An der Vielzahl der strahlenden Gesichter nach Abpfiff war abzulesen, wie erleichtert die Handballerinnen des HC Leipzig darüber waren, trotz größter Personalnot endlich wieder einmal gewonnen zu haben. TuS Metzingen präsentierte sich am Mittwochabend für derlei Seelenbalsam allerdings auch als idealer Gegner - hatte bis auf die Weißrussin Minevskaja wenig Gegenwehr im Gepäck. Der Elf-Tore-Sieg ging für das mit vier Juniorinnen ergänzte HCL-Team daher völlig in Ordnung.

Luisa Schulze, Anne Hubinger, Anne Müller, Natalie Augsburg, Maura Visser, Julia Plöger – gleich sechs Stammkräfte fehlten dem HC Leipzig beim Bundesligaspiel gegen den TuS Metzingen. An ihre Stelle rückten mit Nicole Roth, Luisa Sturm, Nele Reimer und Laura Majer vier Akteurinnen des in der dritten Bundesliga aktiven HCL-Juniorteams. Trotz ihrer jungen Jahre sind sie keineswegs Greenhorns, bringen es gemeinsam in ihrer Altersklasse auf 78 Einsätze in der Nationalmannschaft und erzielten dabei 153 Tore. Der Altersdurchschnitt der am Mittwoch aufgebotenen Leipziger Mannschaft betrug somit frische 21,2 Jahre.

Zunächst durfte sich auf dem Parkett jedoch die verbliebene A-Mannschaft austoben. Bemerkenswert dabei: Tor-Garant Susann Müller stand zwar in der Startsieben auf dem Feld, saß allerdings wenig später wieder auf der Bank und wurde im Hinblick auf internationale Aufgaben für das komplette restliche Spiel geschont.
Spektakuläre Spielturbulenzen zeichneten sich in der ersten Halbzeit nicht ab. Beim 2:3 und 4:5 gelang es den mit fünf Siegen aus neun Spielen überraschend gut in die Saison gestarteten “Tussis” die einzigen Male, eine Führung zu erleben. Zu verdanken hatten sie das vor allem der Weißrussin Shenia Minevskaja, die alleine vier der ersten fünf Tore erzielte. Die im Sommer vom Thüringer HC nach Metzingen gewechselte Rückraumspielerin bekam deshalb von HCL-Trainer Thomas Ørneborg mit Isa-Sophia Rösike eine persönliche Begleiterin zur Seite gestellt. Rösike – auch gerade erstmal 18 Jahre alt – löste diese anspruchsvolle Spezialaufgabe hervorragend.

Einen hervorragenden Einstand feierte auch Torhüterin Nicole Roth, die beim Stand von 10:8 nach einer Viertelstunde für Melanie Herrmann zwischen die Pfosten gestellt wurde. Mit fünf Glanztaten spielte sie sich direkt in die Herzen der leider nur 1.191 anwesenden Zuschauer. Damit trug sie ihren Teil dazu bei, dass der HCL wenige Minuten vor der Halbzeit beim 15:10 (26.) erstmals mit fünf Toren vorne lag. Mit dem selben Vorsprung ging es mit 17:12 schließlich zur Pausenansprache. Acht (!) der zwölf Metzinger Tore gingen dabei auf das Konto von Minevskaja.

Das Wesen von zweiten Halbzeiten war für den HCL zuletzt durchaus ein grässliches. Durch Leistungseinbrüche waren den Leipzigerinnen dabei mögliche Siege abhanden gekommen. Auch gegen Metzingen schlich sich ein kleiner Hänger ein. Ungenauigkeiten im Angriffsspiel verhalfen den Gästen innerhalb von drei Minuten zu einer Vierer-Serie, die sie auf 22:18 (43.) an die zwischenzeitlich bereits auf acht Tore enteilten Leipzigerinnen heran brachte.

Größeren Schaden richtete diese Situation allerdings auch dann nicht an, als der HCL in flotter Folge sowohl Karolina Kudlacz als auch Saskia Lang für jeweils zwei Minuten entbehren musste. Kurzzeitig entstand so eine doppelte Unterzahl. Als Mitte der zweiten Hälfte alle anwesenden HCL-Juniorinnen erste Spielerfahrung im Bundesliga-Team gesammelt hatten, kam es zur endgültigen Spielentscheidung. Mit vier Toren in Folge bauten die Gastgeberinnen ihren Vorsprung auf 29:20 (51.) aus und waren nicht mehr einzuholen. Im Gegenteil, am Ende wuchs die Differenz beim 36:25 gar auf elf Tore an.
“Die Erleichterung ist riesengroß.”, strahlte auch Saskia Lang, die mit acht erzielten Treffern sehr zielsicher war, über den wohlverdienten Sieg. Hauptsache gewinnen, war die Parole, die Trainer Ørneborg im Vorfeld ausgegeben hatte, und sei es mit einem einzigen Tor. “Dass es am Ende sogar mit elf Toren ausgeht, ist einzig und allein unserem Kampfgeist und Teamgedanken geschuldet. Denn alle haben gekämpft, von der ältesten bis zur jüngsten Spielerin. Wenn wir in der Abwehr mal einen Schritt zu spät waren, hat eine andere das wieder ausgemerzt.”, beschreibt Nationalspielerin Lang das Erfolgsgeheimnis des Tages.

Dass es gerade im Abwehrverbund durch die vielen Umstellungen noch Abstimmungsprobleme gab, war allerdings auch ihr nicht entgangen. Trotzdem: “Das Spiel war super für die Moral und das Selbstbewusstsein.”, sagt Saskia Lang und hat dabei bereits die nächste Partie im Blick. Am Sonntag (15 Uhr) geht es wiederum in der heimischen Arena gegen Metz HB in der Champions League um den dritten Gruppenplatz. Ein Sieg ist dafür Pflicht. Die Personalsituation beim HCL wird sich bis dahin aber nicht wesentlich entspannen…
HC Leipzig vs. TuS Metzingen 36:25 (17:12)
1. Bundesliga, Frauen, 10. Spieltag

HC Leipzig: Herrmann, Roth – Mazzucco, Bont (4), Kudlacz (9), Lang (8), Szwed-Ørneborg (7/5), S.Müller, Urbicht (2), Sturm (1), Rösike (3), Reimer (2), Majer. Trainer: Thomas Ørneborg.
TuS Metzingen: Hesel, Lengyel – Mössinger (4), Balogh (2), Covic (1), Kubasta (1), Stefani (2), Geissmann (3), Putzke, Minevskaja (10/1), Orban-Smideliusz (2), Beddies. Trainer: Alexander Job.

Schiedsrichter: Miriam Jarke/ Sandra Senk. Siebenmeter: HCL 5/5 (Szwed-Ørneborg 5/5), Metzingen 1/3 (Minevskaja 1/3). Zwei-Minuten-Strafen: HCL 3x (Kudlacz, Lang, Szwed-Ørneborg), Metzingen 2x (Mössinger, Stefani). Zuschauer: 1.191 in der Arena Leipzig.

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