Lange redete man darüber, passiert ist nicht viel. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte kooperieren die Oper Leipzig und die Schaubühne Lindenfels für das Musiktheaterprojekt "before night comes…" miteinander. Es ist eine Handreichung, die Freie Szene ins Boot der sogenannten „Hochkultur“ zu holen.

“Als Oper Leipzig möchten wir mit diesem Projekt ein bewusstes Signal setzen, dass wir Kultur in dieser Stadt nicht nur als ein Nebeneinander, sondern auch als ein Miteinander verstehen. Freie Szene und institutionalisierter Theaterbetrieb können dabei viel voneinander lernen und dadurch die Leipziger Theaterlandschaft bereichern“, sagt Prof. Ulf Schirmer, Intendant und Generalmusikdirektor der Oper Leipzig.

Das von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen geförderte Gemeinschaftsprojekt von städtischem Eigenbetrieb und Freier Szene besteht aus zwei Teilen, die sich ergänzen.

Im Mittelpunkt des ersten Teils stehen die schwedische Sopranistin Lisa Fornhammar und die spanische Tänzerin Alicia Varela Carballo, die über Gesang und Tanz, die Radikalität der Kompositionen von György Ligeti und Luciano Berio zum Ausdruck bringen. Neben Ligetis Cellosonate, “Hungarian Rock für Cembalo” und “Mysteries of the Macabre” wird u.a. Luciano Berios Sequenza per voce femminile zu hören sein. Singen, Schreien, Summen, Stöhnen, Flüstern, Lachen und Zischen sind Ausdruck menschlicher Gefühle und Haltungen, die beide Musikerneuerer nicht ohne Ironie in den Mittelpunkt Ihrer Kompositionen gestellt haben.

In der Inszenierung werden die Porträts dreier Frauen mitsamt ihren Hoffnungen und Sehnsüchten lebendig. Die “azione teatrale” verbindet barocke Arien, unter anderem von Barbara Strozzi und Claudio Monteverdi, mit den Kompositionen zweier Avantgardisten des 20. Jahrhunderts: György Ligeti und Luciano Berio. Wenn Monteverdi als „Erfinder der Oper” gelten kann, so ist Ligeti einer der wesentlichen Erneuerer der zeitgenössischen Musik und Berio einer der Revolutionäre des Musiktheaters.

Der erste Teil mit dem Titel „Preludio” wird im Mai auf der Probebühne II der Oper Leipzig gezeigt, der zweite Teil mit dem Titel „Tre Donne” folgt im Juni als Aufführung in der Schaubühne Lindenfels. Während sich in „Preludio” eine Tänzerin und eine Berio und Ligeti interpretierende Sängerin begegnen, wird in „Tre Donne” die Konstellation um eine Barocksängerin erweitert. Aus der Gegenüberstellung des musikalischen Materials und der sehr unterschiedlichen Ausdrucksformen der drei Frauenfiguren entsteht ein ästhetischer Spannungsbogen, dessen Gegensätze und  Verschmelzungen auf radikale Weise miteinander wirken.

Inszenierung und Konzept stammen von Kristof Spiewok, Spielleiter der Oper Leipzig. „Ich kann nicht wirklich erklären, wieso wir Ligeti, Berio und Barock kombinieren”, sagt er. „Allerdings finden diese Kombination alle Musiker sofort spannend. Das hängt sicher mit der Radikalität der Kompositionen von Berio, Ligeti sowie auch Nono und Stockhausen zusammen, die mit dem relativ Spröden des Frühbarocken irgendwie interagieren. Allein bei dem riesigen formalen Gegensatz scheint eines dem anderen jeweils das Wasser abzugraben: Das Barocke tendiert permanent zur Kadenz, also der Harmonie, der Auflösung, während die 60er-Jahre-Zeitgenossen voll größter Sprengkraft im Denken und im Ausdruckswillen sind – und dieser Clash beschreibt ästhetisch auch die Eckpunkte menschlichen Empfindens.”

Die musikalische Leitung übernimmt Christian Hornef, Studienleiter am Haus, der am Abend auch auf dem Klavier, Cembalo und der Orgel zu hören sein wird. Choreografin ist Francesca Stampone und für Bühne und Kostüme zeichnet Elisabeth Schiller-Witzmann verantwortlich.

Der erste Teil “Preludio” hat am Samstag, 16. Mai, 21:30 Uhr auf der Probebühne II des Opernhauses Premiere. Eine Vorstellung folgt am Sonntag, 17. Mai, 20:30 Uhr. Ein zweiter Teil unter dem Titel “Tre Donne” wird am 13. & 14. Juni in der Schaubühne Lindenfels aufgeführt.

Karten (8 Euro) erhalten Sie an der Kasse im Opernhaus, unter Tel: 0341 – 12 61 261 (Mo – Sa 10:00 – 19:00), per E-Mail: service@oper-leipzig.de oder im Internet unter http://www.oper-leipzig.de.

Preludio – Opernhaus Probebühne II
Premiere: 16. Mai, 21:30 Uhr (Einführung 21 Uhr)
Aufführung: 17. Mai, 20:30 Uhr (Einführung 20 Uhr)
Tre Donne – Schaubühne Lindenfels
Premiere: 13. Juni, 20 Uhr (Einführung 19:30 Uhr)
Aufführung: 14. Juni, 19 Uhr (Einführung 18:30 Uhr)

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