Warum das Interesse an VPNs 2025 explodiert ist

2025 könnte als das Jahr der VPNs in die Geschichte eingehen. Kaum ein anderes digitales Werkzeug hat in so kurzer Zeit so viel Aufmerksamkeit gewonnen. Neue Gesetze, Social-Media-Verbote und zunehmende Überwachung haben weltweit einen Run auf virtuelle private Netzwerke ausgelöst.

Laut einer Auswertung von Statista auf Basis von Daten des Anbieters Top10VPN ist die Nachfrage in manchen Ländern um mehrere Tausend Prozent gestiegen. In Zahlen: ein Plus von rund 7000 % weltweit. Der Grund ist selten reine Technikbegeisterung – meist steckt politischer oder gesellschaftlicher Druck dahinter.

Wo das Interesse am stärksten wächst

Besonders auffällig ist der Anstieg in Ländern, in denen der Zugang zu Online-Inhalten plötzlich eingeschränkt wurde oder in denen neue Gesetze den Datenschutz ins Wanken bringen.

Land Zuwachs im VPN-Interesse Auslöser
Nepal +2.892 % Sperrung sozialer Medien während politischer Unruhen
Vereinigtes Königreich +1.987 % Altersverifikation durch das Online Safety Act
USA +827 % Temporäre TikTok-Sperre und Diskussion um ID-Pflicht für Erwachsene
Iran +707 % Internetblockaden im Zuge von Protesten
Frankreich +570 % Einführung neuer Alterskontrollen für Websites
Türkei +188 % Einschränkungen sozialer Plattformen
Indien +72 % Blockierung von Inhalten mit Bezug zu Pakistan

Diese Zahlen stehen weniger für tatsächliche VPN-Nutzung als für Suchvolumen – sie zeigen, wie rasant das Interesse anspringt, sobald Regierungen am digitalen Zugang schrauben.

Von Datenschutz zu Panik-Download

VPNs waren ursprünglich Werkzeuge für IT-Profis und Datenschutz-Enthusiasten. Heute greifen Millionen Menschen zu ihnen, sobald sie das Gefühl haben, jemand könnte ihnen online zu nahe treten. Doch dieser Boom hat auch eine Kehrseite: der Markt wird überschwemmt von minderwertigen oder sogar gefährlichen Gratis-Apps.

Eine groß angelegte Untersuchung von Zimperium zLabs, die 800 kostenlose VPN-Apps analysierte, zeigte, dass viele dieser Programme eher Risiken schaffen, als sie zu beseitigen. Veraltete Kryptobibliotheken, schwache Verschlüsselung und fragwürdige Berechtigungen sind keine Ausnahme – sondern Alltag.

Übersicht der wichtigsten Sicherheitsprobleme

Gefundene Schwachstelle Anteil der Apps Risiko für Nutzer
Alte OpenSSL-Versionen ca. 12 % Anfällig für Heartbleed-ähnliche Angriffe
Fehlender Privacy Manifest (iOS) ~25 % Verstoß gegen Apple-Datenschutzregeln
Übermäßige Berechtigungen ~30 % Zugriff auf Mikrofon, Standort, Systemprotokolle
Private iOS-Entitlements >6 % Potenzieller Zugriff auf Systemebene
MitM-Schwachstellen ~1 % Möglichkeit, Datenverkehr abzufangen

Viele dieser Apps versprechen „militärische Verschlüsselung“ oder „vollständige Anonymität“, während sie gleichzeitig Daten weiterverkaufen oder unverschlüsselt übertragen.

Warum so viele Nutzer die falsche Wahl treffen

Es gibt zwei Hauptgründe, warum Millionen auf unsichere VPNs hereinfallen: Eile und Kostenlos-Mentalität.

Wenn soziale Netzwerke blockiert oder Websites gesperrt werden, wollen Menschen sofort wieder Zugriff. Sie laden, was ihnen im App Store zuerst begegnet – und prüfen weder Anbieter noch Herkunft. Gleichzeitig gilt: Wenn etwas gratis ist, bezahlt man oft mit den eigenen Daten. Viele kostenlose VPNs verdienen ihr Geld durch Werbung, Tracking oder das Weitergeben von Nutzungsstatistiken.

Ein weiterer Faktor ist das fehlende Wissen über technische Hintergründe. Begriffe wie „Zero Trust“, „Tunnelprotokolle“ oder „Endpunktmanagement“ sagen den meisten wenig. So landet schnell eine App auf dem Handy, die mehr Schaden anrichtet als Nutzen bringt.

Unternehmen im Dilemma – BYOD als Risiko

Auch Unternehmen spüren die Folgen. Immer mehr Mitarbeiter nutzen private Geräte im Job („Bring Your Own Device“, kurz BYOD). Sobald ein unsicheres VPN auf so einem Gerät läuft, kann es zum Einfallstor für Angriffe werden.

David Matalon, CEO von Venn, fasst es so zusammen:

„Der klassische Sicherheitszaun ist verschwunden. Heute geht es nicht mehr darum, Geräte zu schützen, sondern Arbeitsumgebungen.“

Ein einziges kompromittiertes Smartphone kann ausreichen, um in ein Firmennetz einzudringen. Die Lösung: klare Richtlinien, welche VPNs erlaubt sind, und strenge Kontrolle über installierte Apps.

iPhones sind auch nicht unantastbar

Selbst auf iOS, das gemeinhin als „sicher“ gilt, fanden die Forscher problematische VPNs. Mehr als sechs Prozent der Apps baten um private Systemrechte, die ihnen eigentlich gar nicht zustehen.

Unklar bleibt, ob Apple diese Anfragen überhaupt genehmigte – aber schon die Tatsache, dass sie gestellt wurden, zeigt: viele Entwickler ignorieren die Sicherheitsregeln bewusst.

Brandon Tarbet von Menlo Security erklärte, das Problem liege tiefer:

„Geräteverwaltung ist das Minimum. Entscheidend wird künftig der Schutz auf Ebene der Webinhalte selbst.“

Sprich: selbst ein scheinbar sicheres Gerät kann Daten verlieren, wenn Apps unkontrolliert im Hintergrund arbeiten.

Alte Technik, neue Gefahren

James Maude von BeyondTrust bezeichnet VPN-Technologien als „notwendiges Übel“. Sie sollen Sicherheit schaffen, können aber schnell selbst zum Risiko werden – vor allem, wenn Angreifer über gestohlene Zugangsdaten in Netzwerke eindringen.

In Zeiten von Zero Trust-Architekturen, wo kein Gerät automatisch als vertrauenswürdig gilt, sehen viele Firmen klassische VPNs mittlerweile kritisch.

Vishrut Iyengar von Black Duck ergänzt:

„Erschreckend viele Unternehmens-Apps verzichten noch immer auf Basics wie Code-Verschleierung oder sichere Datenspeicherung. Das öffnet Angreifern Tür und Tor.“

Kurz gesagt: die Sicherheitslücke sitzt nicht nur im Code, sondern oft auch im Verständnis dessen, was Sicherheit eigentlich bedeutet.

Wenn Regulierung Vertrauen schafft

Eine der effektivsten Maßnahmen gegen diese Risiken wäre eine bessere Kontrolle der App-Stores. Entwickler sollten verpflichtet werden,

  • ihre Identität offenzulegen,

  • Serverstandorte transparent zu machen,

  • und unabhängige Sicherheitsprüfungen vorzulegen, wenn sie Verschlüsselung anbieten.

Auch Apple und Google könnten mehr tun, etwa strengere Prüfprozesse für VPN-Apps oder Warnhinweise bei übermäßigen Berechtigungen.

Bis das geschieht, sind Nutzer selbst in der Verantwortung, genauer hinzuschauen.

Wie man ein sicheres VPN erkennt

Hier ein kurzer Leitfaden für alle, die nicht in die Falle tappen wollen:

  1. Nur bekannte Anbieter wählen – idealerweise mit Sitz in einem Land mit starken Datenschutzgesetzen.

  2. Audits lesen – seriöse VPNs veröffentlichen externe Prüfberichte.

  3. Berechtigungen prüfen – keine App braucht Zugriff auf Kamera oder Mikrofon.

  4. Standorte verstehen – Server in Ländern mit schwachem Datenschutz meiden.

  5. Keine Namenlosen Entwickler – Fehlt im App Store ein Impressum, Finger weg.

  6. Regelmäßige Updates – veraltete Apps sind ein Einfallstor.

  7. Kostenlose Angebote kritisch sehen – wer nichts bezahlt, zahlt oft mit seinen Daten.

Für Unternehmen gilt zusätzlich: App-Freigaben zentral verwalten und Mitarbeitende regelmäßig schulen.

Politik und Kontrolle als Treiber

Die Ursachen des VPN-Booms 2025 sind überall ähnlich: staatliche Eingriffe ins Netz.

  • In Nepal etwa wurde der Zugang zu sozialen Netzwerken beschränkt, um Proteste zu unterdrücken.

  • In Iran wurden VPNs zum Überlebenswerkzeug, weil Kommunikation sonst kaum möglich war.

  • In Großbritannien und Frankreich sorgten neue Altersverifikationsgesetze dafür, dass selbst harmlose Webseiten plötzlich blockiert wurden.

Und in den USA löste die zeitweilige TikTok-Sperre im Januar 2025 einen massiven Anstieg der VPN-Suchen aus. Obwohl sie längst aufgehoben ist, planen einige Bundesstaaten neue ID-Pflichten für Online-Inhalte – was das Thema wohl weiter antreiben wird.

Was am Ende bleibt

VPNs sind längst kein Nischenwerkzeug mehr. Sie sind Symptom einer Welt, in der Privatsphäre zu einem Luxus geworden ist.

Aber: Nicht jedes VPN schützt, und nicht jede Blockade lässt sich damit sauber umgehen. Viele Nutzer unterschätzen die Komplexität dieser Technologie – und die Dreistigkeit mancher Anbieter.

Wer seine Privatsphäre wirklich ernst nimmt, sollte bereit sein, etwas Geld und Zeit in die Auswahl zu investieren. Ein VPN kann ein starker Schutzschild sein – oder ein Trojanisches Pferd.

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