Irgendwann kann man sich bestimmt auch die Abkürzung iDiv merken. Dahinter steckt das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig. Im Mai 2012 wurde es aus der Taufe gehoben. Das Forschungsfeld ist eines der brennendsten derzeit: die schwindende Artenvielfalt weltweit.

“Das iDiv ist gewissermaßen die wissenschaftliche Antwort auf die weltweite Biodiversitätskrise, die auch als das sechste Massensterbeereignis der Erdgeschichte bezeichnet wird”, sagte Direktor Prof. Dr. Christian Wirth am Freitag, 1. Februar, anlässlich des Besuchs der sächsischen Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Prof. Dr. Dr. Sabine von Schorlemer. Die Ministerin verschaffte sich einen persönlichen Eindruck davon, wie in der Leipziger BioCity derzeit das siebente Forschungszentrum der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erfolgreich aufgebaut wird.

“Dieses auf exzellenten wissenschaftlichen Grundlagen basierende und hochkarätige Projekt entspricht der Internationalisierungsstrategie des Landes Sachsen. Länderübergreifend angelegt, ist es nicht nur in sich innovativ, sondern bringt auch Innovationen für den Standort”, lobte Sabine von Schorlemer.

“Ganz wichtig ist, dass die beteiligten Universitätsleitungen beim Wachsen dieser international erstklassigen Einrichtung zur Biodiversitätsforschung eng zusammenarbeiten und dabei den Universitätsverbund Halle-Jena-Leipzig gemeinsam weiter entwickeln”, ergänzte die Rektorin der Universität Leipzig, Prof. Dr. Beate Schücking.
Das nationale Biodiversitätsforschungszentrum widmet sich den vier Schlüsselfragen der noch jungen und unter Zeitdruck stehenden Wissenschaftsdisziplin. Die sächsische Staatsministerin freute es besonders, dass die Biodiversitätsforschung nicht nur auf globaler Ebene angekommen sei, sondern auch am iDiv “auf sehr hohem wissenschaftlichen Niveau” vorangetrieben werde.

Während die Biodiversitätswissenschaftler der beteiligten Kooperationspartner bereits hinterfragen, wie viel Biodiversität und warum es sie gibt, was sie bewirkt und wie wir sie bewahren können, laufen die Berufungsverfahren für die acht zentrumseigenen Professuren auf Hochtouren. Die weltweit besten Wissenschaftler sollen für das einzigartige Projekt gewonnen werden. “Nach intensivem Head-Hunting freuen wir uns, dass über 41 Prozent der insgesamt 330 Bewerbungen aus dem Ausland kommen”, so Wirth. Voraussichtlich im Spätsommer oder Herbst 2013 werden die ersten Professuren besetzt sein.

Bis zum Jahr 2100 prognostizieren die iDiv-Wissenschaftler den Verlust der Hälfte aller weltweit existierenden Arten, die meisten davon werden unbekannt verschwinden. Denn gerade einmal zehn Prozent der geschätzten 13 Millionen Arten sind überhaupt beschrieben. Das iDiv, besonders gut in der Herstellung sogenannter Biodiversitätsexperimente, fokussiert in erster Linie Theoriebildung und Synthese.

“Das heißt, wir messen nicht nur neue Daten, sondern versuchen auch, diese zu verdauen”, erklärt Wirth. Erstmals seien ein Forschungs- und ein Synthesezentrum (sDiv) unter einem Dach vereint, was auf große Synergieeffekte hoffen lasse. Darüber hinaus werde künftig in der integrierten Graduiertenschule (yDiv) eine neue Generation von Biodiversitätsforschern ausgebildet: “Denn dieses Fach gibt es so noch gar nicht.”

Biodiversität umfasst weit mehr als die Vielfalt aller Arten. Sie schließt die Diversität der Gene, Funktionen, Interaktionen und Ökosysteme ein. Auch die Wissenschaftsdisziplin selbst muss in diesem weiten Forschungsfeld vielfältig sein und interdisziplinär arbeiten. Dazu tragen bereits die rund 70 Wissenschaftler unterschiedlichster Fachrichtungen bei, die unter dem Dach von iDiv zusammengefunden haben. Im 2.000 Quadratmeter großen Interim der BioCity werden zahlreiche weitere Forscher arbeiten. Um dem Zentrum mit seinen zukünftig 130 Mitarbeitern langfristig einen ausreichend großen Standort zu sichern, ist für 2016 ein Neubau in unmittelbarer Nähe zur BioCity geplant.

Insgesamt acht neue Professuren für Empiriker und Theoretiker werden in iDiv entstehen. Sechs von ihnen werden durch die DFG finanziert, die zwei weiteren werden durch das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) finanziell getragen. Forschungsziel und Aufgabe ist die Förderung theoriegetriebener Experimente und Synthese sowie datengetriebener Theoriebildung in der Biodiversitätsforschung.

www.idiv-biodiversity.de

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