Man kann ja Vieles sagen über den "Bildungsmonitor" der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM), der am Mittwoch, 15. August, in aktualisierter Form veröffentlicht wurde. Aber ohne Inhalt ist er nicht. Und aus Sicht einer Effizienzbetrachtung für Bildung ist er ganz sicher aussagekräftig. Was er aber nicht aussagt, ist das, was die INSM selbst herausliest: "Sachsen hat das leistungsfähigste Bildungssystem aller Bundesländer." Schon die Gegenwartsform ist falsch.

Denn alle vergleichenden Leistungstests, die das Ergebnis für Sachsen positiv beeinflussen, liegen nun schon ein Weilchen zurück. Der letzte IQB-Vergleich Lesen, der einfließt, war 2009, die wieder einmal eingeflossenen Ergebnisse der PISA-Tests Naturwissenschaften und Mathematik stammen aus dem Jahr 2006.

Normalerweise hätte das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW), das die Vergleichsstudie im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft erstellt hat, erklären müssen: Geht nicht. Die wirklich wichtigen Vergleichszahlen sind nicht aktuell genug. Wir müssen den Bildungsmonitor ausfallen lassen.
Jetzt stecken die Zahlen wieder mit drin. Zum Beispiel beim Merkmal Schulqualität, wo Sachsen damit auf Rang 2 landet. Und auch beim Merkmal Bildungsarmut, wo Sachsen noch besser abgeschnitten hätte, wäre die Schulabbrecherquote nicht so grauenhaft hoch. Das kritisiert auch die INSM: “Auch bei der Schulabbrecherquote im Jahr 2010 (SN: 9,7 Prozent) gibt es noch Verbesserungspotenzial (Bundesdurchschnitt: 6,1 Prozent).”

Natürlich steckt der Teufel immer im Detail. Und was in der Auswertung natürlich fehlt, ist die Output-Effizienz.
Eine Kategorie Inputeffizienz gibt es, auch wenn sie völlig willkürlich auf die Alterstruktur der Lehrer und die Dienstunfähigkeiten abzielt. Aber das sagt in Sachsen schon eine Menge. Sachsen gehört zu den Bundesländern mit der unausgewogensten Mischung und stärksten Überalterung der Lehrerschaft. Logisch, dass der Freistaat dabei nur auf Rang 9 landet. Und was sagt die Kultusministerin Brunhild Kurth dazu? – “An dem tollen Erfolg sind viele beteiligt. Die Top-Position ist allen voran ein starkes Zeugnis für Lehrer und Erzieher, aber auch für die Schüler, die mit ihren guten Schulleistungen im bundesweiten Vergleich bestechen. Ihnen allen gilt mein Respekt und Dank für das hervorragende Ergebnis.”

Wie gesagt: Das sind die Schüler von 2006 und 2009, die in der Studie wieder für schöne Federn sorgen.

Sie weiß zumindest, woher die guten PISA-Ergebnisse von 2006 kamen. Und dass gerade die Lehrer, die das damals geschafft haben, jetzt zu fehlen beginnen. Kurth: “Unsere größte Baustelle wird allerdings der wachsende Bedarf an Lehrkräften sein. Wir müssen dringend unsere Anstrengungen forcieren, den Lehrerbedarf aus eigenen Lehramtsbewerbern zu decken. Dazu gehört eine gute Service- und Kundenfreundlichkeit beim Einstellungsverfahren ebenso wie die Möglichkeit für Quereinsteiger, in Sachsen den Lehrerberuf ergreifen zu können. Dennoch wird Sachsen nicht umhin kommen, über zusätzliche Anreizsysteme für Lehrkräfte nachzudenken. Der bundesweite Wettbewerb um Lehrer wird zunehmen.”

Die Botschaft ist angekommen. Wahrscheinlich um drei Jahre zu spät.

Und es ist nicht die einzige Baustelle. Was auf den ersten Blick so toll aussieht und von “Spiegel Online” so treffend übertitelt wurde mit “Wirtschaftslobby kürt Sachsen zum Bildungssieger”, erweist sich beim genaueren Hinschauen als ein Blick in ein Kraftwerk, das gerade auf Verschleiß fährt.

Jeden einzelnen Punkt kann man durchgehen. Das tun wir auch. Gleich. An dieser Stelle.

Zum 2. Teil vom 15. August 2012 auf L-IZ.de

Neuer Bildungsmonitor der INSM (2): Schon der Input ist in Sachsen ein statistischer Schummelposten

Zum Nachschauen
www.insm-bildungsmonitor.deNeuer Bildungsmonitor der ISNM (3): Wenn es um den Output geht, ist Sachsen nur laues Mittelmaß

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