Die Gesellschafterversammlung des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes (MDV) hat am Donnerstag, 4. Dezember, eine deutliche Tariferhöhung für August 2015 beschlossen. Sofern die zuständigen Genehmigungsbehörden dem zustimmen, steigen die Preise für öffentliche Verkehrsmittel im Verbund ab 1. August 2015. Bei den Einzelfahrkarten sind es zum Beispiel in Halle und Leipzig 0,10 Euro pro Ticket. Ausgenommen sind nur die Kurzstrecken, bei denen der Preis gleich bleibt.

“Die Kosten für den Nahverkehr nehmen stetig zu. Um unsere Leistungen von jährlich 80 Millionen Fahrplankilometern mindestens in der heute gewohnten Qualität garantieren zu können, müssen wir neben Einsparungen in den Unternehmen auch auf das Instrument der Tariferhöhungen zurückgreifen. Dies gilt, bis neue Wege in der Finanzierung des Nahverkehrs geebnet sind”, erklärt MDV-Geschäftsführer Steffen Lehmann zu diesem Thema.

Vorausgegangen ist eine Studie zur Finanzierbarkeit des Öffentlichen Nahverkehrs in Mitteldeutschland, die der MDV auf Wunsch der lokalen Politik in Auftrag gegeben hatte. Darin wird deutlich, dass die Kosten sowohl für laufende Aufwendungen – unter anderem für Löhne, Energie und Material – als auch für Investitionen jährlich um 10 Millionen Euro für den Bus- und Straßenbahnbetrieb steigen werden. Oder können. Das Gutachten enthält eine Prognose, die durchaus offen lässt, ob die Kosten nun um 1, 2 oder 3 Prozent pro Jahr steigen. Die Ursachen für die Kostensteigerungen aber sind vor allen rückläufige Zuweisungen von Bund, Ländern und Kommunen. Also werden die Fahrgäste stärker zur Kasse gebeten. Auch zum Ermöglichen der sich stauenden Investitionen.

Allein der Investitionsbedarf werde – so das Gutachten – von 120 Millionen Euro im Jahr 2013 auf 170 Millionen Euro im Jahr 2025 steigen. Für den laufenden Gesamtbetrieb von Bus, Straßenbahn und Zug könnten die Verkehrsunternehmen in der Region 2025 möglicherweise rund 749 Millionen Euro brauchen. Eine Zahl, die der MDV jetzt wie eine heilige Fahne vor sich her trägt. Im Jahr 2013 lagen sie noch bei 525 Millionen Euro und die Steigerungsraten der letzten Jahren lagen eher im Bereich von 1 bis 2 Prozent. Aber da die einen sparen, zahlen die anderen doppelt. Und eine sichtbare Diskussion über die Finanzierung des ÖPNV ist zwar jetzt für die Fahrgäste angestoßen – in der Politik aber nicht.

Der MDV gibt sich dabei überzeugt, dass es nicht anders geht: “Da die bisherigen Maßnahmen, wie Einsparungen in den Unternehmen, ausgeschöpft sind bzw. Tariferhöhungen und die Gewinnung von mehr Fahrgästen zur Kostendeckung nicht ausreichen, wurden in der Studie ergänzende Möglichkeiten aufgezeigt. Die Gutachter empfehlen einen Maßnahmenmix, der auf sechs Säulen fußt: eine noch bessere Markterschließung, höhere Produktivität, moderate Tarifanpassungen, öffentliche Mittel aus Kommunen, Bundesländern und dem Bund sowie alternative Finanzierungsformen.”

Aber die Krux ist auch: Die Diskussion begann zu spät. Ein Ergebnis aus der aktuellen Diskussion mit den politischen Entscheidern zu neuen Wegen der Finanzierung ist frühestens in zwei Jahren zu erwarten. Bis dahin sei eine Reduzierung der Tariferhöhungen nicht realisierbar, so der MDV.

“Uns ist sehr bewusst, dass die Tarifanpassungen für die Nutzer des Nahverkehrs belastend sind. Daher versuchen wir, das Gesamtsystem und damit unsere Leistungen stetig zu verbessern – dies offensichtlich mit Erfolg, denn wir konnten z. B. einen Zuwachs der Fahrgastzahlen im Mitteldeutschen S-Bahn-Netz und im ergänzenden PlusBus-Netz verzeichnen. Auch annähernd 10.000 neue Abonnenten seit Einführung der differenzierten ABO-Produkte vor zwei Jahren sprechen eine deutliche Sprache. Und auch die neue Kooperation der Halleschen und Leipziger Hochschulen und Universitäten zum verbundweiten Semesterticket ist vielversprechend gestartet”, meint MDV-Geschäftsführer Steffen Lehmann.
Um das Angebot für die Kunden zu optimieren, testet der MDV zudem ein neues Modell. Mit einem flexiblen Abonnement spricht der Verkehrsverbund künftig auch gelegentliche Nutzer an. Für einen monatlichen Grundpreis von 4,90 Euro zahlt der Inhaber eines ABO-Flex (Arbeitstitel) einen um 25 Prozent reduzierten Preis für Einzelfahr-, Kurzstreckenfahr- und Extrakarten. Die Mindestlaufzeit beträgt dabei sechs Monate. Zunächst wird das Produkt als Pilotprojekt nur in Leipzig eingeführt.

Ebenfalls neu ist das Abonnement für Leipzig-Pass-Besitzer. Anstatt jeden Monat die Leipzig-Pass-MobilCard einzeln zu erwerben, können sie ab August 2015 das ABO Leipzig-Pass-MobilCard für zwölf Monate nutzen, meint der MDV. Damit läge der monatliche Preis 5 Euro unter dem Preis für den Einzelkauf pro Monat. Der steigt dafür deutlich an. Denn nun soll die Leipzig-Pass-Mobil-Card im Abo soviel kosten, wie sie bisher im Einzelverkauf gekostet hat: 29,50 Euro im Monat. Die einzeln erworbene Monatskarte kostet dafür 34,50 Euro.

Ausgewählte Preisänderungen für Leipzig (Zone 110):

Einzel- und 4-Fahrtenkarte jedermann + 10 Cent je Fahrt
Einzel- und 4-Fahrtenkarte Kinder keine Anpassung
Einzel- und 4-Fahrtenkarte Kurzstrecke keine Anpassung
Tageskarte 1 Person + 40 Cent
Tageskarte Kind keine Anpassung
Wochenkarte + 1,20 ?
Wochenkarte Azubi + 0,90 ?
Monatskarte + 3,60 ?
Monatskarte Azubi + 2,90 ?
ABO Basis + 1,06 ?
ABO Basis 10:00 Uhr + 1,68 ? (Leipzig +1 Zone: + 2,02 ?)
2,02 ?)
ABO Premium + 1,06 ?
ABO Senior / ABO Senior Partner + 3,00 ? / + 2,00 ?

Ausgewählte Preisänderungen für die Region anhand Fahrkarten für eine Tarifzone:

Einzelfahrkarte keine Anpassung
4-Fahrtenkarte jedermann + 5 Cent je Fahrt
Einzel- und 4-Fahrtenkarte Kinder + 10 Cent je Fahrt
Einzel- und 4-Fahrtenkarte Kurzstrecke keine Anpassung
Tageskarte 1 Person + 10 Cent
Tageskarte Kind + 10 Cent
Wochenkarte + 0,40 ?
Wochenkarte Azubi + 0,30 ?
Monatskarte + 1,30 ?
Monatskarte Azubi + 1,00 ?
ABO Basis + 0,90 ?
ABO Premium + 0,90 ?
ABO Senior und ABO Senior Partner keine Anpassung

www.mdv.de
Die komplette Preisübersicht als PDF zum download.

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