Es gibt nach wie vor zentrale sächsische Regionen, wohin man nur mit alten Dieselloks gelangt, weil die Strecke auch 28 Jahre nach der deutschen Einheit nicht elektrifiziert ist. Aber ein modernes Zugsystem ist auf Elektrifizierung angewiesen. Wo also bleibt das Elektrifizierungskonzept für das Eisenbahnnetz in Sachsen, fragen die Grünen. Und fordern die Staatsregierung jetzt per Antrag auf, eins zu entwickeln.

Der entsprechende Antrag steht am Donnerstagmittag, 27. September, auf der Tagesordnung des Sächsischen Landtags.

„Auch im Schienenverkehr wird es Zeit für saubere und sparsame Antriebe“, erklärt dazu Katja Meier, die verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion im Sächsischen Landtag. „Mit einem Anteil von 41 Prozent elektrifizierter Bahnstrecken liegt Sachsen im Bundesländervergleich derzeit nur an drittletzter Stelle.“

Und ganz prekär wird es, wenn wichtige Strecken, die eigentlich mit ins Mitteldeutsche S-Bahn-Netz gehören, nicht elektrifiziert sind – so wie die Strecke nach Chemnitz oder die nach Grimma. Und weil ein Konzept fehlt, hat Sachsen auch keinen Zugriff auf die entsprechenden Fördergelder.

„Damit Sachsen auch vom angekündigten Bundesprogramm ‚Elektrifizierung‘ profitieren kann, brauchen wir endlich ein Elektrifizierungskonzept. Sonst droht Sachsen wie schon im Jahr 2016 beim Bundesverkehrswegeplan wieder das Nachsehen. Andere Bundesländer wie Baden-Württemberg oder Bayern haben hier schon vorgelegt“, stellt Katja Meier fest.

„Auf vielbefahrenen Strecken und solchen mit Güterverkehr ist eine klassische Oberleitung weiterhin der sinnvollste Weg zur Elektrifizierung“, erläutert die Abgeordnete. „Auf Nahverkehrsstrecken ist der Einsatz alternativer Antriebe zu prüfen.“

Wie groß das Angebot in diesem Bereich mittlerweile ist, wurde auf der Messe Innotrans Mitte September in Berlin deutlich, kann sie berichten. Weit fortgeschritten ist beispielsweise die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie. Interessant sei bei der Nutzung von Erneuerbaren Energien auch Power-to-Liquid-Verfahren zur Herstellung von Kraftstoffen. Den Einsatz von wasserstoffbetriebenen Zügen prüft der ZVNL gerade für die Strecken nach Grimma und Zeitz. Aber das ist noch keine Integration ins elektrische S-Bahn-Netz.

„Der altbekannte Dieselantrieb ist nicht zukunftsfähig. Er kann perspektivisch aufs Abstellgleis geschoben werden“, bekräftigt Meier. „Ein klimaneutraler ÖPNV ist möglich. Die Verkehrsverbünde sollten bei Neubestellungen von Zügen ab dem Jahr 2025 ganz auf den Diesel verzichten und nur noch auf Züge mit alternativen Antrieben auf Basis erneuerbarer Energien setzen. Die Zeit ist reif.“

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