In jeder Straßenbahn hängen große Bildschirme. Rechts gibt es lauter bunten Kram zu sehen, bei dem man nie weiß, wie alt er eigentlich schon ist. Links sieht man dafür die Fahrtroute der Straßenbahn und – kurz vor der Haltestelle – ein paar der nächsten Anschlüsse, die in 2, 3 Minuten abfahren. Was bislang fehlt, sind die Anschlüsse zur S-Bahn. Aber vielleicht kommt das noch. Denn draußen an den Haltestellen arbeiten die LVB schon an so einer Kopplung.

Denn noch bevor das Mitteldeutsche S-Bahn-Netz im Dezember 2013 in Betrieb ging, haben ja die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) viele ihrer Haltestellen so gebaut, dass die Übergänge zur nächsten S-Bahn-Station möglichst kurz sind. An der S-Bahn-Station Wilhelm-Leuschner-Platz gibt es sogar schon große Monitore, die nicht nur die nächsten Abfahrzeiten der S-Bahnen in der Tiefstation anzeigen, sondern auch die Abfahrzeiten der Straßenbahnen drüben an der Haltestelle. Die Kopplung beider Informationssysteme ist also möglich. Zumindest auf diese Weise.

Umgekehrt war das bislang noch Zukunftsmusik. Wer an der LVB-Haltestelle Wilhelm-Leuschner-Platz erfahren will, ob seine S-Bahn 20 Meter tiefer gleich einfährt, erfährt dazu nichts. Eine solche Info-Tafel wie am Stationzugang gibt es hier nicht. Und auf den Fahrgastanzeigern der LVB wird dazu nichts angezeigt.

Aber das soll sich ändern, bestätigen uns die Leipziger Verkehrsbetriebe, die wir angefragt haben, nachdem wir in Gohlis schon einmal Bauklötzer staunen durften. Denn bislang war es auch dort so: Man hatte die Abfahrtszeit der S-Bahn besser im Kopf und ging rechtzeitig los, auch wenn man auf den letzten Metern von der Straßenbahn zum Hochbahnsteig dann doch wieder bangen durfte: Ist man rechtzeitig oben? Oder verpasst man die S-Bahn nach Halle?

Am S-Bahnhof Gohlis entdeckt: eine Dynamische Fahrgastinformation mit Straßenbahn- und S-Bahn-Abfahrtzeiten. Foto: Ralf Julke
Am S-Bahnhof Gohlis entdeckt: eine Dynamische Fahrgastinformation mit Straßenbahn- und S-Bahn-Abfahrtzeiten. Foto: Ralf Julke

Denn seit ein paar Wochen erfreuen die Fahrgastanzeiger an der Haltestelle S-Bahnhof Gohlis die Eiligen damit, dass sie auch die S-Bahn-Abfahrtzeiten der beiden hier befindlichen Stationen anzeigen. Wenn man dann sieht, dass noch 7 Minuten bis zur Abfahrt der S3 nach Halle sind, beruhigt sich das Herz. Man braucht die Treppe wirklich nicht hochzurennen, sondern kann langsam gehen.

Ein Service, der aber noch nicht überall im Netz verfügbar ist.

Ist es also nur ein Testprojekt?

„In der Tat testen die Leipziger Verkehrsbetriebe derzeit am S-Bahnhof Gohlis und am S-Bahnhof Lindenau die Anzeige der S-Bahn-Abfahrten auf den sogenannten Dynamischen Fahrgastinformationsanzeigen (DFI’s)“, bestätigt uns auf Nachfrage LVB-Pressesprecher Marc Backhaus. „Zur besseren Kundeninformation nutzen wir dafür die zentrale Datendrehscheibe des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes.“

Denn natürlich haben sowohl LVB als auch MDV ein elektronisches System, das jederzeit Auskunft gibt, wo welche Bahn gerade ist und wann sie wo abfährt.

Und die Programmierer der LVB arbeiten daran, die S-Bahn-Daten nun auch für die Anzeigen der LVB an einigen S-Bahn-nahen Haltestellen verfügbar zu machen.

„Die Anzeige von Echtzeitdaten ist vor allem für unsere Kunden ein zusätzlicher Service, den wir ausbauen wollen. Für Ortsfremde jedoch ist nicht immer ersichtlich wo genau, bzw. an welchem Bahnsteig, die S-Bahn hält“, erklärt Backhaus. „Deswegen beschaffen die Verkehrsbetriebe in diesem Jahr neue Anzeigen, die es erlauben, ortsspezifische Angaben mit anzuzeigen.“

Stimmt: Der Fahrgastanzeiger in Gohlis nennt nur die Nummer der Linie, nicht den Bahnsteig. Immerhin gibt es an der Stelle zwei verschiedene S-Bahn-Stationen. Über die eine östlich der Lützower Straße kommt man zu den Linien von und nach Grünau (die S1), über die andere westlich der Straße kommt man zur S3 von und nach Halle.

Aber um die Anzeigetafeln entsprechend aufzurüsten, brauchen die LVB noch Fördermittel, betont Backhaus: „Wie üblich werden wir diese Anzeigen nach einem grundhaften Ausbau und mit Hilfe von Fördermitteln aufstellen. An innerstädtischen Haltestellen mit vielen LVB-Linien werden wir diese Anzeigen jedoch nicht aufstellen können, hier setzen wir auf zusätzliche Auskunftsmonitore, wie am Leuschner Platz.“

Das würde zum Beispiel den Bayerischen Platz und die LVB-Haltestelle am Hauptbahnhof betreffen. Freilich müssten da die jetzigen Bahnsteige erst einmal ein Stück weit entrümpelt werden. Noch eine Info-Säule auf den eh zu schmalen Bahnsteigen würde das Chaos nur noch vergrößern.

Aber wo geht es jetzt wirklich weiter mit dieser Anzeige-Verkopplung?

Marc Backhaus: „In den nächsten Jahren ist die Aufstellung solcher neuen DFI’s an den S-Bahnhöfen MDR, Leutzsch, Plagwitz und Stötteritz geplant. Die Erweiterung vorhandener Anzeigen ist nicht geplant.“

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