Bei Großprojekten entfachen die bekannten Herren in Schlips und Kragen immer ein Feuerwerk, stellen sich mit nagelneuen Spaten zu Fototerminen, rühmen sich ihrer Kunst des Organisierens. Zuletzt erlebt in Leipzig 2006, als die Stadt noch einmal umgekrempelt wurde für die Fußball-WM. Danach sackten die Investitionsbudgets in der ganzen Stadt in den Keller. Die Luft war raus. Nicht nur die Stadt Leipzig brauchte fünf Jahre, um wieder in Werterhalt investieren zu können.

Den Leipziger Verkehrsbetrieben ging es ganz ähnlich. Ihr Investitionsbudget, das sie jedes Jahr einsetzen muss, um Gleise und Anlagen zu erhalten, liegt nicht bei 110 Millionen wie bei der Stadt, sondern “nur” bei etwa 25 Millionen. Aber dazu reichte es ein paar Jahre nach der WM nicht. Erst 2012 konnten die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) wieder mit 27 Millionen Euro in die notwendige Grundlast investieren.

“In dieser Größenordnung werden wir auch in diesem Jahr in Neubau und Instandhaltung investieren”, sagt Ronald Juhrs, der Technische Geschäftsführer der LVB.

Am Mittwoch, 20. Februar stellte er zusammen mit dem Geschäftsbereichsleiter für Investitionen und Liegenschaften, Dirk Sikora, und dem LVB-Centerleiter Verkehrsorganisation, Matthias Lietze, die Bauvorhaben für 2013 vor. Zumindest die wichtigsten. Denn so wie es 2012 aufgehört hat, geht es jetzt weiter. Dass das letzte Teilstück der Lützner Straße zwischen Plautstraße und Henriettenstraße in diesem Jahr begonnen wird, darüber berichtete die L-IZ schon. Hier geht es im August los. Bis 2014 wird dieses Straßenstück nicht nur erneuert, werden die Gleise der Straßenbahn separiert und begrünt – es werden auch neue Haltestellen gebaut. Die schon bestehende Haltestelle am Busbahnhof Lindenau wird zur barrierefreien Haltestelleninsel umgebaut.

Und an der Credéstraße wird eine neue Haltestelleninsel gebaut. Sie ersetzt die alte Haltestelle Radiusstraße. Etwa 600 Meter lang ist dieser Bauabschnitt. “Das ist eine recht große Maßnahme”, bestätigt Sikora. “Aber wenn wir das geschafft haben, haben wir auf der Linie 15 praktisch auf der gesamten Linienführung Stadtbahn-Standard.” Einzige Ausnahme: ein kurzer Abschnitt zwischen Gutenbergplatz und Johannisplatz. Aber da auch da die Stadt mitplanen muss, kann das noch dauern, bis gebaut wird. Im Abschnitt zwischen Plautstraße und Henriettenstraße sind 7 Millionen Euro Baukosten geplant.

Ähnlich viel Geld investieren die LVB in diesem Jahr in die Bornaische Straße: 6 Millionen Euro. Von Juli bis Oktober werden Gleise und Anlagen zwischen Liechtenstein- und Hildebrandstraße neu gebaut. Dabei werden die Haltestellen Hildebrandstraße und Klemmstraße barrierefrei umgebaut, die Klemmstraße wird zum Übergang zur S-Bahn-Station Connewitz umgebaut.

Die Baustelle rund um die Bornaische Brücke wird noch weit ins Jahr 2014 hinein reichen. Was die LVB auch dazu nutzen, ihre Gleise in der Bornaischen insgesamt auf Vordermann zu bringen. Umgebaut ist ja schon der Gleisabschnitt zwischen Leinestraße und Giebnerstraße. Dafür ist der Abschnitt zwischen Giebnerstraße und Raschwitzer Straße desolat. Den wollen die LVB – so lange die Bornaische Brücke noch für den Kfz-Verkehr gesperrt ist – 2014 umbauen.

“Und wir überlegen auch ganz stark, ob wir in diesem Zeitraum auch den Abschnitt zwischen Hildebrandstraße und Wiedebachplatz erneuern”, sagt Sikora. “Wenn wir das machen, haben wir auf diesem Gleisabschnitt der Linie 11 die nächsten 15, 20 Jahre tatsächlich mal Ruhe.”Ein drittes Umbauprojekt – bei dem Stadt, Wasserwerke und LVB zusammen loslegen – beginnt im August in der Wurzner Straße. Die LVB investieren hier allein 3 Millionen Euro, bauen auch die Haltestelle Wiebelstraße behindertengerecht um. Das Projekt ist freilich so umfassend, dass es diesen Teil der Stadt bis Ende 2014 in Atem hält.

Und da 2014 der Umbau der Karl-Liebknecht-Straße beginnt, kann der Normalreisende ahnen, warum nicht noch mehr Sanierungsprojekte in ein Jahr passen. Schon bei den geplanten Vorhaben sind die LVB in enger Abstimmung mit der Stadt, versuchen, die Vollsperrungen möglichst in die Schulferien zu legen. Die August-Bebel-Straße wird ja auch 2013 noch fit gemacht, damit sie ab 2014 den Kfz-Verkehr der “Karli” aufnehmen kann.

Zwei kleinere Baumaßnahmen betreffen die Georg-Schumann-Straße. Über den geplanten Umbau des “Huygensplatzes” hat die L-IZ vor kurzem berichtet. Hier bauen die LVB ihre Gleisschleife ab. Im Sommer müssen auch die Gleise im Bereich des Historischen Straßenbahnhofs Möckern erneuert werden. “Das ist freilich noch keine Maßnahme im Rahmen des Umbaus der Georg-Schumann-Straße”, bedauert Juhrs. Dieser Umbau schwebt irgendwo ab den Jahren 2015/2016 im Raum.

Gleise erneuert werden 2013 auch in der Zschocherschen Straße zwischen Luppenstraße und Erich-Zeigner-Allee. “Das hört sich gar nicht so aufwändig an”, sagt Juhrs. “Aber das wird ein gewaltiger Kraftakt in der Verkehrsplanung.” Denn dieser Abschnitt umrundet nicht nur den berühmten “Muko-Block”, er kreuzt auch die so wichtige Lützner Straße.

Ein ähnlicher Kraftakt wird die Gleiskurve von der Goethestraße auf den Augustusplatz. “Die Gleise sind ausgefahren und müssen dringend erneuert werden”, sagt Sikora.

Sogar Regressansprüche konnten die LVB geltend machen – und zwar für zwei Gleisabschnitte am Johannisplatz und in der Jahnallee, die für die Fußball WM 2006 ein bisschen zu schnell fertig werden mussten und jetzt schon wieder Schäden aufweisen.

Eine Gleisinstandsetzung in der Berliner Straße / Höhe Wittenberger Straße begann schon am 20. Februar und sorgt seitdem für neue Freuden für alle dort Reisenden.

Noch sind zwar nicht für alle Neubauprojekte die Förderbescheide erteilt. “Aber wir haben die Projekte alle mit dem Land abgestimmt”, sagt Sikora. “Da ist es in der Regel so, dass die Zusagen so im April gegeben werden. Mit dem Geld rechnen wir eigentlich fest.”

Fest eingeplant für 2013 sind 27 Millionen Euro. Wenn alle Vorhaben, wie sie auf der To-do-Liste der LVB für dieses Jahr stehen, auch kommen, könnten es 30 Millionen Euro werden. Und außerdem jede Menge Spaß für umgeleitete Kraftfahrer und LVB-Kunden.

Und wenn dann die “Karli” 2015 fertig sein sollte, warten schon die nächsten beiden Großprojekte – neben der Georg-Schumann-Straße ist dann die Könneritzstraße Baukandidat.

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