Die Eltern und Lehrkräfte der Leipziger Nachbarschaftsschule (NaSCH) in Leipzig-Lindenau befürchten, dass das reformpädagogische Konzept ihrer Schule der Schulpolitik des Freistaates zum Opfer fällt. Die Nachbarschaftsschule arbeitet nach einem reformpädagogischen Ansatz und dem Modell der Gemeinschaftsschule. Hier lernen Schülerinnen und Schüler in gemischten Klassenstufen von der ersten bis zur zehnten Klasse.

Seit ihrer Gründung Anfang der neunziger Jahre wird diese Schule mit ihrem besonderen pädagogischen Konzept vom Freistaat geduldet. Seit 2006 ist sie im Rahmen des sächsischen Schulversuches genehmigungsfähig.

“Doch dieser Schulversuch, an dem sachsenweit neun Schulen teilnehmen, endet 2017”, stellt der Landtagsabgeordnete der Linken, Volker Külow, fest. Eine Verlängerung ist von der Staatsregierung nicht vorgesehen.

“Es ist also zu befürchten, dass das längere gemeinsame Lernen ab dem Schuljahr 2017/18 in Sachsen nicht mehr möglich ist und der Nachbarschaftsschule die Genehmigungsgrundlage entzogen wird”, ergänzt seine Landtagskollegin Cornelia Falken.

Aus der Antwort einer aktuellen Anfrage des Abgeordneten Dr. Volker Külow geht hervor, dass die Staatsregierung die Sache als erledigt betrachtet: “Mit den rechtlichen Änderungen der Schulordnung […] zum 1.8.2011 sind wesentliche Elemente der pädagogischen Konzepte der Schulversuchsschulen in das Regelschulsystem übertragen worden.” (DS 5/11715)Gleichwohl räume die Staatsregierung ein, dass die Nachbarschaftsschule, ebenso wie das Chemnitzer Schulmodell, einen Sonderstatus besitzen, da sie bereits ab der ersten Klasse Schüler aufnehmen.

Falken und Külow sind sich einig: Eine Zukunft für die Nachbarschaftsschule werde es nur geben, wenn das Kultusministerium die schulrechtliche Grundlage dafür schafft.

“Dabei ist zügiges Handeln geboten. Denn die Eltern wollen jetzt wissen, ob ihre Kinder im Rahmen des Gemeinschaftsschulkonzeptes die zehnte Klasse erreichen können”, erklärt Cornelia Falken, selbst Lehrerin. Der Bedarf sei groß. In Chemnitz haben sich 130 Schülerinnen und Schüler für die 1. Klasse angemeldet, wovon nur 50 aufgenommen werden können. An der Leipziger NaSCH können voraussichtlich alle 54 Anmeldungen für die 1. Klasse berücksichtigt werden.

“Das ist erfreulich, nur muss auch gewährleistet werden, dass die Klassen nicht zu groß werden. Aktuell lernen durchschnittlich 24 Kinder in einer Klasse. Ab dem neuen Schuljahr werden es wohl bis zu 27 werden. Das ist zu viel, um dem pädagogischen Ansatz von altersgemischten Klassen und verstärkter Projektarbeit gerecht zu werden”, konstatiert Külow mit Blick auf die Genehmigungspraxis der Bildungsagentur vor Ort, die angesichts der wachsenden Schülerzahlen maximale Auslastung anstrebt.

Die Fraktion der Linken im Sächsischen Landtag hat vor diesem Hintergrund einen Antrag vorbereitet, der der NaSCH die Fortführung nach 2017 sichern soll. “Das SMK muss hierfür unbürokratisch und rechtzeitig die erforderliche organisatorische, finanzielle, personelle und sächliche Unterstützung gewähren”, heißt es im Antragsentwurf.

“Die Fortführung der beiden Schulkonzepte ist eine Minimalforderung. Die Linke setzt sich seit Jahren für das Modell der Gemeinschaftsschule mit dem längeren gemeinsamen Lernen bis mindestens Klasse acht ein. In beiden Modellschulen wird das erfolgreich umgesetzt. Unser bildungspolitisches Ziel ist es jedoch, die Gemeinschaftsschule zur Regelschule zu machen. Dazu braucht es einen Regierungswechsel”, erklären die beiden Landtagsabgeordneten in einer gemeinsamen Stellungnahme.

www.nasch.de

Der Antrag der Linksfraktion und die Antworten des SMK als PDF zum download.

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