Das Viertelfinale im europäischen Cupwinners Cup ist für die Handballerinnen des HC Leipzig zum Greifen nah. Im Achtelfinal-Hinspiel am Sonntag gab die Madsen-Sieben ihren mazedonischen Gästen von Metalurg Skopje einen 12-Tore-Rucksack mit auf die Heimreise. Ob der schwer genug ist, wird sich bereits am kommenden Sonntag herausstellen.

Der HC Leipzig hatte einen Plan. Die als “Wundertüte” (O-Ton Stefan Madsen) gehandelten Mazedonierinnen, sollten sich mit Würfen aus dem Rückraum an einer exzellent aufgelegten Torfrau Katja Schülke die Zähne ausbeißen. Soweit Teil 1 des Vorhabens. Teil 2 sollte anschließend darin bestehen, schnelle Konter zu fahren und leichte Tore einzutüten. Doch auch beim besten Plan hakt es zuweilen bei der Umsetzung. An Schülke lag es gewiss nicht. Die Kapitänin war sofort voll da, pflückte die Bälle aus der Luft wie reifes Obst. Unglaubliche 15 Spielminuten lang stand die Null, bevor die Metaller aus Skopje zum ersten Mal in den Genuss eines Torjubels kamen (4:1, 16. Minute).
Auffällig an diesem Zwischenstand: Auch Leipzig hatte Mitte der ersten Hälfte erst viermal getroffen. Insgesamt sechs Angriffsversuche waren vonnöten gewesen, um durch Saskia Lang endlich den Torreigen zu eröffnen. Nervosität und Abstimmungsprobleme hatten erschreckend viele technische Fehler und ein allgemeines Haare-Raufen im weiten Rund zur Folge. “Uns hat im Angriff der Rhythmus gefehlt, es gab immer mal ein, zwei Spielstationen, dann war der Ball wieder weg oder wir haben einen technischen Fehler produziert”, erkannte Torfrau Schülke die Krux im HCL-Spiel. Glück für Leipzig, dass es auch Skopje mit der Präzision nicht so hatte. So brachten sie das “Kunststück” fertig, innerhalb von zehn Minuten gleich drei Mutterseelenallein-Konter sowie einen Siebenmeter in den Sand zu setzen. Dass sie dennoch in der 28. Minute nur 8:6 hinten lagen, sagt einiges über die Leipziger Unzulänglichkeiten aus, die in der zweiten Halbzeit noch abzustellen waren. Immerhin konnten sich die 3.238 Zuschauer in der Leipziger Arena dann doch noch über einen 10:6-Pausenstand freuen.
Und dann – nach zwei, drei Fehlzündungen zu Beginn der zweiten Halbzeit – ging es plötzlich ganz einfach. Nachdem die Gäste aus der mazedonischen Hauptstadt auf 12:10 (39.) herangeschlichen waren, zog die Leipziger Defense und allen voran Katja Schülke einen Bannkreis um ihr Tor. Alle – aber auch wirklich alle – Wurfversuche der Metallurgen prallten daran ab. Siebzehn Minuten lang wirkte dieser Zauber. Aber eben auch nur auf Leipziger Seite – denn parallel dazu flogen den Hüterinnen der Gäste die Bälle nun um die Ohren wie ein ausgehungerter Mückenschwarm. Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn Tore machte der HCL in einem unglaublichen Run rein. Spätestens fünf Minuten vor Schluss – bei einem Zwischenstand von 22:10 – hatte Metalurg wohl realisiert, dass es mit dem Erreichen des Viertelfinales richtig eng werden wird. Drei Tore hatten sie dem HCL noch entgegenzusetzen, den 12-Tore-Rucksack bekamen sie dennoch nicht von ihren Schultern. Am Ende hieß es 25:13 für Leipzig.
“Zwölf Tore sind ein ziemlicher Brocken, das muss man schon sagen. Aber wir wissen nicht genau, was uns in Skopje erwartet. Man hat schon bei der EM gesehen, was die mazedonischen Fans so drauf haben”, erwartet Katja Schülke beim Rückspiel in der Geburtsstadt der berühmten Mutter Teresa keine barmherzigen Geschenke. “Ich denke wir haben eine ganz gute Ausgangsposition”, ist Schülkes Nationalmannschafts-Kollegin Anne Müller optimistisch, “aber wir müssen in Skopje ganz konzentriert an die Sache herangehen, dann haben wir gute Chancen weiterzukommen”. Am Sonntag, 12. Februar um 17:00 Uhr wird dieses Rückspiel in Mazedonien angepfiffen.
HC Leipzig:
Schülke, Plöger – Haugen, Augsburg (6), Müller (2), Schulze (3), Kudlacz, Rösler (1/1), Lang (3), Hubinger (4), Mazzucco, Windisch, Ommundsen (6/4).
Arena Leipzig – 3.238 Zuschauer

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