Wie kann man Straßenbahnen wieder beschleunigen, wenn der Verkehr zunimmt, die Straßen nicht durchlässiger werden und sich alles immer wieder an den Kreuzungen staut? Seit ein paar Jahren versuchen die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) das mit einem digitalen Projekt namens „Chamäleon“ zu bewerkstelligen. Die Bahnen passen dann zwar ihr Farbkleid nicht dem aktuellen Straßenbild an, aber sie kommunizieren mehr. Ebenso die Ampeln. Und „Chamäleon“ soll jetzt wachsen. Dafür gibt’s Geld vom Bund.

Bereits seit 2011 entwickeln die Verkehrsbetriebe Möglichkeiten, die eine wirksame Beschleunigung und Qualitätsverbesserung unter Beachtung der Belange aller Verkehrsteilnehmer ermöglichen sollen, ohne dass sich die Durchlässigkeit des Netzes selbst wirklich ändert. Der größte Engpass im Netz ist ja bekanntlich der Innenstadtring, wo die Straßenbahnen massive Verspätungen einfahren. Aber bei hoher Verkehrsbelastung werden auch Kreuzungen außerhalb der Innenstadt zum Hemmnis. Und manchmal liegt das tatsächlich an der Ampelschaltung für die Straßenbahnen.

So wurden zum Beispiel gemeinsam mit der Stadt Leipzig ausgewählte Ampeln entlang der Straßenbahnlinien 3 und 15 mit dem Betriebsleitsystem der LVB gekoppelt und kommunizieren nun in Echtzeit. Das Projekt „Chamäleon (RBLSA-III)“ soll im Zuge des GreenCityMasterPlans bis 2020 weitere Ampeln umrüsten. Dazu gibt es jetzt einen neuen Förderscheck vom Bund, den der Leipziger Bundestagsabgeordnete Jens Lehmann (CDU) am Dienstag, 22. Januar, überreichte.

Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur fördert die Beschleunigung des öffentlichen Personennahverkehrs in Leipzig mit rund 3 Millionen Euro. Damit setzen die Leipziger Verkehrsbetriebe das Beschleunigungsprojekt „Chamäleon (RBLSA)“ bis 2020 fort.

„Der öffentliche Personennahverkehr gehört für Leipzig zum Rückgrat der Mobilität der Bürger. Mit Hilfe digitaler Lösungen können wir ihn weiter beschleunigen und somit attraktiv gestalten. Mit Blick auf die Herausforderungen in den urbanen Räumen ist es deswegen folgerichtig, dass sich der Bund hier konkret für die Verbesserungen der Bürger engagiert“, erklärte Jens Lehmann zur Übergabe des Förderbescheids.

Und Ulf Middelberg, Sprecher der LVB-Geschäftsführung und Geschäftsführer der Leipziger Gruppe, betont: „Gemeinsam mit der Stadt Leipzig wollen wir als Leipziger Gruppe einen wesentlichen Beitrag für die Lebensqualität in Leipzig leisten. Im GreenCityMasterPlan sind die verschiedensten Maßnahmen für eine saubere Luft festgelegt. Somit setzen wir mit dem Projekt ‚Chamäleon‘ eine zentrale Maßnahme für einen attraktiven öffentlichen Personennahverkehr um.“

Mit dem Projekt wollen die LVB auch die Einführung eines Fahrerassistenzsystems weiter vorantreiben. Da geht es dann nicht um kommunizierende Ampeln, sondern um besser informierte Fahrer. Jeder Fahrer hat ja einen eigenen Fahrstil. Erfahrene Fahrer erkennt man meist daran, dass sie zwar an Stellen langsam fahren, an denen andere fröhlich Gas geben – und trotzdem flutschen sie schneller über Kreuzungen und durch Ampelschaltungen. Sie haben ein Gefühl entwickelt für den Rhythmus der Signalanlagen.

Den haben jüngere Fahrer meist noch nicht. Aber nun sollen sie mit besseren Informationen versorgt werden, damit sie ganz ähnlich vorausschauend fahren können. Über das Fahrerassistenzsystem erhalten Fahrer während der Fahrt in Zukunft Hinweise, wann sie eine Ampel passieren können, ohne zum Halten kommen zu müssen. Sie wissen also, wann sie auf Tempo verzichten können, um dann trotzdem ohne Halt über die Ampel fahren zu können. Dies spart Beschleunigungs- und Bremsenergie und verbessert für den Fahrgast den Fahrkomfort. Es gibt weniger Ruckeln, Lospreschen und unverhofftes Abbremsen.

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