Mit flächendeckenden Fahrgastinformationen in Echtzeit, der Sicherung von Anschlüssen zwischen verschiedenen Verkehrsunternehmen und Verkehrsmitteln sowie mit dem Ausbau des elektronischen Ticketings wollen der Mitteldeutsche Verkehrsverbund (MDV) und die in ihm integrierten Verkehrsunternehmen den Nahverkehr deutlich attraktiver machen. Den Startschuss für das ehrgeizige Vorhaben gab es am Freitagmittag, 26. Oktober, in Leipzig.

Der Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr und stellvertretende Ministerpräsident des Freistaats Sachsen Sven Morlok (FDP) übergab MDV-Geschäftsführer Steffen Lehmann die ersten Bewilligungsbescheide für das Projekt in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro. Über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) stellt der Freistaat insgesamt knapp 2,77 Millionen Euro für die Umsetzung des Projektes bereit.

“Sachsen und insbesondere Leipzig ist eine bedeutende Verkehrsdrehscheibe. Wir wollen hier die Voraussetzung für ein leistungsfähiges, effizientes, verkehrsträgerübergreifendes und umweltfreundliches Verkehrssystem schaffen”, begründet Minister Morlok das Engagement der Staatsregierung. Unterstützt wird das Vorhaben auch vom Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL), der rund 580 Tausend Euro zusätzlich bereitstellt.

“Die Nutzer Öffentlicher Verkehrsmittel erwarten im Zeitalter des Internets, der Smartphones und bargeldloser Zahlungsmöglichkeiten auch von ihren Verkehrsunternehmen moderne Serviceleistungen”, erklärt MDV-Geschäftsführer Steffen Lehmann. “Deshalb freut es uns, dass nach einer intensiven Vorbereitungsphase europäische Mittel zur Raumentwicklung durch den Freistaat hierher gelenkt wurden, ohne die wir die geplanten Maßnahmen nicht umsetzen könnten.”

Gemeinsam mit eigenen Mitteln der Verkehrsunternehmen, des Verbundes und der Städte Delitzsch und Torgau geht es nun an die Realisierung.

Verwendet werden die Gelder sowohl für Maßnahmen, die unmittelbar für den Kunden sichtbar sind, als auch für technische Hintergrundsysteme. Unmittelbaren Nutzen ziehen die Kunden aus der Bereitstellung von Echtzeitdaten für Fahrgastinformationssysteme. Dazu zählen Dynamische Fahrgastanzeigen an Haltestellen und Knotenpunkten, das Fahrplanauskunftssystem im Internet und der mobile Informationsdienst easy.GO. Notwendig ist hierfür die Installation einer so genannten Datendrehscheibe, in der alle relevanten Daten der einzelnen Verkehrsunternehmen einfließen und verarbeitet werden.

Kernstück sind dabei rechnergestützte Betriebsleitsysteme, die ebenfalls mit Mitteln des EFRE-Telematikvorhabens aufgebaut werden. Darüber werden die Standortdaten der Fahrzeuge erfasst und eine Prognose für den weiteren Fahrtverlauf erstellt. So wird es künftig unter anderem möglich sein, dass Anschlussbeziehungen zwischen mehreren Verkehrsunternehmen und Verkehrsmitteln auch im Verspätungsfall innerhalb gewisser Toleranzen gesichert werden können. Intern nutzen die Verkehrsunternehmen die Leitsysteme außerdem für ein schnelleres Disponieren im Störungsfall.

Dafür erhalten die Busse der regionalen Verkehrsunternehmen eine neue Generation von Bordrechnern. Sie ermöglichen zugleich die Kontrolle elektronischer Tickets. Damit kann dann auch für Fahrkartenabonnenten in der Region die UmweltCard Gold ausgegeben werden. Bisher gibt es hier noch die herkömmlichen Karten, auf die jeden Monat eine neue Wertmarke aufgeklebt werden muss. Der Vorteil für die Kunden liegt nicht nur darin, dass das lästige Markenkleben künftig entfällt. Vielmehr können Änderungen wie z.B. der Wechsel in ein anderes Abo-Angebot oder Änderungen hinsichtlich des Gültigkeitsbereiches für das Abo direkt beim Busfahrer getätigt werden. Dazu genügt lediglich ein vorheriger Anruf beim Verkehrsunternehmen. Dieses ändert die Daten daraufhin im System und beim nächsten Kontakt der Karte mit einem Bordrechner werden die aktualisierten Daten automatisch aufgespielt. Weiterer Vorteil: Bei Verlust können die Karten wie EC-Karten sofort gesperrt werden. Missbräuche durch Dritte werden damit ausgeschlossen.

“All das, was wir jetzt investieren, dient der weiteren Attraktivitätssteigerung des Nahverkehrs und wird den Zugang zu ihm auch für bisherige Nicht- oder Seltennutzer deutlich erleichtern. Zugleich werden wir dem Mobilitätswandel hin zu einer multimodalen Nutzung von Verkehrsmitteln gerecht, der in allen Altersgruppen zu verzeichnen ist”, fasst Lehmann den Grundansatz des Projektes zusammen.

Das EFRE Telematikvorhaben erstreckt sich über den sächsischen Teil des MDV-Gebietes. Involviert sind elf Verkehrsunternehmen – darunter auch die LVB, zwei Städte und die MDV-Verbundgesellschaft. Letztere übernimmt die Gesamtkoordination für das Projekt und auch die Projektsteuerung. Das Vorhaben hat ein Gesamtvolumen von knapp 3,95 Millionen Euro. Davon werden 2,77 Millionen Euro über den Europäischen Fond für regionale Entwicklung (EFRE) und 580.000 Euro vom Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) finanziert. Rund 600 Tausend Euro tragen die beteiligten Partner.

www.mdv.de

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