Eigentlich sollte es mal ein leistungsstarker Passagierflughafen werden. Doch auch schon vor Corona kam Leipzig/Halle beim Passagieraufkommen nicht über die 2. Liga hinaus. Die massiven Reiseeinschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie haben erst recht deutlich gemacht, dass der mitteldeutsche Flughafen eigentlich nicht wirklich in die Zeit passt, auch wenn das Luftfrachtaufkommen in der Corona-Zeit sogar noch anstieg.

Das Fluggastaufkommen an den beiden mitteldeutschen Flughäfen Dresden und Leipzig/Halle liegt infolge der Corona-Pandemie im ersten Halbjahr deutlich unter dem Vorjahreswert, meldete am 22. Juli die Mitteldeutsche Airport Holding. Insgesamt nutzten von Januar bis Juni 573.326 Passagiere die beiden Airports, 69,1 % weniger als im Vergleichszeitraum 2019. Von April bis Juni kam der Passagierverkehr teilweise völlig zum Erliegen. So verzeichneten die Mitteldeutschen Flughäfen im Juni einen Rückgang von 98,7 % gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahrs.

Dass der Flughafen Leipzig/Halle im Kampf gegen die Corona-Pandemie eine zentrale Stellung bei der Versorgung der Bevölkerung einnimmt, zeigt hingegen das Frachtaufkommen, das im ersten Halbjahr um vier Prozent stieg, so die Mitteldeutsche Flughafen AG (MFAG).

Flughafen Leipzig/Halle: Der Flughafen Leipzig/Halle verzeichnete im ersten Halbjahr 333.340 Fluggäste und damit 70,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Monat Juni betrug der Rückgang mit 1.531 Fluggästen sogar satte 99,4 %. Mit 31.188 Starts und Landungen ging die Zahl der Flugbewegungen am Flughafen Leipzig/Halle um 19,3 % zurück.

Flughafen Dresden: Am Flughafen Dresden lag das Passagieraufkommen von Januar bis Juni mit 239.986 Fluggästen 66,6 % unter dem Vorjahreswert. Im Monat Juni wurden 4.027 Fluggäste und damit 97,4 % weniger als im Vorjahresmonat registriert. Mit 7.188 Starts und Landungen sank die Zahl der Flugbewegungen um 48,7 % unter das Vorjahresniveau.

Luftfrachtaufkommen in LEJ wächst weiter deutlich

Gegen den deutschlandweiten Negativtrend beim Cargoaufkommen wächst Europas fünftgrößtes Cargo-Drehkreuz Leipzig/Halle weiterhin stabil, meldete die MFAG. Das Luftfrachtaufkommen erhöhte sich im ersten Halbjahr um vier Prozent auf 633.856 Tonnen. Im Juni stieg der Frachtumschlag am Leipzig/Halle Airport im Vergleich zum Vorjahresmonat sogar um 16,1 % auf 114.367 Tonnen.

Die Begründung der Flughafengesellschaft: „Der Airport sichert mit dieser positiven Entwicklung die für Mitteldeutschland so wichtigen Logistik- und Versorgungsketten für Bevölkerung und Wirtschaft. Getragen wird das Wachstum einerseits durch das Expressfrachtgeschäft von DHL. Andererseits entwickeln sich auch die Bereiche Fracht- und Spezialcharter, unter anderem mit Hilfs- und Versorgungsflügen, positiv.“

Was so allgemein nicht wirklich beschreibt, was im Expressfrachtgeschäft tatsächlich geschieht. Denn vieles, was bei DHL als Expressfracht transportiert wird, hat mit der Versorgung der mitteldeutschen Wirtschaft nichts zu tun. Oft werden Expressladungen nur umgeladen, sind Teil von Lieferketten, mit denen der Online-Handel seinen Kunden schnelle Lieferungen „overnight“ verspricht, auch wenn die Produkte nur in Versandzentren in Tschechien (wie jüngst berichtet) ausgeliefert, nach Leipzig gefahren und dann nach Frankfurt geflogen werden. Es handelt sich zu einem großen Teil um Lieferungen, die auch auf Rädern und Schienen verschickt werden könnten und vor allem mit deutlich weniger CO2-Emissionen.

Natürlich profitierte der Frachtflughafen auch davon, dass mehr Menschen sich im Shutdwon, als viele Ladengeschäfte geschlossen waren, ihre Konsumwünsche online erfüllten, während die Wirtschaft selbst in weiten Teilen herunterfuhr und weniger Lieferungen in Auftrag gab.

Pro Woche gab es im ersten Halbjahr rund 1.000 Starts und Landungen im Frachtverkehr auf dem Flughafen Leipzig/Halle, betont die Flughafengesellschaft noch. Die meisten gab es freilich in den Abend- und Nachtstunden. Und mit Klimafreundlichkeit hat dieser wachsende Frachtbetrieb durch die Luft auch nichts zu tun.

Weshalb es heute die nächste Demonstration gegen dieses überholte Modell subventionierter Frachtfliegerei geben wird.

Die Ankündigung der Demonstration

Am heutigen Freitag, 24. Juli, demonstrieren Fridays for Future und das „Aktionsbündnis für Klima- und Lärmschutz und sofortigen Ausbaustopp“ gegen den Ausbau des Frachtflughafens Leipzig/Halle. Dieser soll zu einem der größten europäischen Frachtflughäfen heranwachsen und sein Flugaufkommen bis 2032 um 50 % steigern.

Dabei ist der Flughafen Leipzig-Halle (LEJ) bereits jetzt der dreckigste, lauteste und klimaschädlichste Flughafen Deutschlands (pro Start/Landung). Dass ausgerechnet dieser Flughafen in Zeiten der Klimakrise auch noch ausgebaut werden soll, wollen die Initiativen nicht hinnehmen. Mit der Demonstration fordern sie nicht nur den Ausbaustopp des LEJ, sondern auch ein Nachtflugverbot. Anstatt weiter auf klimaschädliche Verkehrsträger zu setzen, müssen jetzt die Weichen hin zu einer Verkehrswende gelegt werden.

Die Demonstration startet um 14 am Richard-Wagner-Platz und führt am Neuen Rathaus vorbei zur Harkortstraße. Die Abschlusskundgebung wird auf der Dufourstraße abgehalten. Es sind fünf Redebeiträge eingeplant, darunter von der Bürgerinitiative „Gegen die neue Flugroute“, von „Health for Future“, von der Initiative „Am Boden bleiben“, von „Extinction Rebellion“ und von „Service Civil International“. Die Initiativen rufen dazu auf symbolisch Papierflieger durch die Stadt zu tragen.

Petition gegen den Ausbau des Frachtflughafens Leipzig/Halle gestartet

Petition gegen den Ausbau des Frachtflughafens Leipzig/Halle gestartet

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