Fast hätte auch die Alte Nikolaischule zu den Gebäuden gehört, die ab dem 6. Februar in der Ausstellung „Das verschwundene Leipzig. Das Prinzip Abriss und Neubau in drei Jahrhunderten Stadtentwicklung“ in der Alten Nikolaischule gezeigt werden. Die Ausstellung macht den Besuchern bewusst, wie radikal sich die Stadt in den vergangenen Jahrhunderten verändert hat. Und damit verschwanden auch jede Menge einst stadtbildprägender Gebäude.

Das verschwundene Leipzig dürfte kaum kleiner sein als das existierende. Das liegt nicht in erster Linie an den Kriegszerstörungen. Denn Leipzig war nicht erst in der Zeit des „Stadtumbaus-Ost“ eine besonders abrissfreudige Stadt. Im Laufe der Jahrhunderte wurden hier immer wieder immense Baumassen für Neubauten oder Verkehrsanlagen abgeräumt.

Beim Anblick der zerstörten Bauten auf historischen Fotografien oder Stichen kann man sich manchmal die Haare raufen, formuliert die Kulturstiftung Leipzig ihren Eindruck von diesem Ausstellungsprojekt, das Studierende der Kunstgeschichte in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO), dem Institut für Kunstgeschichte der Universität Leipzig und der Kulturstiftung erstellt haben.

Kuratiert haben die Ausstellung der Kunsthistoriker und Architekturkritiker Arnold Bartetzky und die Kunsthistorikerin Anna Reindl.

Das Haareraufen – so die Kulturstiftung in ihrer Einladung – ist in der Ausstellung auch erlaubt, es steht allerdings nicht im Vordergrund. Vielmehr wird es vor allem darum gehen, anhand der Abrisswellen die Prozesse der Stadtentwicklung und den Wandel städtebaulicher Leitbilder zu verfolgen – von der Niederlegung der Wallanlagen seit dem 18. Jahrhundert über den großangelegten Stadtumbau in der Kaiserzeit, die Modernisierung in der Zwischenkriegszeit und die Beseitigung vieler Baudenkmäler in den Nachkriegsjahrzehnten bis zur Dezimierung des Bauerbes der DDR in der jüngsten Vergangenheit.

Die Ausstellung ist aus einem Seminar mit Studierenden der Kunstgeschichte an der Universität Leipzig hervorgegangen.

Eröffnet wird die Ausstellung am Donnerstag, 6. Februar um 18 Uhr in der Alten Nikolaischule. Gezeigt wird sie dort vom 6. Februar bis zum 31. März.

Redaktioneller Hinweis: Die Veranstalter haben den Eröffnungstermin vom 4. auf den 6. Februar korrigiert. Wir haben das im Text geändert.

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