Seit Freitag steht "Der Graf von Monte Christo" wieder auf dem Spielplan der Musikalischen Komödie. Das Musical aus der Feder von Komponist Frank Wildhorn und Librettist Jack Murphy erzählt in furiosen Bildern den bekannten Historienroman von Alexandre Dumas nach.

Im März 2012 präsentierte Cusch Jung mit der deutschen Erstaufführung des Broadway-Hits nach “Jekyll & Hyde” seine zweite Arbeit an der Musikalischen Komödie. Seit dieser Spielzeit ist der Theatermacher neuer Chefregisseur im Haus Dreilinden.

Wildhorns Musical, das interessanterweise 2009 in St. Gallen in deutscher Übersetzung uraufgeführt wurde, hangelt sich im Schnelldurchlauf stakkatohaft durch den Literaturklassiker. Wildhorn/Murphy entkernten den Stoff um einige Nebenstränge und -figuren, um die Geschichte um Liebe, Intrige und Verrat in ein zweieinhalbstündiges Musical packen zu können. Das Werk ist weitgehend durchkomponiert und folgt der Nummern-Song-Struktur, wie man sie aus Musicals gewöhnt ist.

Kapitän Edmond Dantés (Marc Clear) ist unsterblich in Mercédès (Marysol Ximénes-Carrilo) verliebt. Sein 1. Offizier Fernand Mondego (Andreas Rainer) hat ebenfalls ein Auge auf die bildschöne Frau geworfen. Zusammen mit Staatsanwalt Gérard de Villefort (Milko Milev) und Möchtegern-Kapitän Danglars (Fabian Egli) spinnt der hinterhältige Widersacher eine Intrige, die Edmond ins Gefängnis bringt. Dort begegnet der Seemann seinem greisen Lehrmeister Abbé Faria. Gemeinsam planen die Männer die Flucht. Ob Edmond sich rächen und Mercédès noch einmal in die Arme schließen kann, sei an dieser Stelle nicht verraten.

Cusch Jung belässt den Stoff zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Sven Bendeils Kostüme und das Karin Fritz’ Bühnenbild sind visuell an die Zeit der Handlung angelehnt. Dennoch gelang es dem Regisseur, der Inszenierung ein modernes, erfrischendes Gesicht zu verpassen. Das Regie-Team berücksichtigt die Sehgewohnheiten jüngerer Zuschauer. Die vielen Ortswechsel visualisiert Jung mittels farbenfroher Videosequenzen, die an die Bühnenrückwand projiziert werden. Lichteffekte sorgen für die passenden Farbtöne. Der Zuschauer erlebt auf der engen MuKo-Bühne rasante Fechtkämpfe und den Einsatz moderner theatraler Mittel wie Bühnennebel und pyrotechnische Effekte.

Das Orchester arbeitete sich unter Leitung von Christoph-Johannes Eichhorn souverän durch die streicher- und percussionlastige Partitur. Der Chor sang und spielte, als wäre gestern Premiere gewesen. Die Solisten lieferten durch die Bank weg eine furiose Leistung ab. Marc Clear und Marysol Ximénes-Carrilo – beide als Gäste in den Hauptpartien seit 2012 dabei – bilden ein harmonierendes Musical-Paar. Mit den Liebesnummern “Ein Leben lang” und “Niemals allein” eroberte das Duo im ersten Akt die Herzen der Zuschauer. Andreas Rainer, Milko Milev und Fabian Egli erklärten dem Publikum eindrucksvoll, wie “Geschichte” wirklich geschrieben wird. Viel Applaus verdiente sich Sabine Töpfer als temperamentvolle Piratin Louisa Vampa, die mit “Wahrheit oder Wagnis” einen rockigen Showstopper singen darf.

Alles in allem ist “Der Graf von Monte Christo” eines der besseren Musicals, die zurzeit in Leipzig zu sehen sind. Das gestrige Publikum spendierte den Mitwirkenden reichlich Beifall. Regisseur Cusch Jung inszeniert im Frühjahr in der MuKo das nächste Wildhorn-Musical. “Dracula” feiert am 16. April Premiere.

Musikalische Komödie
Der Graf von Monte Christo
Frank Wildhorn / Jack Murphy

Nächste Vorstellungen: 31.10., 01.11., 04.02.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar