Viele Leipzigerinnen und Leipziger fielen in den vergangenen Wochen aus allen Wolken. Waren die Nachzahlungen für ihre Heizkosten im letzten Jahr schon deftig, sorgten die Nachzahlungen bei den Nebenkostenabrechnungen für das Jahr 2024 jetzt für neues Erschrecken: Sie fielen noch höher aus. Für Viele völlig unerwartet.
„Vor allem die stark gestiegenen Energiepreise für Heizung und Warmwasser treiben die Abrechnungen in die Höhe“, sagt Thomas Griebel, Leiter des Beratungszentrums der Verbraucherzentrale Sachsen in Leipzig.
Er kann auch drei Hauptgründe für die höheren Nebenkosten benennen. So endeten die 2022 von der Bundesregierung erlassenen Energiepreisbremsen: Seit Januar 2024 fielen die noch 2023 gewährten staatlichen Entlastungen weg. Außerdem wurden höhere CO₂-Abgaben fällig: Der Preis liegt nun bei 45 Euro pro Tonne. 2023 waren es noch 30 Euro. Ab 2025 steigt er weiter auf 55 Euro.
Und dazu kam auch noch das Ende der verminderten Mehrwertsteuer auf Gas: Sie wurde wieder auf den regulären Satz von 19 Prozent angehoben.
Das alles sorgt im Bündel dafür, dass für viele Haushalte, insbesondere jene, die mit Erdgas heizen bzw. an Fernwärmesysteme angeschlossen sind, die Heizkostenabrechnung für das Jahr 2024 deutlich höher ausfiel als im Vorjahr, als die Unterstützungsprogramme der Bundesregierung noch halfen.
Zusätzliche Kostenfallen: Fernwärme und alte Heizsysteme
Neben den gestiegenen Energiepreisen belasten auch strukturelle Faktoren viele Haushalte, stellt die Verbraucherzentrale Sachsen fest. So seien speziell Fernwärme-Kund/-innen in der Regel auf die Versorgung durch ihren kommunalen Anbieter angewiesen und können nicht den Anbieter wechseln, weil es schlicht keinen alternativen Anbieter gibt.
„Ohne Preisdeckel bleiben Betroffene diesen Kostensteigerungen schutzlos ausgeliefert“, kommentiert das Griebel. Auch wenn die Kosten, welche die kommunalen Anbieter ihren Kunden auferlegen können, gesetzlich eng geregelt sind. Doch auch hier sorgt die Nutzung fossiler Energieträge wie etwa Erdgas für einen deutlichen Preisanstieg.
Aber oft ist es auch schlicht überalterte Technik, welche die Heizkosten in die Höhe treiben kann. Etwa ungedämmte Heizungsrohre in älteren Gebäuden sorgen für Probleme: Oft wird nur ein Bruchteil des tatsächlichen Verbrauchs korrekt erfasst, was durch neue elektronische Messsysteme besonders deutlich wird. Die Folge sind extreme Unterschiede bei den Heizkosten zwischen den Wohnungen in einem Haus.
Heizkostenabrechnung: 50:50 statt 30:70
Experten empfehlen in solchen Fällen, die Kosten hälftig nach Verbrauch und nach Wohnfläche aufzuteilen. „Viele Vermieter gehen fälschlicherweise davon aus, dass zwingend 30:70 abgerechnet werden muss. Das stimmt nicht – und führt oft zu ungerechten Ergebnissen“, betont Griebel.
Ausblick: Gas bleibt teuer
Langfristig wird Heizen mit Gas noch unattraktiver: Neben CO₂-Preis und Mehrwertsteuer erhöhen sich auch die Netzentgelte, wenn immer mehr Haushalte auf andere Energieträger umsteigen. Für viele Mieter/-innen bedeutet das: Auch im kommenden Jahr sind hohe Nachzahlungen wahrscheinlich, so die Verbraucherzentrale, zumindest sofern der Energieverbrauch nicht deutlich reduziert wird.
Wie mit einfachen Handgriffen Strom, Wasser und Heizenergie gespart werden kann, vermittelt die Energieberatung der Verbraucherzentrale. Diese Energiesparberatungen sind kostenfrei und können online, telefonisch sowie direkt in den eigenen vier Wänden durchgeführt werden.
Die Verbraucherzentrale Sachsen empfiehlt allen, die sich mit der Abrechnung überfordert fühlen, die Heizkostenabrechnung unabhängig überprüfen zu lassen. Denn mit geschultem Blick können Unregelmäßigkeiten bei den Verbrauchswerten oder rechtliche Umlagefehler ganz einfach gefunden werden.
Termine für eine solche Überprüfung lassen sich übrigens online oder telefonisch unter Tel. (0341) 6962929 in ganz Sachsen vereinbaren.
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