Das normale Deutschlandticket liegt u.a. für Bürgergeldempfänger außerhalb ihres kargen Budgets. Deshalb gibt es in Leipzig ein vergünstigtes Deutschlandticket für Leipzig-Pass-Inhaber, bei dem die Stadt die Differenz zum regulären Ticket übernimmt. Das Problem dabei ist: Die Stadt kann den deutschlandweit gültigen D-Ticket-Preis nicht beeinflussen. Und sowohl 2025 stieg dieser als auch 2026 wird er weiter steigen. Weshalb eine Vorlage der Stadt im November für Aufregung sorgte: Das geförderte D-Ticket wird 2026 teurer.

Und die Stadt kann dagegen wenig tun. Schon 2025 lag der Zuschuss der Stadt, um das bezuschusste D-Ticket zu ermöglichen, bei 6,8 Millionen Euro. 2026 werden es zwar nur 6,1 Millionen Euro sein. Aber das ist nach Berechnungen der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) der Betrag, der auch dann noch ausreicht, um das D-Ticket für Inhaber des Leipzig-Passes um 20 Euro preiswerter zu machen.

Was das bedeutet, formulierte die Vorlage des Sozialdezernats, die am 26. November im Stadtrat behandelt wurde, so: „Gemäß Beschluss der Verkehrsministerkonferenz vom 18.09.2025 wurde die Finanzierung des Deutschland-Tickets für das Jahr 2026 gesichert; der Preis für das Deutschlandticket steigt ab 01.01.2026 von 58 EUR auf 63 EUR. Bei einem festen Zuschuss der Stadt Leipzig in Höhe von 20 EUR/Ticket erhöht sich der derzeitige Verkaufspreis von 38 EUR/Ticket im Jahr 2026 auf 43 EUR/Ticket.“

Ein Preissprung, den Franziska Riekewald für die Linksfraktion kritisierte, denn aus Sicht der Linksfraktion wird das vergünstigte D-Ticket damit für die Bedürftigen zu teuer.

Frau Franziska Riekewald (Die Linke) im Leipziger Stadtrat am 26.11.2025. Foto: Jan Kaefer
Franziska Riekewald (Die Linke) im Leipziger Stadtrat am 26.11.2025. Foto: Jan Kaefer

Die Fraktion beantragte deshalb, dass der Ticketpreis bei 29 Euro bleiben soll und der Zuschuss der Stadt entsprechend erhöht wird. Und das beantragte die Fraktion auch nicht erst im November, wie Linke-Stadträtin Franziska Riekewald betonte. Denn das war eigentlich Inhalt eines Haushaltsantrags, der dann aber im Frühjahr in den Haushaltsverhandlungen abgelehnt wurde.

Weshalb der neue Antrag der Linken betonte: „Im März dieses Jahres wurde unser Haushaltsantrag VII-HP-10275 zum Deutschlandticket Leipzig-Pass vom Stadtrat beschlossen, womit festgelegt wurde, dass das Ticket nicht erhöht wird.

Die nun vorgesehenen 43 Euro pro Monat sind für Haushalte mit geringem Einkommen schlicht nicht bezahlbar. Denken wir beispielsweise an eine vierköpfige Familie, kommt schnell eine Summe von 172 Euro zusammen – Geld, das viele nicht haben. Mobilität bedeutet Teilhabe und eine erneute Einschränkung ist ein Rückschritt und Sparen auf Kosten derer, die ihre täglichen Wege mit Bus und Bahn bestreiten.“

Aber der Vorstoß hätte bedeutet, dass Leipzig 2026 gleich mal 4 Millionen Euro mehr als Zuschuss aufbringen müsste. Was die Stadt bei der aktuellen Haushaltslage weder kann noch darf.

Der Antrag der Linken fand am Ende mit 16:34 Stimmen auch keine Mehrheit.

Nur noch ein vergünstigtes LVB-Ticket?

Genau sowenig wie das Ansinnen der CDU-Fraktion, die vergünstigten LVB-Tickets einfach alle zusammenzulegen. Nach dem Motto: Ein Ticket muss genügen, ein Anliegen, das dann CDU-Stadtrat Lucas Schopphoven versuchte zu begründen. Auch wenn er ganz offensichtlich nicht wirklich eine Übersicht über die vergünstigten Tickets der LVB hat und auch nicht viel weiß über die Nachfrage.

Und so betonten sowohl Sozialbürgermeisterin Dr. Martina Münch wie auch Grünen-Stadträtin Katharina Krefft, dass es wohl eher eine Katastrophe wäre, wenn Leipzig das eine vergünstigte Ticket für das andere opfern würde.

Herr Lucas Schopphoven (CDU) im Leipziger Stadtrat am 26.11.2025. Foto: Jan Kaefer
Lucas Schopphoven (CDU) im Leipziger Stadtrat am 26.11.2025. Foto: Jan Kaefer

Oder im Text des CDU-Antrags: „Die Verwaltung wird dem Rat im I. Quartal 2026 ein Konzept vorlegen, die verschiedenen Ticketsysteme im Sozialbereich noch im Jahr 2026 zusammenzuführen.“ Und: „Ziel ist es, nur noch das Deutschlandticket als günstigstes Sozialticket anzubieten.“

Das Problem dabei: Leipzig wäre dann völlig von den Preisentwicklungen beim D-Ticket abhängig, die alle auf Bundesebene passieren und völlig unberechenbar sind. Beide Punkte wurden am 26. November abgelehnt.

Und Katharinas Krefft wies auch darauf hin, dass man die 4.000 Bezieher der Leipzig-Pass-Mobil-Card nicht gegen die 18.000 Leipzig-Pass-Inhaber aufrechnen kann, die das vergünstigte Deutschlandticket nutzen. Beide Gruppen decken eher unterschiedliche Mobilitätsbedürfnisse ab. Der CDU-Vorstoß hätte bedeutet, dass die Wahlfreiheit der Leipzig-Pass-Inhaber radikal beschnitten wird.

Entwicklung der Verkäufe von Leipzig-Pass-Mobil-Card und vergünstigtemD-Ticket am Leipzig-Pass-Inhaber. Grafik: Stadt Leipzig
Entwicklung der Verkäufe von Leipzig-Pass-Mobil-Card und vergünstigtem D-Ticket am Leipzig-Pass-Inhaber. Grafik: Stadt Leipzig

Ein einziger Punkt aus dem CDU-Antrag bekam dann doch noch Zustimmung: „Die Stadtverwaltung wird aufgefordert, den Austausch mit der LVB hinsichtlich Altschulden von Leipzig-Pass-Inhabern zu führen, um den Zugang zum Deutschlandticket zu sichern.“ Denn wer noch alte Schulden bei den LVB hat, bekommt dort kein D-Ticket. Was natürlich eine Ausgrenzung ist.

Am Ende bekam dann die Gesamtvorlage der Stadt eine deutliche Zustimmung der Ratsmehrheit, zwar die Bezuschussung des vergünstigten Deutschlandtickets mit 20 Euro stabil zu halten, was aber eben trotzdem bedeutet, dass das Ticket für die Anspruchsberechtigten 2026 trotzdem 43 Euro teuer ist.

Ob das an der Nachfrage nach diesem Ticket etwas ändert, müsse man abwarten, so Dr. Martina Münch. Bis jetzt jedenfalls sieht es so aus, dass der Zuspruch der Leipzig-Pass-Inhaber zu vergünstigten D-Ticket ungebrochen ist, ganz einfach weil es eine Mobilität über die Stadtgrenzen hinaus ermöglicht, welche die Leipzig-Pass-Mobil-Card nicht bietet.

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