Der 21. Januar 2014 dürfe gut und gern als „Schicksalstag“ für das Leipziger Institut für Klassische Archäologie bezeichnet werden. Jetzt ein Jahr später, hat sich der Fachschaftsrat Archäologie noch einmal zusammengesetzt, um das Jahr der Proteste Revue passieren zu lassen und gleichzeitig nach vorn zu sehen. Sieht ja nicht ganz finster aus am Horizont.

Mit Bekanntgabe der Pläne des Rektorates der Universität Leipzig, den Lehrstuhl für Klassische Archäologie, auf Grundlage der bekannten Beschlüsse des Sächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur (SMWK), zur Kürzung vorzuschlagen, sahen sich die Studierenden der Archäologie am 21. Januar 2014 sofort zum Handeln gezwungen. Eilig wurden diverse Arbeitsgruppen gegründet, um sich erst einmal ein Bild der Lage machen zu können. Die Wenigsten waren mit politischer oder Öffentlichkeitsarbeit vertraut. Es wurden Vollversammlungen abgehalten und erste öffentliche Protestaktionen gestartet, welche sich in Intensität und Wirksamkeit deutlich steigerten. So dürfen unter anderem die Bannerenthüllung auf dem Augustusplatz, eine große Podiumsdiskussion im ägyptischen Museum oder aber auch eine Pompa Funebris – eine Brandbestattung zur Museumsnacht 2014 als Höhepunkt des Protestjahres gelten.

Die Archäologie setzte schon früh vor allem auf Dialog mit den beteiligten Parteien – nicht nur auf politischer Ebene, sondern auch innerhalb der Universität. Diesem Bestreben nach Austausch ist es schließlich auch zu verdanken, dass die Situation der Archäologie nun weniger desolat erscheint als noch vor einigen Monaten, schätzt der Fachschaftsrat ein.

So äußerte Uni-Rektorin Beate Schücking, dass man bereits nach Wegen suche, die Altertumswissenschaften in Leipzig weiterzuentwickeln. Sie zeigte sich „zuversichtlich, dass sich diese (Wege) – hoffentlich auch unterstützt von einem sich gerade neu aufstellenden SMWK – finden lassen“. Inwiefern die Archäologie als Fach, respektive der Studiengang „Archäologie der Alten Welt“ mit seiner fachlichen Kombination aus Klassischer Archäologie und Ur- und Frühgeschichte bestehen bleiben kann oder welche Konsequenzen den Studiengang in Zukunft erwarten könnten, sei dennoch ungewiss.

Marco Blechschmidt, Pressesprecher des Fachschaftsrates Archäologie zieht vorläufig ein positiveres Fazit: „Nichtsdestotrotz lässt die Tatsache dass konstruktive Gespräche im Gange sind und weiterhin stattfinden sollen, auf einen zumindest positiveren Ausgang der Krise hoffen.“

Die damalige Wissenschaftsministerin Sabine von Schorlemer hatte angewiesen, in Sachsens Hochschule 1.042 Dozentenstellen zu streichen, obwohl sämtliche Hochschulen Rekordbewerberzahlen verzeichneten. Die Universität Leipzig sollte – beginnend 2011 – bis 2020 insgesamt 172 Stellen streichen. Die Auswahl der Institute und Fakultäten, die das beträfe, überließ die damalige Wissenschaftsministerin nonchalant den Hochschulleitungen, die damit zu Erfüllungsgehilfen einer rein aufs Sparen fixierten Landespolitik gemacht wurden.

Nachdem das Rektorat der Uni Leipzig im Januar 2014 die Schließung der Lehrstühle von Klassische Archäologie und Theaterwissenschaften beschließen musste, veröffentlichte es wenig später eine Forderung nach einem Paradigmenwechsel in der Hochschulpolitik des Landes.

Der ist mit dem Wechsel des Koalitionspartners der CDU zwar in gewisser Weise eingetreten, der Abbau von weiteren Hochschuldozentenstellen wurde gestoppt. Doch um auch die schon zur Streichung vorgesehenen Studiengänge zu retten, müssen jetzt neue finanzielle Lösungen gefunden werden. Auch für die Pharmazie haben Land und Universität erst einmal nur eine Übergangslösung beschlossen, die noch einmal eine begrenzte Immatrikulation zulässt. Man will mit dem Nachbarland Sachsen-Anhalt weiter verhandeln über eine gemeinsame Fortführung der Pharmazeutenausbildung. Ein Weg, der mit der in Leipzig einzigartigen Archäologie so nicht zu gehen ist.

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