Am Donnerstag, 3. Juli, eröffnet die Universitätsbibliothek (UB) Leipzig in der Bibliotheca Albertina ihre Sonderausstellung „Sinnliche und übersinnliche Welt.“ Wilhelm Wundt und die Psychologie in Leipzig. Vor 150 Jahren wurde Wilhelm Wundt (1832–1920) an die Universität Leipzig berufen. Der aus Heidelberg stammende Physiologe, Psychologe und Philosoph gilt als Mitbegründer der modernen Psychologie als eigenständige wissenschaftliche Disziplin und um die Jahrhundertwende als einer der bekanntesten Wissenschaftler des Landes.
Mit der Etablierung des weltweit ersten Instituts für experimentelle Psychologie in Leipzig trug Wilhelm Wundt ab 1875 maßgeblich zur Loslösung des Fachs von der Physiologie und der Philosophie bei. Mithilfe spezieller Apparate und Messgeräte wie Schallhammer, Farbkreisel und Lippenschüssel versuchte Wundt die Frage nach dem menschlichen Bewusstsein experimentell zu erfassen.
Neben seinen Versuchen zur Entschlüsselung kognitiver Vorgänge arbeitete Wundt mehr als 20 Jahre lang an seinem Opus Magnum, der zehnbändigen Völkerpsychologie. Ein Teil dieses heute kritisch betrachteten Forschungsfelds ging später in Fragestellungen der Kulturpsychologie auf.
„Prof. Dr. Thomas Fuchs, Kurator der Ausstellung und Leiter der Sondersammlungen der UB Leipzig macht Wundts komplexe wissenschaftliche Überlegungen anschaulich nachvollziehbar“, meint Dr. Anne Lipp, Direktorin der UB Leipzig. Der Ausstellungstitel nimmt Bezug auf Wundts populärwissenschaftliches Werk „Sinnliche und übersinnliche Welt“ (1914), mit dem er seine Forschungsergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machte.

Beleuchtet werden vielfältige wissenschaftshistorische Perspektiven auf die Erkundung des Bewusstseins. Anhand zahlreicher Bild- und Textdokumente, vieler Fotografien und einiger originaler Versuchsapparate aus dem später nach ihm benannten Institut für Psychologie der Universität Leipzig wird das akademische Wirken Wundts anschaulich gemacht. Darüber hinaus zeigt die Ausstellung Wilhelm Wundt auch als Privatperson und als zentralen Teil des universitären Kosmos in Leipzig um 1900.
Die Ausstellung der Universitätsbibliothek entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Wilhelm-Wundt-Institut für Psychologie und dem Universitätsarchiv. Grundlage ist der umfangreiche Nachlass Wilhelm Wundts, der an diesen drei Institutionen aufbewahrt wird.
„Der an den genannten Einrichtungen der Universität Leipzig erhaltene Nachlass Wilhelm Wundts ist eine einzigartige Sammlung zur Wissenschafts- und Bürgertumsgeschichte der zweiten Hälfte des 19. und des frühen 20. Jahrhunderts sowie zur Geschichte unserer Universität. Die Ausstellung versucht, die ganze Bandbreite der Überlieferungen zum Werk und zur Person Wilhelm Wundts zumindest anzudeuten“, so der Kurator Thomas Fuchs. Ergänzt wird die Präsentation durch Leihgaben der Kustodie der Universität Leipzig, darunter eine besonders eindrucksvolle Büste von Max Klinger.
Begleitet wird die Ausstellung von der Publikation eines 80-seitigen Katalogs, gestaltet von Stefan Gunnesch. Im Rahmenprogramm wird Wundts akademisches Wirken im Rahmen von Vorträgen und einer Podiumsdiskussion in Relation zur aktuellen Forschung gesetzt. Darüber hinaus bietet Thomas Fuchs Kuratorenführungen an.
Die Ausstellung läuft vom 4. Juli bis 19. Oktober 2025 und kann täglich von 10 bis 18 Uhr besucht werden, der Eintritt ist frei.
Die Website zur Ausstellung findet man hier.
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