Wenn der Postbote nicht mehr kommt, beginnt der Stress. Das erlebten seit Anfang August die Bewohner der Leipziger Buntgarnwerke. Immerhin 350 Wohneineiten, touristisch attraktiv, herrlich gelegen an der Weißen Elster. Aber auf einmal vermissten immer mehr Bewohner wichtige Postsendungen. Sie kamen einfach nicht an. „Hier zu leben wird für hunderte Bewohner der über 350 Haushalte wegen der Deutschen Post langsam existenzbedrohend“, schrieben uns mehrere Bewohner.

Auch wenn sie nicht wussten, was wirklich passiert war. „Die Deutsche Post hat die Postzustellung für über 350 Haushalte faktisch komplett, ohne Ankündigung & andauernd eingestellt! Seit mehr als 14 Tagen bleiben die Briefkästen einfach leer. Ohne Ankündigung, erst nach und nach ist es aufgefallen. Briefe & Lieferungen wurden vermisst“, beschrieben sie das beängstigende Phänomen, das freilich auch zeigt, wie wichtig es ist, dass Dienstleistungen wie die Postzustellung in Deutschland funktionieren.

„Auch wenn die Briefe wie gesetzlich gefordert die korrekten Zustellangaben/Meldeadressen (Firma, Vorname, Nachname, Straße, Hausnummer, PLZ, Stadt) enthalten und auch an den Briefkästen diese Angaben korrekt & gut lesbar angebracht sind, stellt die Post diese Postdokumente (…) mehr zu.“

Keine Post mehr an diese Hausnummer?

Vorsätzlich, vermuteten sie. Auch Nachfragen bei verschiedenen zuständigen Briefträgern brachten keine Aufklärung. Im Raum stand sogar, das wäre gar eine „interne Anweisung von den Vorgesetzten des Deutsche Post Zustellstützpunkt 131 in Leipzig.“

Lag es gar an den fehlenden Wohnungsnummern auf den Postsendungen? Denn immerhin findet man hier 350 Adressaten unter einer einzigen Hausnummer.

Aber dem war nicht so, teilt uns auf Nachfrage die Deutsche Post selbst mit.

„Die Deutsche Post stellt in der Metropolregion Leipzig derzeit sehr stabil und zuverlässig zu. Es gibt kaum Kundenreklamationen“, teilt uns Mattias Persson aus der Post-Pressestelle mit. Und der spezifische Fall aus der Holbeinstraße sei auch bekannt.

Das Problem ist keine Anweisung, ausgerechnet diese Adresse nicht mehr zu bedienen.

Wenn der Stammpostbote ausfällt

Das Problem ist ein ganz Menschliches, wie Persson mitteilt: „Leider ist der langjährige Stammzusteller dieses Bezirkes langzeiterkrankt. Die Vertretungskräfte kannten noch nicht alle Details der Vor-Ort-Gegebenheiten und einzelne Sendungen konnten dem richtigen Briefkasten nicht eindeutig zugeordnet werden und wurden an den Absender zurückgeschickt. â€“ Der Sachverhalt und die weitere Vorgehensweise wurde mit allen Beteiligten im Zustellstützpunkt ausgewertet und unmittelbare Maßnahmen eingeleitet, damit die künftige Zustellung wieder mit der gewohnt hohen Qualität erfolgt.“

Was eben auch zeigt, wie viel Wissen über ganz konkrete örtliche Gegebenheiten verloren geht, wenn Stammzusteller ausfallen. Sie kennen ihr Revier wie ihre Westentasche. Selbst dann, wenn sie es mit so einer großen Wohnanlage wie den ehemaligen Buntgarnwerken zu tun haben. Und dieses Wissen fehlt dann oft den Vertretungen oder den Nachrückern im Verteilrevier.

Das hat dann ganz offensichtlich genau die dramatischen Effekte, welche die Bewohner des Wohnkomplexes erlebten.

Aber ganz abgehängt waren sie trotzdem nicht, versichert Persson: „Einen vollständigen Zustellstopp können wir allerdings ausschließen. Wir bedauern die entstandenen Unannehmlichkeiten, die keineswegs die gewohnt hohe Zustellqualität, für die unser Unternehmen bekannt ist, widerspiegelt.“

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