Die Geschichte von RB Leipzig ist nicht nur eine Geschichte des rasanten Aufstiegs, sondern auch eine Geschichte mittlerweile kaum noch zählbarer Absagen. Immer wieder vereinbarte der Club vor allem Testspiele mit anderen Vereinen, die dann – häufig nach Fanprotesten – wieder abgesagt wurden. Nun scheiterte eine längerfristige Kooperation mit Bundesligaaufsteiger Paderborn. Offiziell ist von „unterschiedlichen Ansichten“ die Rede.

Die geplante Zusammenarbeit zwischen RB Leipzig und Bundesligaaufsteiger SC Paderborn ist geplatzt. Das gaben die beiden Vereine am Mittwoch, den 19. Juni, in gleichlautenden Pressemitteilungen bekannt.

Darin heißt es, dass „ein zielgerichteter fachlicher Austausch im Rahmen der geplanten sportlichen Kooperation unter den gegebenen inhaltlichen Rahmenbedingungen aufgrund unterschiedlicher Ansichten nicht wie geplant umsetzbar“ sei. Seitens der Paderborner gebe es „keine weiteren Beweggründe“ für die Entscheidung. „Weitere Details werden nicht kommentiert.“

Anfang Juni hatte RBL-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff erklärt, dass ein „Austausch im Scouting, Hospitation und auf der Commercial-Ebene“ geplant sei. Paderborn sollte offenbar ein „Farmteam“ werden, zu dem Spieler ausgeliehen werden, bevor sie bei RB Leipzig realistische Chancen auf Einsätze haben. Am selben Tag verkündete RBL, dass Paderborns Sport-Geschäftsführer Markus Krösche neuer Sportdirektor in Leipzig wird und dort Ralf Rangnick auf diesem Posten ablöst.

Paderborn-Fans sauer

Mehrere Fanclubs aus Paderborn drohten anschließend mit einem Boykott der Spiele ihres Vereins. „Etwaige sportliche Vorteile werden durch den Verlust der Seele und Identität unseres bodenständigen Fußballvereins teuer erkauft“, hieß es in einer Stellungnahme. Zudem kritisierten die Fans, im Vorfeld nicht in die Diskussion einbezogen worden zu sein.

Anfang der Woche verteilten Paderborn-Anhänger mehrere tausend Flugblätter in ihrer Stadt. Diese richteten sich ebenfalls gegen eine Kooperation mit den Rasenballern. Inwiefern der Protest dazu geführt hat, dass es doch keine Zusammenarbeit geben wird, ist unklar.

Immer wieder Absagen

Es ist nicht das erste Mal, dass Vereine nach Fanprotesten von einer Kooperation mit RB Leipzig Abstand nehmen. Insbesondere in den ersten Jahren waren es vor allem vereinbarte Testspiele, die wegen massiver Kritik wieder abgesagt wurden.

Im März 2018 war es dann ein zwischen RBL und Babelsberg geplantes Benefizspiel gegen Nazis und Rassismus, das nach wenigen Tagen wieder abgesagt wurde. Offiziell wurde die Absage damit begründet, dass die beiden Vereine keinen gemeinsamen Termin finden konnten. Einige Fans spekulierten, dass es Druck aus der Babelsberger Fanszene gab oder dass die Leipziger sich doch nicht so klar politisch positionieren wollten.

RB Leipzig wurde 2009 auf Initiative von Red Bull gegründet. Dank massiver Investitionen in Spieler und Infrastruktur gelang dem Club innerhalb von sieben Jahren der Sprung von der fünften in die Bundesliga. Dort qualifizierte sich RBL seitdem dreimal für den Europapokal. In der abgelaufenen Saison erreichten die Leipziger den dritten Tabellenplatz in der Bundesliga und schafften es bis ins Finale des DFB-Pokals, wo sie dem FC Bayern unterlagen.

Doch kein Benefizspiel zwischen RB Leipzig und SV Babelsberg 03

Doch kein Benefizspiel zwischen RB Leipzig und SV Babelsberg 03

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