Im Bereich „Melder“ finden Sie Inhalte Dritter, die uns tagtäglich auf den verschiedensten Wegen erreichen und die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen. Es handelt sich also um aktuelle, redaktionell nicht bearbeitete und auf ihren Wahrheitsgehalt hin nicht überprüfte Mitteilungen Dritter. Welche damit stets durchgehende Zitate der namentlich genannten Absender außerhalb unseres redaktionellen Bereiches darstellen.
Für die Inhalte sind allein die Übersender der Mitteilungen verantwortlich, die Redaktion macht sich die Aussagen nicht zu eigen. Bei Fragen dazu wenden Sie sich gern an redaktion@l-iz.de oder kontaktieren den Versender der Informationen.
Blauzungenkrankheit vom Serotyp 8 bei einem Rind in Sachsen festgestellt
Im Landkreis Meißen ist die Blauzungenkrankheit vom Serotyp 8 (BTV-8) bei einem Rind festgestellt worden. Das nationale Referenzlabor am Friedrich-Loeffler-Institut hat den Befund bestätigt. Das Virus der Blauzungenkrankheit hat verschiedene Varianten, die sich in ihren krankmachenden Eigenschaften unterscheiden.
Nachdem in den letzten zwei Jahren ausschließlich der Serotyp 3 für massive Ausbruchsgeschehen in Deutschland gesorgt hat, ist dies der erste Nachweis dieses Serotyps seit 2009 in Sachsen. Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sind schon seit den letzten Monaten verstärkt betroffen.
Um den Ausbruchsbestand im Landkreis Meißen wird eine Handelsrestriktionszone mit einem Radius von 150 km festgelegt. Damit gelten die durch die Unternehmer zu ergreifenden Präventionsmaßnahmen gleichermaßen für alle Halter empfänglicher Tiere in Sachsen. Unter dem untenstehenden Link kann die Zone virtuell dargestellt werden.
Das Verbringen von empfänglichen Tieren (Rinder, schaf- und ziegenartige Tierarten) innerhalb Sachsen ist weiterhin ohne Einschränkungen möglich. Für Tiere, die in andere Länder – EU-Mitgliedstaaten oder Drittstaaten – verbracht bzw. exportiert werden sollen, gelten die unter »weitere Informationen« aufgeführten Möglichkeiten.
Die vorstehenden Einschränkungen gelten ausschließlich für BTV-8. In Bezug auf den BTV-Serotyp 3 bestehen keine Einschränkungen für Verbringungen innerhalb Deutschlands. Der beste Schutz der Tiere wird über eine Impfung erzielt. Die Tiere müssen jedoch gezielt gegen den spezifischen Serotyp geimpft werden, da die Impfstoffe jeweils nur bestimmte Serotypen schützen (fehlende Kreuzimmunität).
In den letzten Jahren wurde ausschließlich gegen den Typ 3 geimpft, so dass die so geimpften Tiere aktuell nicht gegen Serotyp 8 geschützt sind. Tierhalter sind aufgerufen, ihre Tiere unverändert gegen BTV-3 und darüber hinaus verstärkt auch gegen BTV-8 zu impfen.
Die Blauzungenkrankheit ist eine durch Culicoides-Gnitzen (blutsaugende Stechmücken) übertragbare Virusinfektion. Der aktive Flugradius der Gnitzen beträgt ca. 5 km. Durch Windverdriftung sind Übertragungen von Distanzen bis 80 km beschrieben. Für BTV sind folgende Säugetierfamilien empfänglich: Hornträger wie Rind, Schaf und Ziege, Kamele, Hirsche, Giraffenartige, Moschustiere, Gabelhorntiere und Hirschferkel. Die Tierseuche ist keine Zoonose und stellt keine Gefahr für Menschen dar.
Die Blauzungenkrankheit verursacht eine fieberhafte Allgemeininfektion mit zumeist unspezifischem Erscheinungsbild (erhöhte Körpertemperatur, Abgeschlagenheit, Fressunlust, Milchrückgang, Absonderung von der Herde, Entzündung und Rötung der Schleimhäute mit z. B. Augenausfluss, Speicheln, Nasenausfluss, Lahmheit, und beitragenden Tieren bis hin zum Verlust der Frucht). Bei schweren Verläufen können Tiere versterben.
Erkrankungen von Einzeltieren sollten unbedingt durch den bestandsbetreuenden Tierarzt abgeklärt werden. Erkranken gleichzeitig oder kurz hintereinander mehrerer Tiere, die den Ausbruch einer BTV befürchten lassen können, ist unverzüglich das regionale Veterinäramt zu informieren. Es wird empfohlen Tiere, die Krankheitsanzeichen zeigen und bereits gegen BTV-3 geimpft sind, trotzdem auf BTV untersuchen zu lassen.
Weitere Informationen
Unter Berücksichtigung der in der EU gemeldeten Ausnahmeregelungen zu BTV-8 gibt es drei Optionen, eine Verbringung zu ermöglichen:
1. Die Tiere wurden vollständig gegen BTV-8 geimpft, befinden sich innerhalb des durch die Spezifikationen des Impfstoffs garantierten Immunitätszeitraums und erfüllen mindestens eine der folgenden Anforderungen:
- sie wurden mindestens 60 Tage vor der Verbringung geimpft; oder
- sie wurden mit einem inaktivierten Impfstoff geimpft und mit Negativbefund einem PCR-Test unterzogen, der an Proben durchgeführt wurde, die frühestens 14 Tage nach Einsetzen der Immunität, wie in den Spezifikationen des Impfstoffs angegeben, entnommen wurden.
2. Nachkommen von Rindern, Schafen und Ziegen im Alter unter 90 Tagen, deren Mütter
- vor der Belegung korrekt gegen BTV-8 geimpft oder
- mindestens 28 Tage vor ihrer Geburt korrekt gegen BTV-8 geimpft wurden
Im Fall von 2. b) ist zudem ein negativer PCR-Test für BTV-8 einer Probe erforderlich, die innerhalb von 14 Tagen vor der Verbringung entnommen wurde. Diese Nachkommen müssen zusätzlich innerhalb von 12 Stunden nach der Geburt Kolostrum des Muttertieres erhalten haben und von einer Tierhaltererklärung begleitet werden.
3. Tiere, die keine der Anforderungen nach 1. oder 2. erfüllen, können nur verbracht werden, sofern sie
- mindestens 14 Tage vor dem Transport durch Insektizide oder Repellentien vor Vektorangriffen (Gnitzen) geschützt wurden und
- während dieses Zeitraums mit Negativbefund einem PCR-Test unterzogen wurden, der an Proben durchgeführt wurde, die frühestens 14 Tage nach dem Beginn der Behandlung mit Insektiziden oder Repellentien entnommen wurden.
Diese Tiere müssen zusätzlich von einer Tierhaltererklärung begleitet werden.
Im Bereich „Melder“ finden Sie Inhalte Dritter, die uns tagtäglich auf den verschiedensten Wegen erreichen und die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen. Es handelt sich also um aktuelle, redaktionell nicht bearbeitete und auf ihren Wahrheitsgehalt hin nicht überprüfte Mitteilungen Dritter. Welche damit stets durchgehende Zitate der namentlich genannten Absender außerhalb unseres redaktionellen Bereiches darstellen.
Für die Inhalte sind allein die Übersender der Mitteilungen verantwortlich, die Redaktion macht sich die Aussagen nicht zu eigen. Bei Fragen dazu wenden Sie sich gern an redaktion@l-iz.de oder kontaktieren den Versender der Informationen.
Polizeibericht 15. Dezember: Zwei Tatverdächtige nach Einbruch gestellt,Ohne Fahrerlaubnis mit gestohlenen Kennzeichen unterwegs
Zwei Tatverdächtige nach Einbruch gestellt
Ort: Leipzig (Möckern), Zeit: 14.12.2025, gegen 11:00 Uhr
Gestern wurden im Norden Leipzigs zwei Tatverdächtige bekannt gemacht, nachdem sie in eine Firma eingebrochen waren und mehrere Gegenstände gestohlen hatten. Die zwei Männer (42 und 46 Jahre, beide polnisch) hatten die Eingangstür zu einer Firma, die sich in einem Mehrfamilienhaus befindet, aufgetreten. Sie durchsuchten die Räume und stahlen elektronische Geräte, mehrere Rucksäcke und andere Dinge.
Noch im Tatortbereich konnten die beiden durch eingesetzte Polizeibeamte vom Polizeirevier Leipzig-Nord festgestellt werden. Sie hatten das Diebesgut noch bei sich, was dann wieder zurückgegeben werden konnte. Es hatte einen Wert von über 1.000 Euro. Der entstandene Sachschaden an der Tür wurde auf circa 50 Euro geschätzt. Die beiden Tatverdächtigen durften nach den polizeilichen Maßnahmen wieder gehen.
Ohne Fahrerlaubnis mit gestohlenen Kennzeichen unterwegs
Ort: Laußig, S 11, Zeit: 14.12.2025, 16:25 Uhr
Bei einer Verkehrskontrolle wurde festgestellt, dass der Fahrer (38, deutsch) keine gültige Fahrerlaubnis besitzt, die amtlichen Kennzeichen am Auto gestohlen waren und er selbst unter dem Einfluss von Drogen stand.
Um 16:25 Uhr hielt eine Streife vom Polizeirevier Eilenburg einen vor ihnen fahrenden VW Golf an, um eine allgemeine Verkehrskontrolle durchzuführen. Er fuhr auf der Staatsstraße 11 aus Richtung Eilenburg nach Laußig. Bei der Kontrolle des schon polizeibekannten 38-Jährigen und der am Fahrzeug angebrachten Kennzeichen konnte weder ein Führerschein noch eine Zulassungsbescheinigung vorgezeigt werden.
Letztlich besaß er gar keine behördliche Fahrerlaubnis und die Torgauer Kennzeichen am Auto waren als gestohlen gemeldet. Ebenso war die Plakette der Hauptuntersuchung mit einer Gefälschten überklebt. Zudem reagierte ein mit dem Fahrer durchgeführter Drogenschnelltest positiv auf Amphetamine, was eine Blutentnahme nach sich zog.
Da das Auto nicht dem 38-Jährigen gehörte, wurde es sichergestellt. Gegen den Fahrer wurde Anzeige wegen mehrerer Delikte erstattet, unter anderem wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis und Urkundenfälschung.
Die Gier der Reichen zerstört die Demokratie: Fratzscher fordert ein modernisiertes Steuersystem
Wie redet man einer Regierung ins Gewissen, deren Bundeskanzler gar nicht einsehen will, dass die Reichen und Superreichen viel zu wenig beitragen zur Finanzierung des gemeinsamen Staates? Der lieber bei den eh schon knapp gehaltenen Bürgergeldempfängern sparen will, als wenn sie an der finanziellen Schieflage des Staates schuld wären.
Aber es ist ja nicht nur in Deutschland so, dass hier Regierungen über die Jahrzehnte einen regelrechten Steuerminderungswettlauf für die Reichen veranstaltet haben. Es ist ein Problem der ganzen westlichen Welt, das DIW-Präsident Marcel Fratzscher am 5. Dezember thematisierte.
Er tat das in seiner Kolumne in der „Zeit“: „Wir müssen die Supereichen endlich stärker besteuern“.
„Ein neuer Oxfam-Bericht versetzt einer ohnehin düsteren Entwicklung den nächsten Schlag: Ein kleiner Kreis Superreicher verzeichnet binnen zwölf Monaten enorme Zugewinne – während Millionen weiter abrutschen. Inzwischen kontrolliert das reichste Prozent weltweit mehr Vermögen als die gesamte ärmere Hälfte der Bevölkerung. Das ist kein Randphänomen, sondern Ausdruck einer Dynamik, in der Vermögen immer schneller aus sich selbst heraus wächst – und große Teile der Gesellschaft kaum noch Chancen auf eigenen Kapitalaufbau haben“, stellte Fratzscher dort fest.
„Auch in Deutschland zeigt sich dieses Muster in besonderer Schärfe. Seit vielen Jahren gehört die Bundesrepublik zu den Ländern mit der höchsten Vermögensungleichheit in Europa. Die reichsten zehn Prozent der Haushalte halten zwei Drittel des Nettovermögens; die untere Hälfte der Bevölkerung kommt zusammen gerade einmal auf ein Prozent. Besonders alarmierend: Nahezu dreißig Prozent der Haushalte besitzen keinerlei Vermögen – viele sind sogar überschuldet. Ihnen fehlen nicht nur finanzielle Rücklagen, sondern auch jede reale Chance auf eine stabile wirtschaftliche Perspektive.“
Verzerrte Anreize
Die Ursachen, so stellt er fest, „liegen in politischem Gestaltungsversagen und verzerrten Anreizen: Kaum ein anderes Land belastet Arbeit so hoch und Vermögen so niedrig wie Deutschland. Kapital und große Vermögen tragen vergleichsweise wenig zum Gemeinwohl bei. Zugleich bleibt der Zugang zu Immobilien – der zentralen Vermögensbasis deutscher Haushalte – für viele unerreichbar.“
Zudem falle die öffentliche Förderung von Vermögensaufbau gering aus und komme häufig gerade jenen zugute, „die ohnehin über hohe Einkommen verfügen. Die Folge ist eine Spaltung, bei der Kapital aus Renditen und Immobilienwertsteigerungen rascher wächst als Arbeitseinkommen, und zwar selbst dann, wenn Menschen hart arbeiten. So sind die Vermögen der Superreichen im vergangenen Jahr um 16,5 Prozent angewachsen, zeigen die Berechnungen von Oxfam – das ist ein vielfach höheres Wachstum als für die meisten Arbeitseinkommen.“
Verlorenes Vertrauen
Und die wirtschaftlichen Risiken seien auch nur ein Teil des Problems. Denn die Ungleichheit hat Folgen für die Demokratie. Und zwar gravierende: „Gesellschaftlich befeuert Vermögensungleichheit, Polarisierung und Misstrauen. Wer das Gefühl hat, trotz Arbeit nicht voranzukommen, verliert Vertrauen in staatliche Institutionen und demokratische Verfahren. Der Aufschwung populistischer Bewegungen geht in vielen Ländern Hand in Hand mit wachsenden sozialen Ungleichheiten.“
Und er stellt etwas fest, was im Lobbyland Deutschland viel zu selten thematisiert wird: „Extreme Ungleichheit schwächt demokratische Systeme zudem unmittelbar, weil wirtschaftliche Macht politischen Einfluss verstärkt und gesellschaftliche Fairness zunehmend infrage gestellt wird. Wenn ein erheblicher Teil der Bevölkerung weder Vermögen aufbauen noch am Wachstum des wirtschaftlichen Wohlstands teilhaben kann, entsteht ein gefährlicher Nährboden für politische Radikalisierung.“
Zeit für eine Steuer-Modernisierung
Und so fordert Fratzscher etwas, was nun seit Jahren als Hauptaufgabe auf den Tisch deutscher Regierungen liegt und einfach nicht angepackt wird, obwohl das Land immer tiefer in die Schuldenspirale rutscht und wichtige Investitionen nicht mehr leisten kann: Deutschland muss sein eigenes Steuersystem endlich modernisieren.
„Die Besteuerung von Arbeit sollte deutlich reduziert, die Besteuerung großer Vermögen, Kapitalerträge und Erbschaften hingegen angemessen gestärkt werden. Eine gerechte Erfassung großer Immobilienwerte, eine Reform der Erbschaftsteuer und die konsequente Einbeziehung hoher Kapitalgewinne sind zentrale Elemente einer solchen Reform“, zählt Fratzscher auf.
„Dadurch könnten nicht nur staatliche Einnahmen stabilisiert, sondern auch ein fairerer Wettbewerb zwischen Arbeit und Kapital hergestellt werden.“
Kein Bundeskanzler kann sich herausreden, er habe das nicht gewusst. Aber stattdessen sind die meisten Parteien wieder mit massiven Steuersenkungsprogrammen in den Wahlkampf gestartet, haben den Wählern suggeriert, es ginge um ihre Steuern, obwohl es fast ausschließlich um die Steuern der Reichen und Vermögenden ging.
Alles nach der neoliberalen Trickle-down-Theorie, die man augenscheinlich in den Parteizentralen für einen Zauberspruch hält, mit dem die Steuerersparnisse für die Reichen dann irgendwie als winzige Wohlstandsgewinne bei den Armen ankommen.
Was aber niemals passiert. Die ganze Geschichte der neoliberalen Politik ist eine Geschichte der Umverteilung von unten nach oben.
Und so stellt Fratzscher logischerweise auch fest: „Ungleichheit ist keine naturgegebene Tatsache, sondern Ergebnis politischer Entscheidungen. Sie kann daher auch durch politische Entscheidungen überwunden werden.
Die Befunde sind ein Weckruf: Ein System, das Wohlstand bündelt, sägt an seinem eigenen Ast. Gerecht verteilte Chancen und Vermögen sind kein Zierwerk, sondern die Voraussetzung für Stabilität, Stärke – und eine lebendige Demokratie.“
Studie von ADFC und Verkehrswende Leipzig: Leipzig hat zu wenige Fahrradübungsplätze
Radfahren ist für Kinder in Leipzig selbstverständlich. Die Radfahrausbildung findet große Zustimmung und die Kinder sind hoch motiviert. Trotzdem zeigt eine neue Studie deutliche Mängel bei der Verkehrserziehung. Es fehlen geeignete Übungsplätze, gut geschultes Personal und klare Kommunikation.
Die am 11. Dezember veröffentlichte Studie „Radfahrausbildung in Leipzig“ verdeutlicht, dass die Ausbildung in vielen Bereichen reformbedürftig ist. ADFC Leipzig und Verkehrswende Leipzig fordern daher konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Ausbildung, um einen wirksamen Beitrag zur Vision Zero zu erreichen.
Die Radfahrausbildung ist fester Bestandteil des Lehrplans sächsischer Grund- und Förderschulen. Im Sachunterricht soll die Theorie vermittelt werden.
Speziell geschulte Polizeikräfte sind dafür zuständig, die praktische Ausbildung auf Übungsplätzen oder in geeigneten Hallen durchzuführen. Ziel ist es, Kinder zu befähigen, sich sicher und selbstständig mit dem Rad im Straßenverkehr zu bewegen.
Fast jedes Kind in Leipzig besitzt ein Fahrrad, die meisten nutzen es regelmäßig – oft auch auf dem Schulweg. Dennoch schätzen Eltern die Verkehrssicherheit ihrer Kinder als unzureichend ein: Gerade einmal 13 % haben ein gutes Gefühl, wenn ihr Kind am Straßenverkehr teilnimmt.
Die Diskrepanz zwischen hoher Motivation und geringer Sicherheitseinschätzung zieht sich wie ein roter Faden durch die Ergebnisse.
96 % der Befragten halten die Radfahrausbildung für wichtig oder sehr wichtig, kritisieren jedoch vor allem den geringen Umfang und die mangelnde Qualität der praktischen Ausbildung – es fehlt an Zeit, pädagogischer Begleitung und realitätsnahen Bedingungen.
In manchen Schulen findet laut Umfrage gar keine praktische Ausbildung statt – häufig wegen Personalmangels oder fehlender Übungsplätze.
Zu wenige Fahrradübungsplätze
In Leipzig gibt es derzeit sechs Fahrradübungsplätze, von denen fünf auf Schulhöfen liegen und nicht öffentlich zugänglich sind. Einige sind zudem sanierungsbedürftig oder schlecht erreichbar. Für die zehn Leipziger Stadtbezirke ist dies deutlich zu wenig.
69 % der Befragten und 78 % der Ausbilder sehen hier dringenden Handlungsbedarf. Bereits 2022 beschloss der Stadtrat die Suche nach geeigneten Flächen sowie den Bau einer wetterunabhängigen Übungshalle, doch bislang wurde dieser Beschluss nicht umgesetzt.
„Damit alle Kinder sicher Radfahren lernen können, braucht Leipzig ausreichend Übungsplätze – idealerweise in jedem Stadtteil. Der Beschluss zur Übungshalle muss endlich umgesetzt werden“, fordert Anne Schumann, Vorstandsvorsitzende des ADFC Leipzig.
71 % der Eltern fühlen sich unzureichend über Ablauf, Inhalte und Zuständigkeiten der Radfahrausbildung informiert – viele wissen nicht, wer diese an der Schule ihres Kindes durchführt. Die Studie fordert deshalb eine frühere und klarere Kommunikation, etwa über Elternabende, Schulwebseiten oder eine zentrale Informationsplattform, idealerweise ergänzt um eine Übersicht der Übungsplätze in Leipzig.
Gute Öffentlichkeitsarbeit stärkt den gesellschaftlichen Stellenwert der Ausbildung und sensibilisiert andere Verkehrsteilnehmer sowie Verkehrsplaner und Entscheidungsträger für die kindlichen Belange.
Vision Zero
Trotz der Defizite überwiegt die Begeisterung: 90 % der Kinder hatten Spaß an der Ausbildung, zwei Drittel der Eltern sind grundsätzlich zufrieden.
Viele wünschen sich jedoch eine intensivere und praxisnähere Ausbildung. Um das zu erreichen, braucht es vor allem ausreichend gut geschultes Personal – etwa zusätzliche Polizeibeamte sowie eine stärkere Einbindung gemeinnütziger Organisationen.
Ebenso wichtig ist, dass Kinder genügend Zeit zum praktischen Üben erhalten. Ohne qualifiziertes Personal und regelmäßige Übungsmöglichkeiten kann die Radfahrausbildung ihren Anspruch nicht erfüllen.
Eine hochwertige Radfahrausbildung ist ein wesentlicher Baustein für die Vision Zero – das Ziel, schwere und tödliche Verkehrsunfälle zu vermeiden.
Da Kinder im Straßenverkehr besonders gefährdet sind und häufig noch wenig Erfahrung besitzen, stärkt eine gute Ausbildung grundlegende Fähigkeiten wie Regelkenntnis, sichere Fahrmanöver und das Einschätzen von Verkehrssituationen.
Damit ist die Radfahrausbildung nicht nur eine pädagogische Aufgabe, sondern ein zentraler Bestandteil kommunaler Verkehrssicherheitsarbeit und ein konkreter Beitrag zur Umsetzung der Vision Zero.
„Leipzig braucht eine flächendeckende, qualitativ hochwertige Radfahrausbildung – nicht nur auf dem Papier, sondern in der Praxis“, fasst Daniel Obst von der Initiative Verkehrswende Leipzig die Ergebnisse zusammen. „Jedes Kind sollte die Chance haben, sicher und selbstständig mit dem Rad unterwegs zu sein.“
Das Rätsel Alexander Eichwald: Ein politischer Spiegelmoment
Es gibt Momente, in denen die politische Bühne für einen Augenblick aus der Zeit fällt. Ein junger Mann tritt ans Pult, richtet sich auf, holt tief Luft – und spricht, als sei er aus einer anderen Epoche herübergestolpert. Alexander Eichwald hat auf dem AfD-Gründungskongress der „Generation Deutschland“ nicht einfach eine Rede gehalten; er hat ein Rätsel produziert, das nun wie ein Splitter im kollektiven Auge steckt. Man reibt sich und fragt: Was genau habe ich da gesehen?
Zwei Wochen nach diesem Auftritt bleibt die zentrale Frage ungelöst: Was wollte er damit? Die Interpretationen überschlagen sich, doch seine Intention bleibt bemerkenswert unklar.
Erste Analysen deuten jedenfalls darauf hin, dass weder klassische Satire noch Humor oder eine Provokation aus dem linken Spektrum wahrscheinlich sind. Zu konsistent ist der Pathos, zu wenig gebrochen der Vortrag, zu eindeutig das ästhetische Zitat, als dass es sich um kalkulierte Ironie handeln könnte.
Die Parodie, die zu ernst klang
Denn das, was dort gesagt wurde, ließe sich mit historischen Schlagworten beschreiben. Aber die Art, wie es gesagt wurde, rutschte in eine Sphäre, in der Ernst und Parodie so eng beieinanderliegen, dass sie sich gegenseitig verschlucken.
Es war, als sei jemand in eine Rolle geschlüpft, die längst auf den Dachboden der Geschichte verbannt gehört – und hätte sie, ohne jede ironische Brechung, mitten ins helle Licht eines Jugendkongresses getragen.
Die Szene hatte etwas von einem schlechten Theaterstück, allerdings einem, bei dem man nicht weiß, ob der Schauspieler seinen Text falsch verstanden hat oder das Publikum.
Das rollende „R“, der archaische Pathos, das knöcherne „Parteigenossen“ – alles wirkte ein wenig zu bewusst, zu dramatisch, zu einstudiert, um einfach nur unglücklich zu sein. Und doch zu ernst, zu konsequent durchgehalten, um ein Witz zu sein.
Was, wenn es ernst gemeint war?
Gerade diese Uneindeutigkeit bildet den Kern des Rätsels: eine Rede, die aussieht wie eine Parodie und klingt wie ein Fanal. Ein junger Mann, der auftritt wie ein Statist aus einem Propagandafilm, jedoch mit einer Überzeugung, die kein Regisseur mehr in der Hand hat.
Eine politische Bühne, die plötzlich wirkt wie ein Spiegelkabinett, in dem unklar bleibt, ob man die Originalfigur sieht oder nur ihre verzerrte Reflexion.
Nimmt man jedoch an, dass es tatsächlich ernst gemeint war, eröffnen sich mehrere Deutungsebenen. Eine erste versteht die Rede als Ausdruck einer ideologischen Sozialisation, die historische Ästhetiken nicht als Warnsignal, sondern als Ressource begreift – ein Beispiel dafür, wie sich kollektive Gedächtnisse nicht nur bewahren, sondern auch verformen können.
Eine zweite Lesart verbindet Ideologie mit Aufmerksamkeitsökonomie. In ihr greifen Überzeugung und Kalkül ineinander. Dass sowohl die Süddeutsche Zeitung als auch Die Zeit andeuten, Eichwald wolle sich eine öffentliche Erklärung oder „Auflösung“ seiner Rede bezahlen lassen, schärft diesen Blick zusätzlich.
Aufmerksamkeit erscheint dann als politische Währung, und die Grenze zwischen Bekenntnis und Selbstvermarktung verschwimmt.
Eine dritte Möglichkeit folgt der Logik strategischer Verwirrung: jenem Prinzip, so viele ästhetische, emotionale und rhetorische Überlagerungen zu erzeugen, dass jede klare Deutung unmöglich wird. Das Ziel wäre weniger Zustimmung als eine kollektive kognitive Erschöpfung – ein Zustand, in dem die Wirklichkeit selbst unscharf wird.
Und schließlich bleibt die Vorstellung eines privaten Experiments: eines jungen Mannes, der – getrieben von Neugier, Übermut oder Verzweiflung – die Bühne als Versuchsfeld nutzt und damit unfreiwillig die Verletzlichkeit politischer Symbolwelten freilegt. In dieser Perspektive ist die Rede kein Bekenntnis, sondern ein Stresstest der Öffentlichkeit.
In diesen Deutungen begegnen sich zwei Dynamiken: die Sehnsucht nach Eindeutigkeit und die moderne Erfahrung, dass politische Wirklichkeit zunehmend aus Inszenierungen besteht, die man weder ganz glauben noch ganz verwerfen kann. Eichwalds Rede wirkt wie ein Testfall dafür, wie fragil unsere Kriterien für das „Ernsthafte“ geworden sind.
Gerade in einer Demokratie, die politische Ernsthaftigkeit lange als gemeinsame Grundlage verstand und nun weltweit beobachten muss, wie sich dieses Verständnis in Richtung populistischer oder autokratischer Formen verschiebt, erhält ein solcher Moment seine besondere Schärfe.
Das Rätsel ohne Lösung – aber mit Bedeutung
Vielleicht ist gerade dies das eigentliche Kunststück dieser unfreiwilligen Inszenierung: Sie legt offen, wie dünn die Membran zwischen Vergangenheit und Gegenwart geworden ist. Wie schnell eine politische Bewegung, die sich gern „bürgerlich“ nennt, in ästhetische Abgründe kippt.
Und wie irritiert die Öffentlichkeit reagiert, wenn Extremismus nicht mehr als grimmiges Drohgebäude erscheint, sondern als unfreiwillige Groteske.
Das Rätsel Eichwald ist also keines, das nur auf eine Lösung wartet. Es ist ein Rätsel, das auch eine Diagnose stellt. Es zeigt eine Jugendorganisation und eine Partei, die erschrickt, wenn jemand in einem unkonventionellen Format ausspricht, was an ihrer Mitte längst akzeptiert ist; und ein Land, das manchmal nicht weiß, ob es lachen oder frösteln soll, wenn sich die Geschichte im falschen Kostüm zurückmeldet.
Vielleicht wird man später sagen, diese Rede sei kein Unfall, sondern ein Symptom – ein kurzer Moment, in dem die politische Gegenwart ihre eigene Maskerade erkannte und erschrak.
Oder man wird sagen, es sei nur ein junger Mann gewesen, der seine Rolle zu ernst nahm. Doch das größere Rätsel bleibt bestehen: Warum wirken die Schatten der Geschichte plötzlich wieder so nah, dass selbst ihre Karikaturen beklemmend real erscheinen?
Torgau und seine Huldigungen gegenüber dem Landesherrn: Was Huldigungen über Macht und Autonomie erzählen
Es ist eigentlich eine sehr heutige Geschichte, die die Historikerin Ines Elsner in dieser Schrift für den Torgauer Geschichtsverein aufblättert, auch wenn Städte in Sachsen heute ihrem Landesherrn nicht mehr huldigen müssen. Hoppla. Autsch. Doch. Müssen sie.
Manchmal braucht es ein Stück Forschung aus feudalen Zeiten, damit wir ein Stück unserer eigenen feudalen Wirklichkeit sehen und die ganz und gar nicht feinen Fäden der Macht, mit denen Städte in Sachsen ihrem Landesherrn untertänig sind. Selbstbestimmung sieht anders aus. Vielleicht sollten wir doch wieder huldigen?
Einfach deshalb, damit auch das auf dem Markt versammelte Volk sieht, wer im Staat das Geld und die Macht verwaltet. Und diese Macht auch ausnutzt, um den Städten im Land zu zeigen, wer hier eigentlich die Dukaten verteilt.
Die Zeiten, da sächsische Landesherren zumindest noch das Gefühl hatten, dass sie auf die Unterstützung ihrer Städte angewiesen waren, sind vorbei. Verschwunden in einer trockenen Bürokratie, die hierarchisch nur noch von oben nach unten denkt.
Eine zwischengeschaltete Landesbehörde sorgt dafür, dass die Städte der geplagten Regierung gar nicht erst auf den Keks gehen. So macht man Macht unsichtbar und lässt gegenseitige Abhängigkeiten hinter dem Vorhang verschwinden.
Da lohnt es sich schon, mit der Historikerin Ines Elsner ein Gebiet zu erkunden, das in der sächsischen Geschichtsforschung bisher recht unterbeleuchtet war: nämlich das der Huldigungen. Im speziellen Fall: der Huldigungen der Torgauer gegenüber den jeweils neuen Landesherren.
Denn wenn der alte Fürst gestorben war, trat der neue nicht einfach bedingungslos seine Nachfolge an. Dazu war sowohl den Fürsten als auch ihren Untertaten viel zu klar, dass Herrschaft zuallererst ein Rechtsverhältnis darstellt, bei dem nicht nur die Städte und Bürger dem Fürsten Gefolgschaft, Treue und Unterstützung schuldig waren, sondern der Fürst seinen Städten auch Schutz und die Gewähr von Privilegien, Freiheiten und Gewohnheiten schuldig war.
Macht-Ungleichgewichte
Es war ein fein austariertes Macht-Ungleichgewicht, in dem sich die Rolle der Städte durchaus verändern konnte und sie dem Landesherrn mehr Freiheit abtrotzen konnten. Aber auch das Ausschlagen zur anderen Seite war möglich und ist auch an den Torgauer Huldigungen gegenüber den Landesherren seit 1464 ablesbar.
Das ist der Zeitraum, der in den Archiven des Landes aktenkundig ist, in besonders gut dokumentierten Huldigungen oft sogar doppelt – in Torgau und in Weimar bzw. Dresden.
Aus der heutigen Sicht sieht es dann zwar immer so aus, als hätten die Räte der Städte sich einfach nur vor dem neuen Herrn tief verbeugen und am Ende froh sein müssen, wenn er so gnädig war, ihre alten Rechte zu bestätigen.
Aber Ines Elsner schildert anhand der verschiedenen Huldigungen, dass die Sache komplexer war, auch wenn jedes Mal der neue Landesherr im Mittelpunkt stand, mit großem Aufgebot um die Stadt ritt und dann in der Stadt feierlich empfangen wurde.
Und in fast alle Fällen fand dann die eigentliche Huldigung im Schloss Hartenfels statt, also am Ort des Landesherrn, nicht im Rathaus, wo die städtische Macht zu Hause war. Aber die Huldigungen unterschieden sich, kann Ines Elsner belegen.
Bis ins 17. Jahrhundert ist dabei durchaus zu konstatieren, dass auch die Stadt Torgau selbstbewusster wurde. Was nicht ganz selbstverständlich war, denn bis 1546 gehörte Torgau ja zum Kurfürstentum der Ernestiner, Hartenfels war von ihnen zur prächtigen Residenz ausgebaut worden.
Doch nach der Niederlage im Schmalkaldischen Krieg wanderte nicht nur die Kurwürde zu den Albertinern, auch Torgau wurde nun Teil des albertinischen Sachsen und verlor seinen Status als Residenzstadt.
Was noch nicht bedeutete, dass Torgau in der Unsichtbarkeit verschwand. Im Gegenteil: Bis zur Huldigung für Johann Georg I. im Jahr 1611 erlangte Torgau eine gewisse Eigenständigkeit und konnte sie auch im Huldigungsakt dem Fürsten gegenüber selbstbewusster zeigen.
Doch das war dann tatsächlich schon der Höhepunkt Torgauer Autonomie. Der Dreißigjährige Krieg und das neue Machtverständnis der Wettiner im Barock bereiteten dem ein Ende. Die Huldigungen wurden prächtiger, aber die jeweilige Organisation macht deutlich, dass von Augenhöhe der Torgauer Ratsmitglieder mit dem glanzvollen Fürsten keine Rede mehr sein konnte.
Herrschaft sichtbar gemacht
Im 18. Jahrhundert fanden dann die klassischen Huldigungen auch irgendwie sang- und klanglos ein Ende. Und damit ein mittelalterliches Instrument, mit dem die Wettiner im Grunde jedes Mal zu ihrem Regierungsantritt die rechtliche Grundlage ihrer Herrschaft anschaulich für ihr Untertanen legten.
Dazu reisten sie vor allem in die großen und wichtigen Städte ihres Herrschaftsbereiches und nahmen dort nicht nur die Huldigung der Räte und der Bürger entgegen, sondern auch die der lokalen Ritterschaft und der Geistlichkeit.
So wurde nicht nur Macht für alle erlebbar und greifbar, sondern auch die Rechtsbasis dieser Macht. Alles organisiert in einem großartigen Schauspiel. Und die Städte überreichten dabei auch kostbare Geschenke, von denen einige heute noch im Grünen Gewölbe in Dresden zu besichtigen sind.
19 Huldigungen konnte Ines Elsner in den Aktenbeständen finden, manche geradezu detailliert beschrieben, sodass sich auch kleinste Veränderungen ausmachen lassen.
Vor allem in den Orten der Huldigungen. War bis 1592 allein Schloss Hartenfels Ort der Huldigung, so verlagerte sich ein Teil davon in den Folgejahren zunehmend auch in den städtischen Raum, was Elsner wohl zu Recht als eine zunehmende Souveränität der Stadt Torgau interpretiert.
Wobei es ja nicht nur den einen Huldigungsakt gab, sondern für jede huldigende Gruppe einen eigenen. Dazu noble Festessen mit klar abgestimmter Rangfolge. Alles schon im Vorfeld von der Kanzlei des Fürsten vorbereitet und ausgehandelt.
Hier fanden die wichtigsten Abstimmungen statt, konnten die Torgauer Räte ihre Stärke ausprobieren und ins offizielle Zeremoniell eingreifen.
So gesehen trifft Elsners These zu, dass die Huldigungen eben auch stets vom Machtungleichgewicht zwischen Landesherren und huldigenden Städten berichteten. Die tatsächliche Huldigung war dann im Grunde nur noch der Akt, der das besiegelte.
Die Privilegien und Rechte, die der Fürst der Stadt garantierte, wurden schriftlich fixiert. Alle wussten nun, auf welcher Grundlage sie miteinander klarkommen mussten. Für die Bürger der huldigenden Städte war es die Gelegenheit, die Inszenierung von Macht einmal selbst mitzuerleben.
Wenn Macht sich hinter Bürokratie versteckt
Mit ihrem Buch legt Ines Elsner erstmals eine ausführliche Untersuchung der Torgauer Huldigungen vor, beispielhaft für alle größeren Städte in Sachsen. Denn Ähnliches wurde auch in Leipzig zelebriert, das natürlich auch jedes Mal Station auf den Huldigungstouren der neuen Fürsten war.
Wobei der Aspekt nicht unwichtig ist, dass der neue Landesherr sich selbst auf die Reise machte, um in den großen Städten die Huldigung entgegenzunehmen. Womit er den Städten eben auch zeigte, wie wichtig sie ihm waren. Er ließ die Bürgermeister nicht einfach bei sich in der Hauptresidenz antanzen.
Und das gibt einem doch für die Gegenwart schon zu denken, wo Macht ganz offensichtlich in lauter unsichtbaren Amtsvorgängen diffundiert und es praktisch kaum noch öffentliche Akte gibt, in denen Städte und Landesregierung sich begegnen.
Was natürlich für den Wahlbürger die Frage aufwirft, in welchem Verhältnis denn eigentlich Städte und Landesregierung zueinander stehen? Oder ob es ein Nicht-Verhältnis ist, bei dem überhaupt nicht klar ist, wo denn nun welche Kompetenzen und Privilegien liegen und wer eigentlich für wen die Verantwortung trägt.
Alles Fragen, die in einer Demokratie genauso wichtig sind wie im einstigen Kurfürstentum. Man muss sich aufeinander verlassen können. Auch darauf, dass die Landesherrschaft die Nöte und Sorgen der Städte wahrnimmt und sich nicht hinter blumigen Reden versteckt, wenn es eng wird.
So gesehen regt das Buch tatsächlich an, über Macht und Verantwortung nachzudenken. Und ihr scheinbares Verschwinden hinter bürokratischen Abläufen, die für die Bürger unsichtbar machen, wer denn nun eigentlich für was verantwortlich ist. Und wer sich seiner Verantwortung einfach klammheimlich entzieht.
Ines Elsner „Torgau und seine Huldigungen gegenüber dem Landesherrn 1464 – 1815“, Sax-Verlag, Beucha und Markkleeberg 2025, 19,80 Euro
Das Wochenende, 13./14. Dezember 2025: Handala-Demo in Leipzig, Antifa-Demo im Erzgebirge und nächste Pleite für Chemie
In Leipzig hat die Polizei dutzende Teilnehmer*innen einer Handala-Demonstration eingekesselt. Einige von ihnen sollen „verfassungsfeindliche Parolen“ gerufen haben. Außerdem: Mehrere hundert Menschen haben im Erzgebirge gegen Polizei und Neonazis demonstriert – auch von den Angesprochenen waren viele vor Ort. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende, 13./14. Dezember 2025, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.
Mehrere Teilnehmer*innen einer Demonstration der palästinensischen Gruppe Handala sind am Samstagnachmittag in polizeilichen Maßnahmen gelandet. Laut Polizei besteht der Verdacht, dass es sich um verfassungsfeindliche Äußerungen handelte.
Was genau gerufen wurde, teilte die Polizei nicht mit. In einem Video, das von Handala in den sozialen Medien verbreitet wurde, ist die Parole „From the river to the sea, Palestine will be free“ zu hören. Gerichte und Staatsanwaltschaften bewerten die Strafbarkeit dieser Parole unterschiedlich. Manche sehen darin einen Ruf nach Freiheit und Gerechtigkeit, andere interpretieren sie als Vernichtungswunsch gegenüber Israel.
Die Demonstration hatte sich unter anderem gegen den Friedensplan für den Nahen Osten gerichtet. Bei der Abschlusskundgebung landete schließlich ein Deutsch-Sudanese in der Polizeimaßnahme. Teilnehmer*innen der Demonstration solidarisierten sich mit dem Betroffenen und landeten daraufhin selbst in einem Polizeikessel. Laut Polizei beteiligten sich ungefähr 300 Menschen an der Demonstration.
Antifa-Demo im Erzgebirge
Das ist auch in etwa die Anzahl der Personen, die am Samstag in Schwarzenberg im Erzgebirge an einer Antifa-Demonstration teilgenommen haben. Die Demo richtete sich gegen Polizei und Neonazis und wurde von Gruppen aus sächsischen Großstädten unterstützt.
In Videos ist zu erkennen, dass entlang der Demoroute immer wieder größere Gruppen von Neonazis auftauchten. Einige Teilnehmer*innen der Antifa-Demo sollen durch Böllerwürfe verletzt worden sein. Die eigentliche Demo wurde mehrmals aufgehalten, weil Teilnehmer*innen vermummt gewesen sein sollen.
Verantwortlich für den Protest gegen die Antifa-Demo waren unter anderem die „Freien Sachsen“. Diese hatten im Vorfeld behauptet, dass die traditionelle Bergparade in Schwarzenberg in Gefahr sei. Tatsächlich wurden in dieser Hinsicht keinerlei Zwischenfälle bekannt.
Nächste Pleite für Chemie
Der Trainerwechsel bei Chemie Leipzig hat im ersten Spiel danach noch keine Wirkung gezeigt. Die Grün-Weißen mussten sich am Sonntag daheim dem Greifswalder FC mit 2:3 geschlagen geben. Bereits zur Pause lagen die Chemiker mit drei Toren im Rückstand.
In der Regionalliga Nordost belegt die BSG weiter den drittletzten Tabellenplatz. Sollte der Erstplatzierte der Regionalliga Nordost – das ist aktuell Lok Leipzig – nicht aufsteigen und beispielsweise Aue aus der 3. Liga absteigen, wäre Chemie auf einem Abstiegsplatz. Die Zahl der Abstiege hängt davon ab, wie „voll“ die Liga durch Auf- und Abstiege aus anderen Ligen wird.
Am Abend berichtete zudem die LVZ, dass Uwe Thomas aus der sportlichen Leitung von Chemie zurückgetreten ist. Mit dem aktuellen Stimmungstief müssen die Chemiker eine Weile klarkommen – das nächste reguläre Regionalliga-Spiel findet erst Ende Januar oder Anfang Februar statt.
Worüber die LZ am Wochenende berichtet hat:
über geplante Maßnahmen für die Agra-Brücke,
über Reaktionen auf die Freigabe des Cospudener Sees für Motorboote und
über die wachsende Wohnkostenlücke in Leipzig.
Was am Wochenende außerdem wichtig war: Bei einem Anschlag auf eine jüdische Gemeinde in Sydney sind mindestens 16 Menschen ums Leben gekommen, darunter ein Angreifer. Mehrere dutzend Menschen befinden sich im Krankenhaus.
Im Bereich „Melder“ finden Sie Inhalte Dritter, die uns tagtäglich auf den verschiedensten Wegen erreichen und die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen. Es handelt sich also um aktuelle, redaktionell nicht bearbeitete und auf ihren Wahrheitsgehalt hin nicht überprüfte Mitteilungen Dritter. Welche damit stets durchgehende Zitate der namentlich genannten Absender außerhalb unseres redaktionellen Bereiches darstellen.
Für die Inhalte sind allein die Übersender der Mitteilungen verantwortlich, die Redaktion macht sich die Aussagen nicht zu eigen. Bei Fragen dazu wenden Sie sich gern an redaktion@l-iz.de oder kontaktieren den Versender der Informationen.
Streik bei momox Leipzig intensiviert
Die Gewerkschaft ver.di setzt den Arbeitskampf bei momox Services GmbH Leipzig fort und ruft die Beschäftigten vom 15.12.2025 von 0:00 Uhr bis 16.12.2025 um 23:59 Uhr zum Warnstreik auf. Sie fordert die Anerkennung der Tarifverträge des Einzel- und Versandhandels in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
„Solange die Arbeitgeberseite nicht verhandelt, machen wir Druck“, so der zuständige Gewerkschaftssekretär Ronny Streich, „und zwar immer mehr. Sie – die Arbeitgeber – sollten nicht den Fehler machen, die Ernsthaftigkeit, den Mut und die Entschlossen der Kolleginnen und Kollegen zu unterschätzen.“
„In einem Arbeitsstreik haben die streikenden Kolleginnen und Kollegen beschlossen, den Arbeitskampf zu intensivieren und den Arbeitgeber erstmals über zwei Tage zu bestreiken. Sie sind entschlossen, ihre Forderung nach Verhandlungen für einen Tarifvertrag durchzusetzen.“
Am 15. und 16.12. brummt das Weihnachtsgeschäft. „Nach der Black Week, dem Black Friday usw. geht das Weihnachtsgeschäft weiter. Hoher Arbeits- und Leistungsdruck, Überstunden, keine Ruhe, hoher Krankenstand – das sind die Folgen für die Beschäftigten. Und das alles ohne Tarifvertrag und für einen Lohn, der für sie kaum zum Leben reicht.“
Bei momox in Leipzig arbeiten viele migrantische und geflüchtete Kolleginnen und Kollegen z.B. aus Afghanistan, Syrien, Iran, Venezuela, Indien. Sie stehen unter besonderem Druck. Arbeitshetze und Leistungsdruck treffen auf Existenzängste. Die migrantischen Beschäftigten befürchten mit Verlust des Arbeitsplatzes auch den Verlust des Aufenthaltstitels. Diese Angst nutzt auch momox aus, insbesondere mit befristeten Einstellungen.
„Die Kollegen streiken mit Mut und Stolz für eine lebenswerte Normalität. Durch den Streik machen sie ihre schlechten Arbeitsbedingungen, die schlechte Bezahlung und die fehlende Wertschätzung sichtbar.“
Wir nehmen auch härteren Widerstand der Arbeitgeberseite wahr. Strafversetzungen, persönliche Gespräche, in denen Druck auf Streikende gemacht wird sind keine Seltenheit.
„Die Arbeitgeber sollten wieder zur Vernunft kommen, das demokratische Grundrecht auf Streik akzeptieren und die eigenen Mitarbeiter in Ruhe lassen, wenn sie ihr guten Recht zum Streik wahrnehmen, um für bessere Arbeitsbedingungen einzustehen. Das widerspricht auch allem, was momox für sich als vermeintlich guten Arbeitgeber in Anspruch nimmt. Besser ist es, die Verweigerungshaltung aufzugeben, an den Verhandlungstisch zu kommen und auf Augenhöhe miteinander zu sprechen.“
Die Streikenden versammeln sich am Montag, den 15.12.2025 – je nach Schicht – zwischen 5:00 Uhr und 16:00 Uhr vor dem Lager in der Straße Am alten Flughafen 1, 04356 Leipzig.
Hintergrundinformation
Momox ist ein Online- und Versandhändler für gebrauchte Medien (z.B. Bücher, Musik, DVDs, Schallplatten usw.) sowie 2nd-hand-Kleidung (medimops, momox fashion). Das Unternehmen wurde 2004 gegründet.
Das Hauptlager, in dem aktuell ca. 1.400 Beschäftigte arbeiten, befindet sich in Leipzig im ehemaligen Quelle Lager, Am alten Flughafen 1, 04356 Leipzig.
Die Belegschaft ist sehr vielfältig und mehrheitlich migrantisch geprägt. Momox beschäftigt auch viele Flüchtende. Dabei setzt das Unternehmen auch auf das Mittel der Befristung. Für Flüchtende und Asylsuchende bedeutet dies eine existentielle Unsicherheit. Die darauf beruhende Angst der Kolleginnen und Kollegen nutzt das Unternehmen gern zur Disziplinierung aus.
Afra Kane’s Weihnachts Edition – Live in Leipzig
Die mehrfach ausgezeichnete Pianistin, Singer-Songwriterin, Komponistin und Produzentin Afra Kane kommt nach Leipzig! Gewinnerin des Montreux Jazz Talent Awards 2019 und Nominierte für den Swiss Live Talents Award 2022, verbindet sie auf beeindruckende Weise afroamerikanischen Jazz, europäische Klassik, Pop und leidenschaftlichen Soul. Die in Italien geborene Tochter nigerianischer Eltern lebt in der Schweiz und schöpft aus ihrem vielfältigen kulturellen Hintergrund, um Musik zu schaffen, die emotional, vielschichtig und authentisch ist.
Ihre Kompositionen dienen als Ventil, um Emotionen und Reflexionen in Kunst zu verwandeln. Mit ihrem Album „Hypersensitive“ (März 2022) tourte sie erfolgreich durch China, Bolivien, Peru, Spanien, Großbritannien, Deutschland und die USA.
Ihr zweites bei WARNER veröffentlichtes Album „Could We Be Whole“ (März 2024) führte sie unter anderem auf das renommierte Festival Women in Jazz in Halle, wo sie das Publikum mit freier, bewusst unvollkommener Interpretation ihrer eigenen Stücke, ihrer warmen und berührenden Stimme sowie ihrem feinen Gespür für Rhythmus, Dynamik und Nuancen begeisterte.
Bei ihrem Konzert in Leipzig präsentiert Afra Kane ein Programm voller Sensibilität, Virtuosität und Ausdruckskraft, das die Zuhörerinnen und Zuhörer auf eine emotionale und musikalisch facettenreiche Reise mitnimmt. Ein Abend, an dem klassische Klaviertraditionen, moderne Jazzklänge und leidenschaftliche Soul-Momente zu einem einzigartigen Live-Erlebnis verschmelzen.
Freitag, 19. Dezember 2025 | 19.30 Uhr (Einlass 18.30 Uhr) | Peterskirche Leipzig
Schiffbarkeitserklärung für den Cospudener See: Anliegen der Ökolöwen-Petition einfach weggewischt
Nicht nur der BUND Leipzig, auch der Leipziger Ökolöwe fühlt sich von der Entscheidung der Landesdirektion Sachsen, die Schiffbarkeit auf dem größten Teil des Cospudener Sees zu erklären, wie vor den Kopf geschlagen. Was nutzt eigentlich die Beteiligung von Umweltverbänden, wenn deren Argumente dann bei der Entscheidung der Landesbehörde sowieso keine Rolle spielen und auch eine Petition mit über 10.000 Unterschriften einfach ignoriert wird?
Die Landesdirektion des Freistaates Sachsen hat am 10. Dezember Motorboote auf dem Cospudener See ganzjährig zugelassen. Die Allgemeinverfügung soll ab Februar 2026 in Kraft treten. Einzig ein Zipfel im Süden des beliebten Badesees soll vom Bootsverkehr verschont bleiben.
„Das ist ein Schlag ins Gesicht von über 10.000 Unterzeichnern der Ökolöwen-Petition gegen Motorboote auf dem Cospudener See. Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle Leipziger, die den Cossi für ihre Naherholung wertschätzen“, empört sich Tino Supplies, Geschäftsführer des Ökolöwe e.V., über die Entscheidung des Freistaats.
Der Cossi liegt, anders als die Lausitzer Seen, direkt neben der größten Stadt Sachsens und ist in den Sommermonaten jetzt schon überfüllt. Unbegrenzten Motorbootverkehr da noch obendrauf zu packen, ist in keiner Weise nachvollziehbar, betont der Ökolöwe. Der Verein hatte diese Einwände in das Verfahren der Landesdirektion Sachsen frühzeitig eingebracht und eine Petition gestartet, mit der über 10.000 Menschen den Bürgerwillen in der Region Leipzig deutlich gemacht haben.
„Die Entscheider in Dresden ignorieren den Bürgerwillen der Leipziger und Markkleeberger. Die Landesdirektion versteckt sich hinter Paragrafen, die der Freistaat schon längst hätte ändern können. Da passt es ins Bild, dass die Landesdirektion die betroffenen Kommunen erst per Pressemitteilung informierte und die Widerspruchsfrist genau in die Weihnachtsfeiertage legt“, sagt Supplies.
Der Ökolöwe will jetzt die Allgemeinverfügung gründlich prüfen und die nächsten Schritte abstimmen. „Das Ziel bleibt: Die Behörden müssen die Motorboote beschränken”, erklärt Tino Supplies.
