Es wird nicht billig. Das war eigentlich schon klar, als im August 2013 die Teilnehmer der Eröffnung der so genannten Verteilerebene, die die S-Bahn-Station Hauptbahnhof mit der LVB-Haltestelle und den Hauptbahnhof-Promenaden verbindet, feststellten, dass zwischen Verteilerebene und Promenaden-Zugang nur eine Treppe existierte. Barrierefreiheit? - Fehlanzeige. Es folgten zwei Jahre Ringen.

Die jetzt endlich ein Finale finden. Kein preiswertes. Die Verteilerebene ist in Verantwortung der Stadt. Die Stadt musste sich was einfallen lassen. Jetzt soll ein Aufzug gebaut werden. “Oberbürgermeister Burkhard Jung wird auf Vorschlag von Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau im September die entsprechende Vorlage in die Ratsversammlung einbringen. Die Kosten werden auf knapp 154.000 Euro veranschlagt. Die ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co KG als Betreiberin der Promenaden Hauptbahnhof prüft derzeit eine finanzielle Beteiligung an den Kosten”, teilte die Verwaltung am Dienstag, 9. Juni, mit. Genauer beziffert: 153.850 Euro soll der Fahrstuhl kosten, der das Versäumnis beim Bau ausgleichen soll.

In den Bauabläufen hatten sich die verschiedenen Verantwortungsbereiche abgegrenzt. In ursprünglichen Plänen gab es sogar so etwas wie eine schräge Ebene, die den Höhenunterschied von 1,52 Meter überbrückte. Doch wie dieser Grenz-Übergang aus der Aufmerksamkeit der Planer verschwinden konnte, macht auch die jetzige Vorlage deutlich: “Der durch das Einkaufszentrum genutzte Abschnitt der Verteilerebene wird außerhalb der Öffnungszeiten mit einem Brandschutztor, Standort nördlich der Aufgänge zu den LVB-Haltestellen, gesichert. In diesem Abschnitt der Verteilerebene ist ein Höhensprung von 1,52 m vorhanden, der beim direkten Zugang ins Untergeschoss des Einkaufszentrums Promenaden Hauptbahnhof über eine Treppenanlage überwunden werden muss.”

Da dachte wohl jemand: Wo ein Brandschutztor ist, kann keine Schräge sein. Das Ding verschwand aus den Planskizzen, dafür entstand eine durchgehende Treppe. Die auch dadurch nicht niedriger wurde, weil einige Diskutanten fanden, der Zugang zu den Promenaden habe mit einer öffentlichen Angelegenheit nichts mehr zu tun. Hat sie doch. Denn bei Öffnung der Promenaden zwischen 5 und 23 Uhr sind auch die Promenaden öffentlicher Raum, selbst wenn er durch die Betreibung durch ein Center-Management praktisch privat betrieben wird. Das ist Menschen, die aus verschiedenen Gründen gehandicapt sind, egal, ob sie dann über die S-Bahn-Station weiterkommen oder lieber über die Wege in den Promenaden.

Es ist auch ziemlich klar geregelt, wer für welchen Teil der S-Bahn-Station und der diversen Ebenen zuständig ist. “Durch die Deutsche Bahn Station & Service AG  wurde eine Finanzbeteiligung mit Schreiben vom 17.06.2014 abgelehnt”, heißt es in der Vorlage. Die ist tatsächlich nur für die S-Bahn-Station und deren Zugänge zuständig. Auch hier gibt’s ein Brandschutztor, das diesen Teil komplett absperren kann – was dahinter ist, gehört zur DB, was davor ist, zur Stadt.

Und für die gilt, wie jetzt nachzulesen ist: “Als Baulastträgerin des Fußgängertunnels obliegt der Stadt Leipzig die Aufgabe, bauliche Verbesserungen im Fußgängertunnel zu planen, zu finanzieren und zu bauen.”

Die Treppe aber befindet sich am Übergang vom städtischen Teil der Verteilerebene zum privaten, durch die ECE Projektmanagement betriebenen Teil der Promenaden Hauptbahnhof. Die Stadt hat beim Center-Management schon einmal vorgefühlt, ob man dort bereit wäre, sich an den Kosten für den Fahrstuhl zu beteiligen. “Seitens der Promenaden Hauptbahnhof wird eine Finanzbeteiligung bei Realisierung der Maßnahme zugesagt”, heißt es jetzt in der Vorlage für den Stadtrat. “Die Höhe kann erst mit der Realisierungsentscheidung der Stadt und dem Vorliegen der entsprechenden Unternehmensentscheidung beziffert werden. Die Zahlung erfolgt als Teilrefinanzierung nach Abschluss der Maßnahme.”

Also erst einmal muss Leipzig bauen. Die Gelder dafür sollen in den Jahren 2015 und 2016 eingestellt werden.

Und danach ist das Thema noch nicht vom Tisch. Denn ein Fahrstuhl kostet auch im laufenden Betrieb Geld. Das sei dann in der Planung ab 2017 zu berücksichtigen, heißt es in der Vorlage. 5.000 Euro kostet der Betrieb jährlich und müsse zusätzlich im Rahmen der Haushaltsplanung bereitgestellt werden.

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