Am Samstag, 22. September, ist in vielen Kommunen Europas "Autofreier Tag". In Leipzig sträubte man sich in der Vergangenheit stets, einen solchen Tag ganz offiziell zu veranstalten. Denn: So ein Tag setzt Zeichen. Er zeigt, dass ein Tag ohne Auto problemlos möglich ist. Der Leipziger Ökolöwe und der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) rufen jetzt für Samstag, 22. September, um 16 Uhr zu einer Fahrrad-Demo auf dem Augustusplatz auf.

Motto: “10 Euro für den Radverkehr”. Der Hintergrund für die Demonstration sind die geplanten Kürzungen seitens des Bundes und des Freistaates Sachsen bei den Mitteln für den Radwegebau. Auch Leipzig glänzt noch nicht als Fahrrad-Stadt.

Die Stadt Leipzig will die Mittel für den Radverkehr im kommenden Jahr auf 5 Euro pro Einwohner, also insgesamt 2,65 Millionen Euro erhöhen. Dies ist aus Sicht der Verbände ein erster richtiger Schritt, reiche jedoch für eine eigenständige Radverkehrsförderung bei weitem nicht aus. Derzeit richte sich der Radwegebau vornehmlich nach Straßenbauvorhaben für den Autoverkehr. Dies führe zu einem Flickenteppich mit vielen Lücken im zu entwickelnden Radwegenetz.

“Die Stadt Leipzig ist auf dem richtigen Weg, wenn sie den entsprechenden Stadtratsbeschluss wirklich umsetzt und die Mittel für den Radverkehr anhebt. Allerdings entspräche das dann immer noch nur etwa 5 Prozent des Verkehrsetats”, sagt Tino Supplies, verkehrspolitischer Sprecher des Ökolöwen. “Schaut man sich echte Fahrrad-Städte wie Kopenhagen oder Groningen an, dann werden dort 19 bzw. 26 Euro pro Einwohner und Jahr als eigenständige Position für den Radverkehr veranschlagt.”

Für den sächsischen Verkehrsminister Sven Morlok (FDP) spiele der Radverkehr hingegen gar keine Rolle. Er kürzte die Mittel für den Radwegebau von 6 Millionen Euro im Jahr 2010 auf nur noch 3,5 Millionen Euro im Jahr 2013, während die Mittel für den Straßenbau gleichzeitig kräftig erhöht wurden.

Alexander John, Vorsitzender des ADFC Leipzig: “Auch der Bundesverkehrsminister zieht sich aus der Verantwortung und kürzt die Mittel für den Radverkehr im nächsten Jahr erneut.” Bund und Freistaat geben 2013 zusammen etwa 1,50 Euro pro Einwohner für den Radverkehr aus.

Der Demonstrationszug wird sich aus der Innenstadt in Richtung Connewitz bewegen, um dann über die Karl-Liebknecht-Straße bis nach Plagwitz für eine Radverkehrsförderung einzutreten, die dem steigenden Bedarf gerecht wird. Im Westwerk wird anschließend gefeiert.Das wird nicht die einzige Aktion zum Autofreien Tag in Leipzig sein.

Der Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen beteiligt sich an den dezentralen Veranstaltungen zum Autofreien Tag in Leipzig 2012 unter dem Motto “Besser mobil” mit dem Beitrag eines Diner en blanc. Das “Diner en blanc” findet am Samstag, 22. September, von 16 bis etwa 19 Uhr an der Ecke Könneritzstraße / Holbeinstraße statt.

Der Grundgedanke des “Diner en blanc” ist ein nettes Zusammensein und gemeinsames öffentliches Dinieren, Tafeln, mit Freunden treffen und aber bitte in weißer Kleidung und nicht vordergründig politisch! “Unsere Aktion wird politisch durch den gewählten Ort, die Straße, die sonst hauptsächlich von Autos dominiert wird. Dass diese Dominanz inzwischen für viele Probleme sorgt, wird immer deutlicher: zunehmender Lärm, Aggressionen, Abgase – zugeparkte Gehsteige insbesondere in Schleußig”, so die Grünen in ihrer Einladung. “Zum Diner en blanc ist Jedermann und Jedefrau herzlich eingeladen! Einzige Bedingung ist: JedeR bringt bitte, so es irgend geht, Tisch und Stühle, Familie und Freunde – je mehr desto besser – und Essen und Trinken selbst mit (als ob man eben zum Picknicken in den Park geht, nur halt möglichst alles in weiß)!”

Zum “Diner an blanc” erwarten die Grünen die Oberbürgermeisterkandidaten und ihre Aussagen zu den Verkehrsthemen vor Ort. Daneben wird es wieder ein kleines Programm geben und die Straße steht dazu zur Verfügung: man kann auch Kreide mitbringen und den Asphalt gestalten, Federball spielen usw.! Außerdem sind die Tänzer und Tänzerinnen der Swing Connection Leipzig da, die auch zum mittanzen einladen werden.Der NABU Leipzig beteiligt sich am Klima-Aktionstag mit einer Informationsveranstaltung in der Innenstadt und ist ab 10 Uhr vor der Petersstraße 10 zu finden.

Unter dem Motto “Und was essen Sie?” will der im NABU-Regionalverband Leipzig neugegründete Arbeitskreis “Klima und Energie” den Interessierten zeigen, dass ein zu hoher Fleischkonsum schädlich für das Klima ist. Indem man seine Ernährungsgewohnheiten ändert und weniger Fleisch isst, kann man also nicht nur etwas für seine Gesundheit tun, sondern auch selbst etwas gegen den Klimawandel unternehmen. Seit 1950 hat sich die weltweite Fleischproduktion verfünffacht. Wächst unser Fleischkonsum weiter wie bisher, wird er sich bis 2050 auf 465 Millionen Tonnen Fleisch pro Jahr verdoppeln.

Schon heute isst der Bundesbürger im Durchschnitt 61 Kilogramm Fleisch pro Jahr. Für die Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch werden 15.000 Liter Wasser benötigt. Ein Großteil davon wird zur Bewässerung der Ackerflächen für die Futterproduktion verwendet. Der hohe Fleischkonsum in den Industrienationen steht auch in einem engen Zusammenhang zu Hungersnöten in Entwicklungsländern. Denn Getreide, das für die Ernährung der Menschen genutzt werden könnte, wird stattdessen an Tiere verfüttert.

Um ein Kilogramm Fleisch zu erzeugen, werden abhängig von Tierart und Haltungsform zwischen 6 und 16 Kilogramm Getreide benötigt. Die Rinderzucht ist weltweit für mindestens 18 Prozent der Treibhausgase verantwortlich. Damit ist der weltweite Fleischkonsum klimaschädlicher als der gesamte Autoverkehr. Ein Kilogramm Rindfleisch ist so klimaschädlich wie eine 1.600 Kilometer lange Autofahrt.

Der Ökolöwe lädt schon am Morgen zu einer Bio-Radtour entlang der Parthe ein.

Am Samstag, 22. September, um 9 Uhr geht es los mit dem Ökolöwen zur Bio-Radtour entlang der Parthe. Für alle Interessierten geht es diesmal durch die Endmoränenlandschaft der Parthenaue zur Gemüsekooperative Taucha-Sehlis, weiter zum Glasatelier und zur Bio-Gärtnerei Hennig in Jesewitz-Gotha. Die Strecke ist zirka 60 Kilometer lang und hat einige Steigungen. Eine individuelle Rückfahrt mit dem Zug wäre ab Eilenburg möglich.

Treffpunkt für alle Interessierten ist am Samstag, 22. September, um 9 Uhr Hauptbahnhof Westseite, Fahrradstation Eckardt.

www.adfc-leipzig.de

www.oekoloewe.de

www.NABU-Leipzig.de

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar