Das Programm der Cinémathèque Leipzig für die kommende Kinowoche, vom 27.8. bis .2.9.2020: Die mythenumwobene Wasserfrau Undine lebt in dieser Neuinterpretation in Berlin+++In einem futuristischen Gefängnisbau treffen verurteilte Gewaltstraftäter auf hochgradig bissige Hunde+++In Hongkong tragen Polizei und Triaden einen erbitterten Kampf um die Hoheit im Stadtstaat aus+++Kitanos Regieerstling ist ein fast bis zur Abstraktion reduziertes Kammerspiel um einen Polizisten, gegen den Dirty Harry wie ein Aushängeschild für Liberalismus und Duldsamkeit wirkt.

Undine

BRD 2020, Christian Petzold, 89 min, OmeU
mit Paula Beer, Franz Rogowski, Maryam Zaree

Die mythenumwobene Wasserfrau Undine lebt in dieser Neuinterpretation in Berlin. Ein kleines Apartment am Alexanderplatz, ein modernes Großstadtleben. Als ihr Freund sie verlässt, holt sie der Fluch ein, der dem Märchen nach auf ihr lastet: Wenn ihre Liebe verraten wird, muss sie den treulosen Mann töten und ins Wasser zurückkehren, aus dem sie einst gekommen ist.

Aber Undine widersetzt sich. Sie begegnet dem Industrietaucher Christoph und verliebt sich erneut. Undine muss sich ihrem Fluch stellen: Diese Liebe will sie nicht verlieren. Kunstvoll verbindet Christian Petzold die präzise Beobachtung von Alltagsgesten mit dem Rätselhaft-Überrealen und erzählt ein modernes Märchen in einer entzauberten Welt – die Geschichte einer Liebe auf Leben und Tod.

Do 27.8. / 20.00
Fr 28.8. / 20.00

Die Rüden

BRD 2019, Connie Walther, Hybridform, 104 min, OmeU
mit Nadin Matthews, Ibrahim Al-Khalil

In einem futuristischen Gefängnisbau treffen verurteilte Gewaltstraftäter auf hochgradig bissige Hunde. Testosteron und Aggressionspotential liegen schwer in der Luft. Mittendrin agiert die angstfreie Hundetrainerin Lu. Lus riskantes Resozialisierungs-Projekt bewegt sich jenseits von Fragen nach Täter und Opfer, nach Schuld und Sühne.

Damit wird es zum Sprengsatz für ein System, das Mensch wie Tier in „Gut“ und „Böse“ zu unterteilen sucht.. Im Grenzbereich zwischen Dokument und Fiktion angesiedelt, hinterfragt Connie Walthers außergewöhnlicher Film gesellschaftliche Vorstellungen von sogenannten „Kampfhunden“, Strafvollzug und (toxischer) Maskulinität.

Mo 31.8. / 20.00

Cops

High Noon
Fred Zinnemann, USA 1952, 85 min, englOV mit Gary Cooper, Grace Kelly

Im industrialisierten Osten der USA tobt die „Große Depression“, der kalifornische Goldrausch ist knapp zwanzig Jahre her, es sind grob Zeit und Gegend von Billy the Kid: Hadleyville um 1877. Der Marshal hat die Stadt gesäubert, eben geheiratet und den letzten Tag seines Dienstes; morgen kommt der Neue. Da wird mit dem Mittagszug ein eben begnadigter Gangster angekündigt, den der Marshal einst ins Gefängnis brachte.

In Echtzeit erzählt diese Ikone des Western vom Entscheiden und Position beziehen, von der Schwierigkeit, über sich selbst hinaus zu handeln, und damit einem grundsätzlichen gesellschaftlichen Problem: der Organisation des Miteinanderlebens. Dabei lässt sich der Film auch als Allegorie auf die politischen Verfolgungen der McCarthy-Administration lesen. … Der Titelsong ist heute noch ein Ohrwurm.

Di 1.09. / 19.00 zu Gast per Videotelefon: Filmwissenschaftler Johannes Binotto

Cops

Violent Cop

Sono otoko, kyôbô ni tsuki
Takeshi Kitano, Japan 1989, 103 min, OmU mit Takeshi Kitano, Maiko Kawakami, Makoto Ashikawa

Kitanos Regieerstling ist ein fast bis zur Abstraktion reduziertes Kammerspiel um einen Polizisten, gegen den Dirty Harry wie ein Aushängeschild für Liberalismus und Duldsamkeit wirkt. Mit abgeklärter Kaltblütigkeit folgt er einem minimalistischen (weil ausschließlich tödlichen) Ethos. Durch die Auseinandersetzung mit seinem kriminellen Gegenspieler erfährt der Wertekompass der Handlung eine vollständige Demontage, die Reihenfolge von Ursache und Wirkung ist aufgehoben und der „Held” wird zum Spiegelneuron des Bösen.

Der Soundtrack – irgendwo zwischen französischem Gangsterfilm der 1970er und Western – ist eine Modifikation von Saties „Gnossienne No. 1“. Dieser namentliche Verweis auf die grundsätzlich dualistische Verwandtschaft von Gut und Böse, Licht und Schatten findet seine Entsprechung auch im Einsatz von Licht im Film und deren symbolischer Zuordnung. Wenn film noir düster ist, dann ist VIOLENT COP das tiefste Schwarz.

Di 1.09. / 21.30

Cops

Detroit

Kathryn Bigelow, USA 2017, 144 min, OmU mit John Boyega, Will Poulter, Algee Smith u.a.

Detroit im Sommer 1967: Die Schwarze Bevölkerung sieht sich einer andauernden Diskriminierung ausgesetzt. Es mangelt an bezahlbarem Wohnraum, die Kriminalität steigt, rassistische Übergriffe der Polizei sind tägliche Realität. Nach einer Polizeirazzia kommt es zu einem der größten Bürger*innen-Aufstände in der Geschichte der USA, der in Gewalt eskaliert.

Oscar-Preisträgerin Kathryn Bigelow (THE HURT LOCKER) fokussiert in ihrem Filmdrama die Geschehnisse im Algier Motel. Während der Razzia starben dort drei Schwarze Menschen. Ein afroamerikanische Sicherheitsmann war als Zeuge vor Ort und bietet seine Hilfe bei der Aufklärung des Falles an. Doch bald stellt er fest, dass die Morde gar nicht aufgeklärt werden sollen. Stattdessen gerät er selbst ins Visier der Ermittlungen.

Mi 2.09. / 19.00, im Anschluss: „Aktuelle Entwicklungen deutscher Polizeien zur medialen und politischen Akteurin“. Veranstaltung in Kooperation mit CopWatch Leipzig.

Cops

Infernal Affairs

Andrew Lau, Alan Mak, HK 2002, 101 min, OmU mit Andy Lau, Tony Leung Chiu Wai, Kelly Chen

In Hongkong tragen Polizei und Triaden einen erbitterten Kampf um die Hoheit im Stadtstaat aus. Der junge, aufstrebende Polizist Lau ermittelt gegen einen Maulwurf in den eigenen Reihen. Yan, ein abgebrühter Gangster und die rechte Hand eines Triaden-Bosses, soll einen

Polizeispitzel enttarnen. Auf dieser Grundlage strickt der mit agonischer Überspannung temperierte Neo-Noir ein dichtes Vexierspiel um Gut und Böse, Richtig und Falsch. Kaleidoskopisch verfolgen wir ein permanentes Verlieren und Rekonstruieren von Identitäten. Das mehrfache Ineinanderspiegeln der Raum-Zeit-Ebenen mündet in einem verrückten Auflösungstwist. Über allem schwebt die Frage, deren Antwort – am Ende des Films, auf einem Dach hoch oben über den Straßen – tödlich sein wird: Wer bin ich?

Mi 2.09. / 21.00 Mit dieser Veranstaltung sind wir mit unserer Reihe „Cops“ zu Gast im Ost-Passage Theater!

Leipzig für Klugscheißer: Ein augenzwinkerndes Büchlein über Aha-Erlebnisse, populäre Irrtümer und unschlagbare Leipziger Legenden

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