufstieg aus der 2. Liga, in der man kurz vor der Pleite stand, verpflichtete die AS die Stars Falcao, Joao Moutinho und den mittlerweile bei Bayern aktiven James Rodriguez und erreichte auf Anhieb den zweiten Platz. Es folgten zwei Spielzeiten auf dem dritten Platz und schließlich die Meisterschaft im vergangenen Sommer.

Es ist das Duell zweier durchaus ähnlicher Clubs. In einer anscheinend ausgeglichenen Gruppe – der FC Porto und Besiktas Istanbul gehören auch dazu – dürfte jeder Punkt wichtig sein. Und vielleicht kann Keita ja doch helfen. LVZ-Sportreporter Guido Schäfer schrieb kurz vor Mitternacht auf Twitter: „Habe in Hongkong 100 Eus auf Keita-Einsatz gesetzt. Gibt 1230 zurück.“ Ob das ein Witz war, ist unklar. Aber spätestens 20:45 Uhr wird es für alle Beteiligten definitiv ernst.

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