Wie sieht die Leipziger Energiezukunft aus? Das ist eine Frage, die es in sich hat und auf die auch die Stadtwerke Leipzig immer neue Antworten zu finden versuchen. Ein Weg könnte die Versorgung immer größerer Teile der Stadt mit Fernwärme sein. Die entsteht in der Regel in Kraftwerken als "Abfallprodukt" etwa zur Stromerzeugung, ist also vom Prinzip her umweltschonend. Also soll auch das Leipziger Fernwärmenetz weiter wachsen.

Aktuell planen die Stadtwerke Leipzig, 75 Megawatt (MW) Fernwärmeleistung bis 2020 in Leipzig neu anzuschließen, was rein rechnerisch dem Wärmebedarf von rund 25.000 Wohnungen entspricht. Neben Neuerschließungen wie in Lindenau, Plagwitz und Anger-Crottendorf konzentriert sich das Unternehmen vor allem auf die Verdichtung ihres Fernwärmenetzes. Dafür wollen die Stadtwerke Leipzig in diesem Zeitraum rund 30 Millionen Euro in den Ausbau ihrer Fernwärmenetze in Leipzig investieren, teilte das Unternehmen am Freitag, 16. Oktober, mit, womit der Ausbau des Fernwärmenetzes in den nächsten Jahren zum Hauptinvestitionsfeld der Stadtwerke wird.

Dies sichere auch Arbeitsplätze in Handwerk und Gewerbe in der Region. Und es leiste einen wichtigen Beitrag für die Umwelt, betont das Unternehmen, denn im Vergleich zu einer Ölheizung spare die Versorgung mit Fernwärme rund 50 Prozent CO2 und im Vergleich zu einer Gasheizung rund 25 Prozent CO2.

Seit 2009 haben die Stadtwerke Leipzig mehr als 100 MW neu an die Fernwärme angeschlossen.

Der Kraft-Wärme-Kopplungs-Anteil an der Leipziger Fernwärme beträgt 99,6 Prozent. Grundlage dafür ist einerseits der 2013 erneuerte Vertrag mit Vattenfall zur Lieferung von Fernwärme aus dem Kraftwerk Lippendorf. Der Vertrag läuft bis 2023. Dort entsteht die Fernwärme als Abfallprodukt der Kohleverstromung. Im Winter unterstützt dann auch noch die eigene Gas-und-Dampf-Anlage in der Eutritzscher Straße die Fernwärmeproduktion. Und seit 2014 stabilisieren auch noch die neuen Fernwärmespeicher auf dem Gelände an der Arno-Nitzsche-Straße die stabile Fernwärmeversorgung in der Stadt.

Dabei betonen die Stadtwerke besonders den niedrigen Primärenergiefaktor von 0,31. Er beschreibt den Aufwand von nichterneuerbaren Energiequellen an der Herstellung des Energieprodukts. Zum Vergleich: Bei Kohle liegt der Faktor bei 1,1 bis 1,2, bei Solarenergieanlagen bei 0,0.

Offiziell gilt eigentlich für Fernwärme aus Anlagen mit fossilen Energieträgern ein Primärenergiefaktor von 0,7. Aber das Entscheidende ist, dass in diesem Fall Abwärme, die bei der Erzeugung von Strom bei Vattenfall sowieso anfällt, tatsächlich noch sinnvoll genutzt wird. Komplizierter wird das Verfahren, wenn der Vattenfall-Block in Lippendorf nur noch zur Fernwärmeerzeugung eingesetzt würde, weil sich Stromproduktion nicht mehr rentiert.

Aber bei der Verbesserung der technischen Umweltbilanz für Hausbesitzer hilft der Einsatz von Fernwärme erst einmal, denn er trägt dazu bei, die Anforderungen der Energieeinsparverordnung zu erfüllen. Dafür haben die Stadtwerke Leipzig mit ihrer hocheffizienten Gas- und Dampfturbinenanlage schon sehr frühzeitig einen wichtigen Grundstein gelegt, lobt das Unternehmen seine Aktivitäten in den letzten Jahren. Auch die Investitionen der jüngeren Vergangenheit in zusätzliche Wärmespeicher- und -erzeugungsanlagen trügen zum Erfolg der Leipziger Fernwärme bei.

„Wir haben allein 2014 und 2015 über 10 Millionen Euro in die Besicherung der Fernwärme investiert“, erklärt der Sprecher der Geschäftsführung, Dr. Johannes Kleinsorg, „so gewährleisten wir die verlässliche Versorgung unserer wachsenden Stadt. Die Leipziger Fernwärme ist ein wichtiger Faktor für das Gelingen der Energiewende in Leipzig und für den wirtschaftlichen Erfolg unseres Unternehmens.“

Sinkende Fernwärmepreise 2016

Immerhin ist es ein Geschäftsfeld, das sich rechnet. Und die Stadtwerke können 2016 den Fernwärmepreis recht deutlich senken. Ab dem 1. Januar 2016 werden die Preise für alle derzeitigen Fernwärmeprodukte der SWL durchschnittlich um 6,3 Prozent günstiger. Außerdem führen die Stadtwerke Leipzig zum Jahresbeginn ein neues Fernwärmeprodukt mit weiteren Preisvorteilen ein: „Leipziger wärme.komfort“. Auch in den nächsten Jahren investiert das Unternehmen weiter in Fernwärmeverdichtung und -ausbau.

„Die dynamische Entwicklung unserer Stadt beeinflusst auch das Fernwärmegeschäft der Stadtwerke Leipzig positiv, ebenso verändert die Energiewende den Wärmemarkt. Die notwendige Neuausrichtung schafft nun die Grundlage für die weitere Entwicklung dieser klimaschonenden Technologie in Leipzig“, sagt Dr. Norbert Menke, Geschäftsführer der Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft LVV), der Muttergesellschaft der SWL.

„Mit unserem neuen Produkt schaffen wir nun die Voraussetzungen für die Fortsetzung unserer Erfolgsgeschichte. Wir gestalten die Leipziger Fernwärme attraktiver für unsere Kunden und befördern so den weiteren Ausbau“, betont Dr. Johannes Kleinsorg, Geschäftsführer der Stadtwerke Leipzig.

Die Stadtwerke Leipzig führen zum 1. Januar 2016 ein neu konfiguriertes Fernwärmeprodukt ein, welches für die Mieter in typischen Leipziger Mehrfamilienhäusern noch einmal zwischen 4 und 7 Prozent günstiger als die bisherigen Produkte sein wird.

„Aktuell gehen wir auf die Leipziger Immobilienwirtschaft zu, um die neue ‘Leipziger wärme.komfort’ beispielsweise im Rahmen von Informationsveranstaltungen vorzustellen“, sagt Dr. Kleinsorg.

“Die Hintergründe für die neue Produktkonfiguration sind vielfältig: Die Rahmenbedingungen im Energie- und Wärmemarkt haben sich nicht nur für uns Energieversorger, sondern auch für Immobilienbesitzer und Vermieter nachhaltig geändert“, betont Dr. Kleinsorg und ergänzt: „Mit unserem neuen Produkt bilden wir die neuen energiewirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen stimmig und fair ab. Gleichzeitig haben wir es geschafft, ein sehr komplexes Thema in ein einfaches und transparentes Produkt zu übersetzen.“

Mit Bundeskartellamt geeinigt

Des Weiteren – so betonen die Stadtwerke Leipzig – habe man bei der Preisgestaltung des neuen Produktes die Argumente des Bundeskartellamtes berücksichtigt. Dieses hatte im Nachgang der Sektoruntersuchung Fernwärme im März 2013 von sieben Versorgern die Fernwärmepreise der Jahre 2010 bis 2012 überprüft. Die Stadtwerke Leipzig hatten dem Bundeskartellamt alle relevanten Daten offen mitgeteilt und waren mit der Behörde in eine lösungsorientierte Diskussion über die künftige Gestaltung der Fernwärmepreise eingestiegen.

„Wir begrüßen die Einigung mit dem Kartellamt. Sie berücksichtigt die strukturellen Besonderheiten unseres Fernwärmesystems und stellt eine sichere Planungsgrundlage für den weiteren Ausbau dar“, unterstreicht Norbert Menke.

Orientierung nicht mehr nur am Ölpreis

Das Produkt „Leipziger wärme.komfort“ garantiert Preisstabilität bis zum 31.12.2016 (exkl. Steuern und Abgaben) und berücksichtigt in ihren noch marktnäheren Preisgleitklauseln künftig insgesamt fünf statt bisher drei Einflussfaktoren. Preisveränderungen folgen damit künftig der Entwicklung der Erdgaspreise, des Investitionsgüterindex, des Preises für leichtes Heizöl und der Kosten für europäische Emissionszertifikate sowie des Lohnindex.

„Mit dieser Bandbreite können wir die Entwicklungen im Wärmemarkt und unsere eigenen Kostenstrukturen wesentlich besser abbilden und damit die aktuellen Rechtsprechungen berücksichtigen“, meint Dr. Kleinsorg.

Die Stadtwerke Leipzig führen mit „Leipziger wärme.komfort“ ein etwas einfacheres Preismodell ein.

Künftig setzt sich der Fernwärmepreis nur noch aus dem Wärmearbeitspreis je verbrauchter Kilowattstunde und dem Grundpreis zusammen, der neben den Kosten für Messung, Ablesung und Abrechnung auch den überwiegenden Teil der Kosten für die Bereitstellung der Infrastruktur beinhaltet. Der bisherige sogenannte Jahresverrechnungspreis entfällt.

„Im Grundpreis bilden wir künftig mehr als bisher unseren Aufwand für Anlagen, Leitungsnetze und Dienstleistungen ab, die der jeweilige Kunde nutzt“, erklärt Dr. Kleinsorg die Veränderung dieses Preisbestandteils. Damit verändert sich für die meisten Kunden das Preisniveau der fixen Preisbestandteile nicht, wohl aber das Verhältnis des Grundpreises zum Arbeitspreis. Denn der Arbeitspreis für das neue Produkt ist 2016 durchschnittlich rund 14 Prozent günstiger als der für die bisherigen Produkte.

„Insgesamt gestalten wir das neue Preissystem damit verursachungsgerechter“, erklärt Dr. Kleinsorg. „Darüber hinaus wirkt sich durch die veränderte Preisstruktur die Volatilität der Winterwitterung nicht nur für die Stadtwerke Leipzig als Energieversorger, sondern auch für die Nutzer unserer Fernwärme künftig weit weniger aus“.

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