Nitratbelastung im Grundwasser ist eindeutig ein Problem der modernen Landwirtschaft. Das zeigt auch die neue Karte zur Nitratbelastung, die der VSR-GewÃĪsserschutz erstellt hat. Die rote Farbe fÞr die hochgradig belasteten GrundwasserkÃķrper befindet sich sÃĪmtlich in landwirtschaftlich intensiv bewirtschafteten Regionen. Und Sachsen-Anhalt und Nordwestsachsen gehÃķren zu diesen hochgradig belasteten Regionen.

Der VSR-GewÃĪsserschutz ruft mit seiner neuen Nitratkarte alle Agrar- und Umweltminister der BundeslÃĪnder dazu auf, endlich dafÞr zu sorgen, dass den nÃĪchsten Generationen unbelastetes Brunnenwasser zum Planschen und Gießen zur VerfÞgung steht. Am 24. November wird es eine entsprechende Sitzung des Bundesrates geben, das Problem ist auf oberster Ebene angekommen – endlich.

Die Messwerte der letzten fÞnf Jahre verdeutlichen, dass die Politiker bisher viel zu wenig unternommen haben, um die Nitratkonzentrationen im Grundwasser zu senken. Die UmweltschÞtzer stellten bei ihren Messungen deutschlandweit in jeder fÞnften Brunnenprobe mehr als 50 Milligramm pro Liter Nitrat fest.

„Es besteht die Gefahr, dass bei der GÞlleausbringung auch in Zukunft große NÃĪhrstoffmengen verloren gehen und im Grundwasser als Nitrat verschwinden“, erklÃĪrt dazu Susanne Bareiß-GÞlzow, Vorsitzende im VSR-GewÃĪsserschutz.

Was ist der VSR? Bis Ende 2003 hieß der VSR-GewÃĪsserschutz noch „Verein zum Schutze des Rheins und seiner NebenflÞsse“. Dieser entstand Anfang der 80-iger Jahre als Zusammenschluss verschiedener BÞrgerinitiativen am Rhein und Main. Auf Anregung der BÞrger wurde das Untersuchungsgebiet ausgedehnt und der Name des Verbandes in VSR-GewÃĪsserschutz geÃĪndert.

In diesem Jahr wurden nun endlich die DÞngeverordnung und das DÞngegesetz novelliert. Es fehlt aber immer noch die Stoffstrombilanz, die ab Januar 2018 fÞr Betriebe mit GÞlle gelten soll. Das Dauerproblem: Massentierhaltungen fÞhren dazu, dass viel zu viel GÞlle produziert wird und letztendlich auf den Feldern landet. Die Ausbringung orientiert sich hÃĪufig nicht am NÃĪhrstoffbedarf der Pflanzen, sondern an der Notwendigkeit, die GÞllelager zu leeren.

Bisher lÃĪsst sich der Verbleib der GÞlle schlecht kontrollieren, weil nicht klar ist, wie viel davon in den Betrieben Þberhaupt anfÃĪllt. Hier sind die Politiker gefordert, Maßnahmen zu verankern, damit der Stickstoff aus der GÞlle als NÃĪhrstoff bei den Pflanzen landet und nicht in der Umwelt.

Eben solche Maßnahmen kÃķnnen die Minister der LÃĪnder am 24. November im Bundesrat beschließen. Im Vorfeld drÃĪngte dessen Agrarausschuss jedoch darauf, die NÃĪhrstoffverluste in die Umwelt Þbergangsweise zu tolerieren.

Es stellt jedoch einen gravierenden Unterschied dar, ob die erlaubte DÞngergabe auf den Feldern dem entspricht, was die Pflanzen laut DÞngeverordnung benÃķtigen, oder ob bis zu 50 % mehr NÃĪhrstoffe erlaubt sind, die dann in die Umwelt verschwinden. Wobei das Wort „verschwinden“ wirklich richtig falsch ist, viele Belastungen landen am Ende immer im Trinkwasser und die Wirkung hÃĪlt Þber immer neue Erdeintragungen Jahrzehnte an.

Nitratkarte: der Ausschnitt mit den hochgradig belasteten Regionen in ThÞringen, Sachsen-Anhalt und Nordwestsachsen. Karte: VSR
Nitratkarte: der Ausschnitt mit den hochgradig belasteten Regionen in Sachsen-Anhalt und Nordwestsachsen. Karte: VSR

„Wir sind schockiert. Agrarpolitiker gewichten die wirtschaftlich orientierten Interessen der Agrarlobbyisten, welche die HÃĪlfte der Stickstoffmenge im Untergrund verschwinden lassen wollen, wieder hÃķher als die Meinung der Wissenschaftler. Diese fordern keinen Abzug in der Bilanz fÞr in die Umwelt gelangenden Stickstoffe“, kritisiert Susanne Bareiß-GÞlzow.

Die hohen Verluste, die man bei der GÞlleausbringung zugestehen mÃķchte, entsprechen nicht mehr dem Stand der Technik.

Viele Landwirte kÃķnnen bereits heute effizienter mit GÞlle dÞngen. Sie haben eine bodennahe Ausbringungsmethode, dÞngen nur dann, wenn die Pflanzen die NÃĪhrstoffe auch benÃķtigen, und kennen die genauen Stickstoffgehalte ihrer GÞlle.

FÞr diese Landwirte war es schon vor Jahren an der Zeit, in neue Techniken und Methoden zu investieren. Sie wollen das Grundwasser nicht mit Nitraten belasten und wussten schon lÃĪnger, dass mit der neuen DÞngeverordnung strengere Vorschriften auf sie zukommen. Dementsprechend versuchen sie auch, die Öffentlichkeit davon zu Þberzeugen, dass GÞlle zukÞnftig keine Umweltbelastung darstellen muss.

Einige Politiker haben das Potential der neuen Techniken jedoch absurderweise noch nicht erkannt. Damit werden die BemÞhungen dieser Landwirte fÞr den Umweltschutz zunichte gemacht.

Der VSR-GewÃĪsserschutz lehnt es ab, wertvolle Zeit zu vergeuden und alte, gewÃĪsserbelastende Praktiken in der Landwirtschaft weiter zu unterstÞtzen. Die alarmierenden Daten auf der Karte des Vereins sollten fÞr den Bundesrat Grund genug sein, den Forderungen der Agrarlobbyisten nicht nachzugeben und sich fÞr eine Verordnung im Sinne der Umwelt zu entscheiden.

Die Daten des VSR bestÃĪtigen die Messergebnisse des zustÃĪndigen sÃĪchsischen Bundesamtes. Nur weigert sich der Umweltminister bislang, das Thema Þberhaupt zur Kenntnis zu nehmen mit dem Hinweis, die Einflussgebiete fÞr die GrundwasserkÃķrper seien zu groß und die mÃķglichen Quellen zu diffus, um tÃĪtig werden zu kÃķnnen.

Die Nitratkarte des VSR.

 

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