Reihenweise wurden in Leipzig Ende der 1990er und zu Beginn der 2000er Jahre Schulen geschlossen. Selbst über Schulen, bei denen künftige Platzprobleme sicher waren, hing das drohende Schwert des "Mitwirkungsentzugs" der sächsischen Staatsregierung. Im Jahr 2012 hat Leipzig längst massive Platzprobleme in Grundschulen und Gymnasien. Da müssen viele der einst so drakonisch geschlossenen Schulen für viel Geld wieder reaktiviert werden.

Die ehemaligen Schulgebäude, die Leipzig jetzt wieder reaktiviert:

1. Für 3,4 Millionen Euro wird die ehemalige Wahrener Schule im Opferweg gleich neben der Kirche wieder nutzbar gemacht. 2015 soll sie als dreizügige Grundschule wieder funktionsfähig sein.

2. Schon seit 2011 laufen die Arbeiten an der ehemaligen 68. Mittelschule in der Breitenfelder Straße 19 in Gohlis. Hier kamen schon Gelder aus dem Konjunkturpaket I zum Tragen, nachdem der Versuch, die Schule als PPP-Projekt zu revitalisieren, nicht umsetzbar war. 6,3 Millionen Euro kostet die Sanierung, 2,4 Millionen werden noch 2013 verbaut, so dass die Schule eigentlich 2013 nutzbar sein könnte. Parallel dazu wird eine neue Sporthalle gebaut. 2,6 Millionen Euro werden hier noch 2013/2014 investiert.

3. Gebaut wird ebenfalls an der ehemaligen 57. Schule in der Georg-Schwarz-Straße in Leutzsch. Hier stehen 2013 noch Restposten von 400.000 Euro insbesondere für Brandschutz an, so dass sie zum Schulbeginn 2013 als dreizügige Mittelschule wieder in die Nutzung gehen kann. Sie war erst 2007 außer Betrieb gegangen.

4. Reaktiviert wird auch die ehemalige 18. Schule in der Ihmelstraße in Volkmarsdorf als vierzügige Mittelschule. Ab 2014 geht es hier los mit Planungen und Bau. 3,5 Millionen Euro sollen bis 2016 investiert werden.5. Und keineswegs verloren geht auch das Schulgebäude in der Ratzelstraße 26, eine der Schulen vom Leipziger Typ. Bis 2009 war hier die 55. Mittelschule drin, die dann aufgehoben wurde. Gleich darauf zog das Kant-Gymnasium aus der Südvorstadt hier in sein Interim, das jetzt endlich am 3. September mit dem Rückzug in das für 11,5 Millionen Euro sanierte Gebäude in der Südvorstadt endet. Das Schulgebäude in der Ratzelstraße wird aber gleich weitergenutzt als Interim für das neue Gymnasium, das an der Telemannstraße gebaut werden soll. Für 2013 bis 2016 sind 7,6 Millionen Euro geplant, um das sanierungsfällige Ensemble langfristig wieder nutzbar zu machen als drei- bis vierzügige, barrierefreie Mittelschule.

6. Und auch die erst 2006 unter großem Protest der Eltern geschlossene Christian-Felix-Weiße-Schule am Weißeplatz in Stötteritz wird wieder gebraucht. Das Haus wird zur Wiedernutzung als dreizügige Mittelschule teilsaniert für rund 2,9 Millionen Euro. Bezugsfertig möglicherweise schon 2015.

7. Mehrfach berichtet wurde über die Diskussion um ein neues Gymnasium im Leipziger Osten, das die Stadtverwaltung nun gern im Nordosten, in Schönefeld platzieren möchte. Dazu werden die alten Schulgebäude in der Gorkistraße 15 und 25 bis 2016 für rund 13 Millionen Euro auf Vordermann gebracht.8. Die Karl-Heine-Straße 22b ist auch ein Schulstandort mit dem Modell Leipziger Schule. Bislang waren hier die Pädagogen der Uni Leipzig untergebracht, die künftig am Campus Jahnallee das Lehren lernen. Der heruntergekommene Komplex an der Karl-Heine-Straße soll ab 2013 als neuer Gymnasialstandort reaktiviert werden. Dafür sind bis 2016 Investitionssummen von 7,8 Millionen Euro vorgesehen.

9. Das erst 2006 mit lautem Tamtam geschlossene Gymnasium in der Bornaischen Straße 104 in Connewitz (das ehemalige “Theodor-Mommsen-Gymnasium”) ist ja schon zurück auf dem Weg zum selbstständigen Gymnasium. Schon seit 2011 wird das Gebäude, das zwischenzeitlich als Berufsschulzentrum genutzt wurde, wieder als Außenstelle des Neuen Nikolaigymnasiums genutzt. 2013/2014 sind noch Umbaumaßnahmen im Wert von 1,9 Millionen Euro geplant.

10. Das ehemalige Richard-Wagner-Gymnasium in der Karl-Vogel-Straße wird nicht wieder als Gymnasium installiert. Hier sollen nach Umbau und Sanierung, die für den Zeitraum 2013 bis 2016 mit 11,5 Millionen Euro beziffert sind, die Schulteile der Sprachförderschule Käthe Kollwitz zusammengelegt werden.

Allein der Komplex “Reaktivierung ehemaliger Schulgebäude” schlägt in den Jahren 2013 bis 2016 mit Investitionskosten von 57,3 Millionen Euro zu buche. Der Geburtenanstieg in Leipzig hält aber weiter an, so dass die Stadt in den Jahren darauf ganz sicher unter Zugzwang steht und weitere Schulgebäude reaktivieren bzw. neu bauen muss.

Mit dem ehrgeizigen Schulinvestitionsprogramm von 165 Millionen Euro bis 2016 hat Leipzig dann – wie Sozialbürgermeister Thomas Fabian einschätzt – etwa ein Drittel des Investitionsstaus bei Schulen aufgelöst. Bleiben noch über 300 Millionen Euro, die – wenn der Freistaat das auch so sieht – in den sechs Folgejahren eingesetzt werden müssen, damit Leipzig beim Erhalt seiner Schulsubstanz zumindest erst einmal einen Ausgleich geschafft hat.

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