Eigentlich sind die Leipziger fleißig, wenn es darum geht, ihren Abfall zu trennen. Das bestätigte auch wieder die „Bürgerumfrage 2016“. Papier und Pappe wird von 97 Prozent der Leipziger immer ordentlich in der Blauen Tonne entsorgt, Verpackungen bringen 93 Prozent immer brav zur Gelben Tonne. Glas wird von 89 Prozent immer zum Glascontainer geschleppt. Nur beim Bioabfall scheint es ein Problem zu geben.

Wo es liegen könnte, hat die Bürgerumfrage leider nicht abgefragt. Bis vor einigen Jahren konnten sich Hausbesitzer ja noch strikt weigern, eine Braune Tonne hinzustellen. Manche waren tatsächlich echte Selbstkompostierer. Andere behaupteten es nur. Mittlerweile herrscht Anschlusszwang an die Biotonne: Die Leipziger müssen also ihre Bioabfälle schön sortiert auch in diesem Fall entsorgen.

Aber irgendwie spielen doch Viele nicht mit. Nachdem eine Zeitlang sogar nur jeder zweite Leipziger bereit war, seine Bio-Abfälle brav zur Tonne zu tragen, stieg der Wert zwar seit 2011 kontinuierlich an auf nunmehr 58 Prozent. Aber wo bleibt der Rest, fragt sich die Leipziger Stadtreinigung.

Augenscheinlich landet der zum größten Teil im normalen Abfall. Wo er nicht hingehört.

Nun will der Eigenbetrieb Stadtreinigung Leipzig mit einem halbjährigen Pilotprojekt ab Ende August die Akzeptanz der Biotonne in Leipzig steigern. Ziel sei es, so Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal, dass die Bürgerinnen und Bürger Bioabfall getrennt erfassen und sich dadurch die Menge und die Qualität des Bioabfalls erhöhen. Gemeinsam mit der Wohnungsgenossenschaft UNITAS eG und der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH (LWB) wurden dazu Versuchsgebiete mit insgesamt 1.228 Haushalten ausgewählt.

„Gemäß Kreislaufwirtschaftsgesetz sind seit 2015 überlassungspflichtige Bioabfälle flächendeckend getrennt zu sammeln“, erklärt Heiko Rosenthal. „Bereits seit 1996 gilt in Leipzig der Anschlusszwang an die Biotonne. Mit Blick auf die letzten Jahre sammelten die Leipzigerinnen und Leipziger durchschnittlich 35 Kilogramm Bioabfall pro Kopf und Jahr. Die wertvollen organischen Reste landen jedoch zu oft im Restabfall.“

Nur zum Vergleich: Der sächsische Wert liegt bei 58 Kilogramm – aber da sind auch Grünabfälle mit dabei.

Aber das ist ein eigenes Thema. Denn die 58 Prozent deuten darauf hin, dass beim Küchenabfall wohl doch die Bequemlichkeit eine große Rolle spielt. Ergebnis: Einerseits werden organische Küchen- und Nahrungsabfälle in einigen Haushalten nach wie vor über den Hausmüll entsorgt, andererseits landen in der Biotonne auch andere Abfallarten wie Kunststofftüten und Restmüll.

„Doch nur wenn der Bioabfall getrennt erfasst wird, lässt sich hochwertiger Kompost erstellen und der natürliche Kreislauf wird geschlossen“, betont Thomas Kretzschmar, Erster Betriebsleiter der Stadtreinigung Leipzig. „Verbessert sich die Qualität des Bioabfalls, können langfristig gesehen auch Kosten in der Verwertung gespart werden.“

Die einen Leipziger wissen also, wie wichtig diese Extra-Entsorgung ist. Die anderen hoffen Stadt und Stadtreinigung nun mit dieser Aktion wachzurütteln.

Gemeinsam mit den Partnern wurden die Versuchsgebiete festgelegt. Die ausgewählten Haushalte erhalten ein kostenloses Starterset mit Vorsortierbehälter und 30 Papiertüten.

„Die Haushalte wurden bereits angeschrieben und über das Vorhaben informiert“, erläutert Thomas Kretzschmar. „Zudem bitten wir die Mieter, einen Fragebogen zur Bioabfallsammlung auszufüllen und bei ihrem Vermieter abzugeben.“

Bereits im Vorfeld erfolgte eine Analyse des eingesammelten Bioabfalls im Untersuchungsgebiet und auch während des Pilotprojektes soll die Qualität des Bioabfalls untersucht werden. Am Ende des Pilotprojektes sind die Mieter dann aufgefordert, mittels eines Fragebogens ihre Erfahrungen zur Bioabfallsammlung weiterzugeben. Vielleicht wird dann deutlicher, warum 42 Prozent bislang die Braune Tonne eher mieden.

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