Das war dann wie ein letzter, kleiner Anstupser, als der Leipziger Carsharing-Anbieter teilAuto die Stadtverwaltung daran erinnerte, dass es seit März ein ordentliches Carsharing-Gesetz für Deutschland gibt. Das ermöglicht endlich auch Carsharing-Stellplätze im öffentlichen Straßenraum. Die Leipziger Verwaltung hatte das Gesetz im März sogar extra begrüßt.

Denn es passt eigentlich gut in die Konzepte für ein anderes Verkehrsverhalten in Leipzig. Seit die letzte Erhebung zum Modal Split gezeigt hatte, dass der Anteil der mit Auto zurückgelegten Wege in Leipzig einfach nicht sinkt und bei hohen 40 Prozent verharrt, ist auch ein deutliches Umdenken in der Politik zu spüren. Es wird offener und konsequenter über mehr Geld für den ÖPNV, bessere Radwege und ein dichtes Carsharing-Netz nachgedacht und geredet.

Nun gibt es die Rückmeldung aus dem Rathaus: Man will jetzt auch ein richtiges Carsharing-Konzept schreiben.

Carsharing soll sich in Leipzig stärker entwickeln können, teilt das Planungsdezernat mit. In die Konzeption für diese Entwicklung soll der von teilAuto an die Stadt übergebene Standortkatalog mit einfließen.

Dazu sagt Dorothee Dubrau, Bürgermeisterin für Stadtentwicklung und Bau: „Basis soll ein vom Stadtrat zu verabschiedendes Konzept sein, in dem die Stadt ihre Entwicklungsvorstellungen zu Mobilitätsstationen und separaten Carsharing-Stationen im öffentlichen  Straßenraum sowie auch zum sogenannten flexiblen Carsharing fixiert. Bereits im März haben wir zur Verabschiedung des Carsharing-Gesetzes durch den Deutschen Bundestag deutlich gemacht, dass uns als Kommune nun endlich eine rechtliche Grundlage für die Ausweisung von Stellplätzen für Carsharing im öffentlichen Straßenraum zur Verfügung steht und wir dies nutzen wollen. Deutlich wird unser Bestreben u. a. im Maßnahmen- und Umsetzungskonzept Leipzig – Stadt für intelligente Mobilität, das der Stadtrat im April zur Kenntnis genommen hat. Eine der darin enthaltenen Maßnahmen ist die Reservierung von Flächen für Elektroladeplätze und für Carsharing.“

Michael Jana, Leiter des städtischen Verkehrs- und Tiefbauamtes, ergänzt: „Eine Vorlage zum Umgang mit flexiblem Carsharing, also einem Carsharing-Angebot, welches ohne feste Stationen arbeitet, ist bereits in der verwaltungsinternen Abstimmung und wird dann dem Stadtrat vorgelegt. Jetzt beginnen wir zudem mit der Erarbeitung eines Konzeptes für das schon bisher in Leipzig erfolgreich betriebene stationsbasierte Carsharing. Die Mobilitätsstationen, an denen ÖPNV, Carsharing und Fahrradverleihsystem sowie Taxi-Angebote gebündelt sind, sind ein guter Ansatz, den wir zukünftig stärker verfolgen wollen. Unter dem eingeführten Label Leipzig mobil sollen auch kleine Mobilstationen sowie reine Carsharing-Stationen in den Wohngebieten entstehen können. Den Katalog mit den Standortvorschlägen von teilAuto greifen wir gern auf und gleichen ihn mit unseren Überlegungen ab. Wir wollen die Bedarfs- und Marktkenntnis des heutigen Anbieters solcher Leistungen in der Stadt in die Erarbeitung eines Standortkonzeptes mit einfließen lassen. Denn neben den von der Stadt zu setzenden und zu beachtenden Rahmenbedingungen ist natürlich die Nachfrage, also der örtliche Bedarf, ein wichtiges Kriterium für die Standortplanung.“

Und wer es noch nicht weiß, weil ihm das Konzept eines von Vielen gemeinsam genutzten Autoparks so fremd ist, hier noch einmal die Erläuterung:

Carsharing, die gemeinsame Nutzung von Fahrzeugen, ermöglicht es Privathaushalten wie Firmen, je nach Bedarf verschiedene Autos zu fahren, ohne dass sie selbst eines besitzen müssen. Da die meisten privaten Kraftfahrzeuge im Schnitt 23 Stunden am Tag unbenutzt auf ihrem Stellplatz stehen, ist Carsharing auch ein probates Mittel zur Entspannung der Parkplatzsituation.

Zahlreiche Untersuchungen haben nachgewiesen, so betont das Stadtplanungsdezernat, dass ein an einer festen Ausleihstation verfügbares Carsharing-Fahrzeug bis zu 20 private Pkw ersetzt und dass in innenstadtnahen Quartieren 78 Prozent der Carsharing-Kunden kein eigenes Auto mehr besitzen.

Der Stadtrat hat bereits mehrere Beschlüsse zur Förderung dieses Verfahrens gefasst, und die Stadtverwaltung im Rahmen der Möglichkeiten entsprechende Projekte umgesetzt, so auch die 25 (eigentlich 26) in Leipzig eingerichteten Mobilitätsstationen. Im Spätsommer wollen die Leipziger Verkehrsbetriebe zwei bereits vorbereitete kleine Mobilitätsstationen an den Einmündungen Holbein- und Brockhausstraße zur Könneritzstraße in Dienst stellen.

Und auch das soll flott gehen: Zum Jahresende ist dann die Fertigstellung des Carsharing-Konzeptes geplant.

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