Die Zeit läuft davon. Wenn der von Putin ausgelöste Krieg und der russische Gasstopp etwas in brutaler Klarheit gezeigt haben, dann die enorme Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von billigem Erdgas. Und das trifft auch auf zahlreiche Leipziger Unternehmen zu, die jetzt mit saftigen Gasrechnungen konfrontiert sind, während die mitteldeutsche Wasserstoffregion noch längst nicht steht, wie IHK-Präsident Kristian Kirpal am Mittwoch, dem 9. November, betonte.

Doch dass die Zukunft Wasserstoff heißen muss, ist für die Energieunternehmen in der Region längst klar. Anders wird die Region nicht klimaneutral, ganz zu schweigen davon, dass nur mit einer klimafreundlichen heimischen Energieerzeugung auch die Abhängigkeit von Staaten wie Russland aufgelöst wird.

Und dabei geht es natürlich auch um die Frage, wie der – grün produzierte – Wasserstoff dann künftig zu den Abnehmern kommt. Denn dazu braucht es Leitungen. Stichwort: Infrastruktur.

Und bei dieser Frage haben sich jetzt drei mitteldeutsche Energieunternehmen zusammengetan: Netz Leipzig, Ontras und Mitnetz Gas wollen zukünftig gemeinsam die Wasserstoffinfrastruktur für Mitteldeutschland entwickeln. In einer Absichtserklärung wurde dies am 3. November 2022 unterzeichnet. Ziel ist es, in den kommenden Jahren den gemeinsamen Aufbau der Wasserstoffnetzinfrastruktur voranzutreiben bzw. die heutige Erdgasinfrastruktur zu einer Wasserstoffinfrastruktur in der Region um- und aufzubauen.

„Schlüssel für die energetische Zukunftsfähigkeit“

„Energie aus Wasserstoff ist ein Schlüssel für die energetische Zukunftsfähigkeit unserer Region. Wir alle haben ein Interesse, die Zusammenarbeit bei der Realisierung des überregionalen und regionalen Wasserstoffnetzes im Raum Leipzig zu vertiefen. Als Leipziger Unternehmen ist es uns ein besonderes Anliegen, die Wasserstoffinfrastrukturen in der Stadt Leipzig zu entwickeln“, erklärte aus diesem Anlass Andreas Kühnl, Geschäftsführer der Netz Leipzig. Diese betreibt u.a. die Gasnetze im Geschäftsbereich der Stadtwerke Leipzig.

Und Uwe Ringel, Geschäftsführer der Ontras, dem für Erdgasleitungen zuständigen Unternehmen unterm Dach der VNG, ergänzte: „Als Fernleitungsnetzbetreiber wollen wir die Region Leipzig mit den anderen Wasserstoffzentren vernetzen. Eingebunden in den entstehenden European Hydrogen Backbone schaffen wir die technischen Voraussetzungen für eine hohe Flexibilität und Versorgungssicherheit. Unsere heute unterschriebene Erklärung beschreibt dabei die Rollen der jeweiligen Partner anhand ihrer Spezialisierungen für die Planung und Realisierung eines Wasserstoffnetzes im Raum Leipzig. Jedes Unternehmen bringt sein spezielles Know-how ein – zum Nutzen aller.“

Dirk Sattur, technischer Geschäftsführer der Mitnetz Gas, fasst aus seiner Sicht zusammen: „Als regionaler Gasverteilnetzbetreiber in Mitteldeutschland haben wir das Know-How, schnell eine Wasserstoffinfrastruktur vor Ort aufbauen zu können. Ziel ist es, die Transformation unseres Gasverteilnetzes und der Anlagen unserer Kunden auf Basis bestehender Ressourcen und Assets unkompliziert und zeitnah zu ermöglichen. Beispielsweise müssen Leitungen gesamthaft betrachtet und umgestellt, erweitert oder angepasst werden. Wir schaffen das nur mit unseren Partnern und Kommunen gemeinsam.“

Das Erdgassystem muss weiterentwickelt werden

Zum aktuellen Zeitpunkt beabsichtigen die Unternehmen, in ihren Rollen das heutige Erdgassystem zu einer Wasserstoffinfrastruktur weiterzuentwickeln. Denn die vorhandenen Erdgasleitungen kann man natürlich auch zum Aufbau einer Wasserstoff-Versorgung umnutzen.

„Ich freue mich sehr, dass diese drei großen Netzbetreiber in Sachsen das Zukunftsthema Wasserstoff gemeinsam zum Erfolg führen wollen. Das schafft die Grundlagen für die Dekarbonisierung unserer Wirtschaft und die Ansiedlung neuer, innovativer Unternehmen. Wir werden diese Zusammenarbeit nach Kräften unterstützen“, begrüßte Sachsens Energie- und Klimaschutzminister Wolfram Günther die sich anbahnende Kooperation.

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Es gibt 2 Kommentare

Hoffentlich wissen die Akteure (vor allem unser Ministerpräsident) auch, dass Grüner Wasserstoff nicht einfach so aus der dann ertüchtigten Pipeline kommt – – – der muss aus überschüssigen erneuerbaren Quellen (Sonne und Wind) kommen !!! Davon redet aber nie jemand. – Ich verstehe den Hype des H2 ncht wirklich – bin ja auch kein Fach mann, sondern nur mit gesundem Menschenverstand unterwegs. Wir brauchen mehr Windkraft !!! Punkt

“Denn die vorhandenen Erdgasleitungen kann man natürlich auch zum Aufbau einer Wasserstoff-Versorgung umnutzen.” Man kann die vorhandenen Erdgasleitungen nicht zum Aufbau einer grün produzierten Wasserstoff-Versorgung umnutzen, wie auch? Wasserstoff geht m.E. derzeit wirtschaftlich zu max. 30% in Erdgasleitungen. Also nix mit Umnutzung der vorhandenen Erdgasleitungen auf 100 % grün produzierten Wasserstoff für die Masse. Wie und wo der Wasserstoff in Menge produziert werden steht auch noch in den Sternen, oder im backbone.

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