Welche neuen Perspektiven auf Gesellschaft und Potentiale für eine künstlerische Praxis entstehen, wenn wir nicht von einer statischen Trennung, sondern vielmehr von dynamischen Prozessen zwischen dem Menschen und seiner Umwelt ausgehen, die durch eine Verflechtung von menschlichem Handeln, Technologien und nicht-menschlichen Akteur:innen charakterisiert sind?

Mit dem Begriff der response-ability (der Fähigkeit zu antworten) beschreibt die feministische Theoretikerin Karen Barad die Möglichkeit wechselseitiger Resonanz zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Akteur/-innen, die innerhalb eines fluiden Datennetzwerks in engen Beziehungen zueinander stehen. Diesen posthumanistischen Ansatz verfolgend, zeigt die Ausstellung [response_ability] vorwiegend neue Arbeiten aus Katarína Dubovskás jüngsten Werkgruppe Intertwined Conditions, in denen sie sich auf vielschichtige Weise mit der Wirkungsmacht von Materie auseinandersetzt.

Ausgangspunkt der künstlerischen Praxis von Katarína Dubovská ist ihr persönliches (digitales) Bildarchiv, welches sich im Zuge der auf uns einströmenden und täglich über Social Media-Kanäle geteilten, digital generierten Bilderfluten stets erweitert. Durch das Experimentieren mit verschiedenen bildgebenden Verfahren sowie der Auflösung und plastischen Neuformung von Bildmaterial mittels eigens entwickelter, hybrider Verfahren, wird es auf vielfältige Weise künstlerisch erforscht.

Immer wieder löst sie sich in ihrer postfotografischen Praxis von einer referentiellen Funktion der Fotografie und verfolgt einen konzeptuellen und bildhauerischen Umgang mit dem Medium. Bildelemente werden entnommen, seziert, zerlegt, aufgelöst, verflüssigt, Druckfarben extrahiert, das Material mittels haptischer, technologischer und diskursiver Auseinandersetzungen neu konfiguriert und in neue Formen gebracht. Aus etwas Bestehendem entsteht ein Nährboden für neue Formationen, Zusammensetzungen und Perspektiven.

Katarína Dubovská wirft so nicht nur medienreflexive Fragen hinsichtlich einer postfotografischen Praxis auf, sondern verhandelt auch Fragen zu einer nachhaltigeren künstlerischen Produktion und zirkulierenden Ressourcen. Mit ihren Arbeiten fordert Katarína Dubovská uns heraus sich von Gesetztem zu lösen und stellt die Frage danach, welche neuen Realitäten und (gesellschaftlichen) Entwürfe wir modellieren können und wollen.

Katarína Dubovská (*1989 in Ružomberok (SK) lebt und arbeitet in Leipzig, studierte Bildende Kunst mit dem Schwerpunkt Fotografie und Medienkunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, zuletzt als Meisterschülerin bei Peggy Buth, an der Zürcher Hochschule der Künste (CH) sowie an der UMPRUM Akademie für Kunst, Architektur und Design in Prag (CZ). Ihre Arbeiten waren u.a. im ZAK – Zentrum für Aktuelle Kunst, Berlin (2020), Frappant Galerie, Hamburg (2019), ASPN, Leipzig (2018, 2019) sowie in der Fotografischen Sammlung der SK Stiftung Kultur, Köln (2017) zu sehen. 2018 erhielt sie den ART AWARD der Baustelle Schaustelle – Raum für junge Kunst, Essen / Düsseldorf. Ihre Arbeiten werden im Rahmen der Shortlist des Förderstipendiums in der Kunststiftung der DZ BANK in Frankfurt a. M. von September 2021 bis Februar 2022 zu sehen sein.

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17. Juni bis 25. Juli
kuratiert von Julia Eckert
Eröffnung: 17. Juni, 18 Uhr (mit Katalog-Release)
Artist Talk im Rahmen des f/stop 9. Festivals für Fotografie Leipzig
30. Juni, 18 Uhr (online)

Alle Informationen zu den im Kunstraum gültigen Pandemie-Maßnahmen gibt es stets aktualisiert auf www.d21-leipzig.de.

D21 Kunstraum Leipzig
Demmeringstraße 21
04177 Leipzig
Fr – So, 15 – 19 Uhr, vom 25. Juni bis 4. Juli täglich
www.d21-leipzig.de

Über den D21 Kunstraum:

Seit 2006 befindet sich der D21 Kunstraum im Leipziger Westen. Der Kunstverein zeigt ein internationales Ausstellungsprogramm zeitgenössischer Kunst, vor allem aus den Bereichen Neue Medien, Installation, Fotografie und Performance. Der D21 Kunstraum versteht sich als Plattform und Experimentierfeld für Künstler:innen und Ausstellungsmacher/-innen. Das Ausstellungsprogramm wird ergänzt durch Experimentalfilmreihen, Symposien, Workshops, Lesungen und Konzerte.

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