Die rauen Zeiten sind vorbei. Auch 2012 hat die Sparkasse Leipzig wieder ein positives Ergebnis vorgelegt. Der Jahresüberschuss stieg auf 16,6 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es 15,1 Millionen Euro gewesen. "Die Ausrichtung auf unseren regionalen Markt und den Bedarf unserer Kunden sowie eine konservative Anlagepolitik waren Grundlagen für ein erfolgreiches Geschäftsjahr", sagte der Vorstandsvorsitzende Dr. Harald Langenfeld am Dienstag zur Pressekonferenz.

Er schaut entspannt drein. Denn weder die Turbulenzen um die Offshore-Konten noch die Steuervermeidungsmodelle, die in letzter Zeit mit angekauften CDs ruchbar wurden, tangieren die Sparkasse. “Wir gehen einfach davon aus, dass unsere Kunden gesetzestreu sind”, sagt Langenfeld. Und Beratung zu Offshore-Anlagen gäbe es bei der Leipziger Sparkasse sowieso nicht. “Schon aus Prinzip.”

Auch bei den eigenen Geldanlagen gehe man prinzipiell konservativ vor, auch wenn das aktuell anhaltende niedrige Zinsniveau die Bilanz drückt. Denn wenn die Zinsen im Europaraum weiter niedrig bleiben, können auch langfristige Geldanlagen nur zu niedrigen Zinsen angeboten werden. “2 Prozent bei einer Laufzeit von zehn Jahren, das finden nicht wirklich viele Anleger attraktiv”, sagt Martin Bücher, im Vorstand der Sparkasse für das Privatkundengeschäft zuständig.

Eine Folge ist natürlich, dass die Neuakquisitionen im Wertpapiergeschäft zurückgingen – von 577 Millionen Euro im Vorjahr auf 536 Millionen im Jahr 2012. Dafür scheinen einige Anleger das Produkt Bausparvertrag attraktiver gefunden zu haben, haben lieber “in Stein investiert”, wie Bücher sagt. Hier stieg die akquirierte Summe von 337 auf 385 Millionen Euro.

Nicht nur das zeugt von einiger Vorsicht nicht nur bei den Anlegern. Die Sparkasse Leipzig tickt auch wieder (was eine Zeit lang ja anders war) wie die Region, hat in den vergangenen vier Jahren ihr Profil als regionales Schwergewicht gestärkt. Was Widerhall findet bei Privatkunden und Unternehmen. Das Modell Sparkasse erweist sich gerade in den Zeiten der Finanzkrise als ein stabiles. Es liefe, so Langenfeld, auf die schlichte Entscheidung zwischen konservativem Anlagemodell und volatilem Geschäftsmodell hinaus. Wohin Letzteres aber führe, sehe man aktuell in Zypern.

Langenfeld betont noch einmal, wie er es auch 2012 tat, dass er die europäische Staatsschuldenkrise keineswegs für beendet hält. “Wir werden die Probleme nur lösen, wenn wir die Eigenverantwortung stärken”, sagt er. Und hält von einer Gemeinschaftshaftung der EU gar nichts.

Damit werden nur jene unterstützt, die die ganze Zeit auf fragile Wetten und Finanzmodelle gesetzt haben. Und das waren nicht nur einzelne Banken, sondern auch ganze Staaten, die glaubten, mit den Finanzmärkten selbst ihre Wirtschaftsbilanz puschen zu können. Das funktioniert nur kurzfristig. Aber nach dem großen Besäufnis kommt der Kater.

Den auch die Sachsen kennen. Das wird gern vergessen. Vor elf Jahren begann auch das große Abenteuer Sachsen Finanzverbund, mit dem die Sächsische Landesbank genau für die volatilen Geschäfte erst fit gemacht wurde, mit denen sie dann fünf Jahre später so heftig gegen den Eisberg fuhr. An der Kostennote zahlen die Sachsen noch eine Weile. 900 Millionen der garantierten 2,75 Milliarden Euro sind schon bezahlt. Die Sachsen LB ist seit fünf Jahren verkauft. Die Sachsen Finanzgruppe wird gerade abgewickelt.Noch ist das Thema für die Sparkasse Leipzig nicht ganz beendet. Langenfeld: “Das Gutachten über die Werthaltigkeit der Sparkasse Leipzig, das die Sachsen Finanzgruppe in Auftrag gegeben hat, wird bis zum Sommer vorliegen. Dann wissen wir Genaueres.” Dann könnte auf die Anteilseigner der Sparkasse Leipzig eine Rechnung in noch offener Höhe zukommen, mit der sie den Austritt des Finanzinstituts aus der Finanzgruppe abgelten. Vielleicht können sie dazu auch gleich das Geld aus dem Anteil nehmen, den sie aus dem Jahresüberschuss bekommen.

“Ich werde auf jeden Fall vorschlagen, dass wir einen Teil des Ergebnisses an die Eigner ausschütten und einen Teil wieder zur Stärkung unserer Rücklagen nutzen”, sagt Langenfeld. Schon mit Blick auf den 1. Januar 2014, wenn das Reformpaket Basel III in Kraft tritt. Auch die beiden ersten Reformstufen Basel I und II wurden ja im Gefolge des Ausbruchs der Finanzkrise 2007 formuliert, als die hohe Politik mit Entsetzen feststellte, wer da alles ohne eigene ausreichende Rücklagen mit dem ganz großen Hebel gezockt hatte.

“Wir erfüllen eigentlich jetzt schon die Kriterien von Basel III”, sagt Leipzigs Sparkassenchef stolz. Die Kernkapitalquote lag 2012 bei 12,7 Prozent.

Eine Bank lebt von dem Vertrauen, das sie sich über Jahre ausbaut. Da gibt es dann zwar zuweilen auch harte Worte, wie etwa zu den Kontoführungsgebühren. “Ein Konto ohne Kontoführungsgebühr wird es bei uns nicht geben”, sagt Martin Bücher. “Das wäre auch unfair, denn wir müssten es ja mit anderen Produkten querverrechnen und die Kunden an anderer Stelle dafür abkassieren.”

Dann lieber das Filialstellennetz flächendeckend beibehalten, auch wenn “die ein oder andere Filiale doch immer wieder unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet werden muss”. Was nicht am Sparfleiß der Westsachsen liegt, sondern an der demografischen Entwicklung. Da steht doch immer wieder die ein oder andere Filiale im Landkreis zur Disposition. Dafür fahren mittlerweile zwei Sparkassenbusse durchs Land. “Und wir denken da eher daran, das Haltestellennetz dichter auszubauen”, sagt Bücher; “und auch mehr Beratung ins Angebot mit aufzunehmen.”

Ausbauen und “genauer anschauen” will man in nächster Zeit auch beim Thema Online-Filiale. Noch mit entsprechender Vorsicht, weil die Mehrheit der Sparkassenkunden noch nicht fürs Online-Banking zu begeistern ist. Der Trend verstärkt sich wieder mit den jüngeren Kunden. Denen will man dann künftig in der Online-Filiale auch verstärkt einzelne Vertrags-Produkte anbieten.

So ein wenig scheint durch: Man kämpft um die jungen Sparer. Und die Etablierung der Sparkasse im Campus der Universität Leipzig bringt Punkte. “2.000 Studierende werden in der Campus-Filiale schon betreut”, betont Bücher. Aber auch für andere junge Menschen, die ihr erstes Konto einrichten, ist die regionale Sparkasse der erste Anlaufpunkt. Der Marktanteil der Sparkasse Leipzig bei den 16- bis 20-Jährigen ist mit rund 80 Prozent mehr als überdurchschnittlich.

Wobei Bücher auch betont, welche Rolle der Eintritt ins Berufsleben spielt. “Dann kommen auch die Wettbewerber – auch mit kostenlosem Giro-Konto – und werben massiv um die jungen Leute.”

Aber Jugendliche sind nicht unbedingt auch Abenteurer. Viele scheinen die “maßgeschneiderte Betreuung” und die konservative Haltung zum Geld auch zu würdigen. 2012 ist es der Sparkasse Leipzig gelungen, ihren Anteil am regionalen Privatkundengeschäft von 61 auf 64 Prozent zu steigern. Das geht nur, wenn man bei jungen Leuten Zuspruch findet. Die Privatkunden in Leipzig und Umgebung sind zwar nicht allzu reich. Aber auch mit wenig Geld muss man sorgsam umgehen. So sind die Kundeneinlagen bei der Sparkasse Leipzig im letzten Jahr von 6,906 Milliarden Euro ganz sachte auf 6,917 Milliarden Euro gestiegen. Gleichzeitig ist die Summe der ausgereichten Kredite von 3,248 Milliarden auf 3,310 Milliarden Euro gestiegen. Fast die Hälfte davon übrigens Kredite an den regionalen Mittelstand.”Wir hätten sogar gern mehr Kredite vergeben, als dann wirklich zustande kamen”, sagt Andreas Koch, der für das Firmenkundengeschäft zuständig ist. Aber um welchen Betrag es da 2012 ging, macht eine Zahl deutlich: 345 Millionen Euro wurden als Neugeschäft abgeschlossen. “Wir sind damit der wichtigste Mittelstandsförderer in der Region”, sagt Koch. Und spricht hier von einem Marktanteil von 50 Prozent. Dass Leipzig damit freilich noch längst nicht im Bereich vergleichbarer Sparkassen im Westen und Süden der Republik ist, sei auch klar. Das läge auch am noch gering ausgeprägten Außenhandel der Leipziger Unternehmen. “Aber wenn man sich die Entwicklung so anguckt, dann nimmt das jedes Jahr ein bisschen zu.”

Insgesamt erwirtschaftete die Sparkasse Leipzig 2012 einen Bruttoertrag von 240,0 Millionen Euro, etwa 9,4 Millionen weniger als im Vorjahr. Was vor allem auf den geringeren Zinsüberschuss – also die niedrigen Zinssätze am Markt – zurückzuführen ist. 87,6 Millionen Euro wurden an Personalaufwand gezahlt – etwas mehr als im Vorjahr. “2012 gab es ja eine Tarifsteigerung, die sich deutlich bemerkbar machte”, so Harald Langenfeld. “Dafür haben wir unseren Sachaufwand – vor allem im Bereich der IT – von 66,4 auf 62,5 Millionen Euro senken können. Es gab auch wieder Wertberichtigungen im Portfolio, die mit 43,7 Millionen Euro zu Buche schlugen, das Finanzamt bekam 16,2 Millionen Euro an Steuern überwiesen. Am Ende blieben dann die 16,6 Millionen Euro stehen, über deren Verwendung die Anteilseigner der Sparkasse (deren größter die Stadt Leipzig ist) entscheiden müssen.

Noch ein paar Zahlen zur Position der Sparkasse Leipzig in ihrem Markt: 441.600 Privatgirokonten und knapp 35.000 Geschäftsgirokonten zählt das Finanzinstitut. Und gerade diese starke Verankerung bei den Kunden habe auch 2012 zum guten Geschäftsergebnis beigetragen, meint Langenfeld. Zum Jahresende beschäftigte die Sparkasse Leipzig 1.767 (Vorjahr: 1.812) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter 145 Auszubildende und Studierende der Berufsakademie. Für die Arbeit von rund 900 gemeinnützigen Vereinen, Initiativen und Projekten in Leipzig und den beiden Landkreisen stellte die Sparkasse Leipzig im Jahr 2012 Fördermittel in Höhe von rund 4,8 Millionen Euro zur Verfügung.

Für das Geschäftsjahr 2013 erwartet Harald Langenfeld eine Fortsetzung der Niedrigzinsphase und damit auch eine weitere Belastung des Zinsergebnisses. Die weitere Entwicklung werde darüber hinaus stark von der Lösung der europäischen Staatsschuldenkrise abhängen.

www.sparkasse-leipzig.de

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