E. L. Karhu beschreibt in ihrem neuen Auftragswerk für das Schauspiel Leipzig eine Symbiose zweier entgegengesetzter Figuren. Das System, das die beiden bilden, ist eines von Beobachten und Beobachtetwerden, in dem die Grenzen zwischen den Geschwistern mimetisch verschwimmen — und in das andere Personen willentlich-unwillentlich hineingezogen werden.

Was genau ist dieses geschwisterliche Doppelgestirn? Eine dysfunktionale Abhängigkeitsbeziehung? Ein Spiel aus Faszination für Absonderliches? Ein morbides soziologisches Experiment? Die Autorin schreibt zwischen und jenseits all dieser Kategorien, immer haarscharf am Horror vorbei, am Psychothriller, und meint doch den Schrecken des Alltäglichen, den kleinen Voyeurismus von nebenan, den Ekel, der morgens mit am Frühstückstisch sitzt.

E. L. Karhu gehört zu den erfolgreichsten gegenwärtigen Theaterautorinnen Finnlands. Nach der Deutschsprachigen Erstaufführung von „Prinzessin Hamlet“ und der Uraufführung von „Eriopis“ ist „Für meinen Bruder“ das dritte Stück Karhus, das auf der Bühne der Diskothek zu sehen ist.

Mit „Für meinen Bruder“ stellt sich Elsa-Sophie Jach als Regisseurin dem Leipziger Publikum vor. Sie hat Regie an der Theaterakademie Hamburg und Szenisches Schreiben an der UdK Berlin studiert und wurde 2018 für „Das Erdbeben in Chili“ am Deutschen Schauspielhaus Hamburg von der Zeitschrift Theater heute als Nachwuchsregisseurin des Jahres genannt. Ihre Inszenierung von Thomas Köcks „die zukunft reicht uns nicht (klagt, kinder, klagt!)“, die sie gemeinsam mit Thomas Köck realisierte war für den Nestroy 2018 nominiert und zu den Autorentheatertagen am Deutschen Theater Berlin eingeladen.

Für meinen Bruder (UA)

Auftragswerk des Schauspiel Leipzig

Von E.L. Karhu

Regie: Elsa-Sophie Jach

Premiere am 16. April 2022 um 20 Uhr, Diskothek

Mit: Thomas Braungardt, Patrick Isermeyer, Amal Keller, Teresa Schergaut

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