Die fünfte Ausgabe der Klimabuchmesse ging mit großem Erfolg zu Ende. Vom 28. bis 30. März kamen zahlreiche Besucher/-innen nach Leipzig, um im Rahmen der Leipziger Buchmesse an einer der wichtigsten Plattformen für den Dialog über Klimawandel, Nachhaltigkeit und die Rolle der Literatur als treibende Kraft für Veränderung teilzunehmen. Die Klimabuchmesse bot in 14 Veranstaltungen eine breite Palette an Podiumsdiskussionen, Lesungen und Workshops, die sich mit den drängenden Fragen der ökologischen Krise beschäftigten.
Die deutschlandweit einzigartige Veranstaltung zeigte auch in diesem Jahr, dass Bücher nicht nur informieren, sondern auch inspirieren und die Vorstellungskraft für eine bessere Zukunft wecken können. „Diese Utopien sind essenziell wichtig, denn wir haben keine Machbarkeits-, sondern eine Glaubenskrise“, ist sich das Team der Klimabuchmesse einig.
Ein Tenor zog sich durch alle Veranstaltungen: Wir brauchen – ganz im Einklang mit dem Motto der Klimabuchmesse – dringend Visionen einer erstrebenswerten Zukunft, wir müssen bessere Geschichten erzählen und die Bedürfnisse und Wünsche der Menschen ernst nehmen, denn dann geht es allen besser: den Menschen, der Natur und der Wirtschaft. Wir alle tragen Verantwortung.
Die Klimabuchmesse trifft mit diesem Ansatz einen Nerv: Insgesamt besuchten über 1.200 Teilnehmende die Klimabuchmesse – an manchen Leseorten mussten sogar Besucher/-innen weggeschickt werden, weil die Kapazität restlos ausgeschöpft war. Die Veranstalter/-innen freuen sich, auch im nächsten Jahr wieder einen Beitrag zur Inspiration zu leisten: Die Klimabuchmesse wird auch 2026 wieder parallel zur Leipziger Buchmesse stattfinden.
Kluger Klimaschutz schafft soziale Gerechtigkeit
Dass von Klimaschutz alle profitieren, wurde auch beim Panel „Den Club of Rome fragen … Wie schaffen wir eine klimagerechte Zukunft?“ deutlich. Oliver Wagner, Co-Autor von „Earth for All Deutschland“, Peter Hennicke („KlimaGerecht“), Kathrin Hartmann, („Öl ins Feuer“) und Claudia Kemfert, Energieexpertin und Herausgeberin des Sammelbandes „Unlearn CO₂“ waren sich einig: Es habe sich leider das Bild einer Ökodiktatur verfangen, das von Politik und einigen Medien gezeichnet wurde, das Gefühl, auf Privilegien verzichten zu müssen.
Viele Menschen hätten Angst vor Klimaschutz, weil in der Vergangenheit in der Politik permanent Klimaschutz gegen Arbeitsplätze ausgespielt wurden. Klima spielte zudem im letzten Wahlkampf kaum eine Rolle, vier Jahre zuvor hätten Parteien sich in Versprechen überboten, wer den Menschen am wenigsten zumuten würde. Es gelte daher, die Narrative überwinden, dass Klimaschutz nicht machbar und zu teuer sei und den Menschen seiner Heizungen beraube.
Das Gegenteil sei der Fall: Klimaschutz bedeute „einen Wandel für eine bessere Zukunft für die Mehrheitsgesellschaft. Aber Superreiche, die den größten CO₂-Abdruck haben, müssen stärker zur Finanzierung von Klimaschutz herangezogen werden“, sagt Ökonom Peter Hennicke vom globalen Thinktank „Club of Rome“.
Auch Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung und Professorin für Energiewirtschaft und Energiepolitik weiß: „Kluger Klimaschutz schafft soziale Gerechtigkeit. Wir brauchen einen Klimaschutz, der allen, aber der vor allem den einkommensschwachen Haushalten hilft!“
Wasserschutz ist Klimaschutz und Friedenssicherung
Dem Thema Wasser widmete sich die Kooperationsveranstaltung mit dem ARD-Kompetenzcenter Klima zum Thema „Klarheit schaffen: Wie wir gemeinsam das Wasser retten können“. Ob schwindendes Süßwasser, giftige Algenteppiche, Chemikalien-Rückstände oder Mikroplastik: Es gibt zahlreiche Herausforderungen in diesem vielseitigen Themenkomplex.
Über nachhaltige Lösungen sprachen die Chemikerin Dr. Katrin Schuhen („Rebellin des Wassers“), Carolin Stüdemann, geschäftsführende Vorständin von Viva con Agua und Autorin von „Die Zukunft unseres Wassers“ und Christian Werner, einer der Autoren der ARD-Dokumentation „Ostsee am Limit“ mit Claudia Reiser vom MDR.
Carolin Stüdemann betonte, in der breiten Masse fehle noch das Problembewusstsein und die Dringlichkeit, denn „Zukunft ist nichts, was auf uns zukommt, sondern das, was entsteht, durch das, was wir heute tun. Sie ist ein Resultat unserer heutigen Handlungen, wir können sie also noch beeinflussen“.
Auch Dr. Katrin Schuhen, die im Rahmen ihrer Juniorprofessur auf eine revolutionäre Methode gestoßen ist, Mikroplastik und Mikroschadstoffe aus dem Wasser zu entfernen, appelliert an die Industrie aber auch an Verbraucher/-innen, die mit einfachen Tipps Wasser vor Mikroplastik bewahren können: „Je mehr Menschen sich mit sinnstiftenden Lösungen befassen, statt nur die Probleme zu beschreiben, desto besser. Lasst uns gemeinsam losgehen!“
Positive Resonanz und volle Veranstaltungen
Neben Lesungen bot die Klimabuchmesse auch interaktive Formate an: Beim ausgebuchten Schreibworkshop „Aufhören & Anfangen“ konnten Teilnehmende unter Anleitung ihre eigenen Zukunftsgeschichten entwickeln und kreative Lösungsansätze für aktuelle Herausforderungen erdenken, beim Vogel-Hör- und -Entdeckungsworkshop tauchten trotz Regenwetters fast 200 Teilnehmende im Connewitzer Stadtgarten mit Wildnispädagogin Silke Oppermann in die Klangwelt der Vögel ein und die Autorin verließ den Veranstaltungsort „beseelt und ohne Bücher“.
Die Klimabuchmesse entstand Anfang 2021 in Vernetzung verschiedener „for Future“ Gruppen und weiterer Initiativen. Seit dem Pilotprojekt 2021 findet die Klimabuchmesse nun jährlich statt, in diesem Jahr zum fünften Mal und das dritte Mal auch in Kooperation mit der Leipziger Buchmesse. Die Veranstaltung, welche die einzige ihre Art ist, ist nicht kommerziell und entsteht mit viel ehrenamtlichem Engagement aus ganz Deutschland und darüber hinaus und einer großen Portion Liebe für Zukunft und Bücher. Die Klimabuchmesse ist ein eingetragener, gemeinnütziger Verein.
Einige der Podiumsdiskussionen findet man zum Nachschauen auf YouTube.
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