„Willkommen, bienvenue, welcome.“ So kosmopolitisch begrüßt der Conférencier das Publikum im Kit Kat Club jeden Abend wieder. Auch Clifford Bradshaw gehört zu den vielen Gästen, die sich ins Nachtleben werfen, in die Welt der Kabaretts und Travestieshows, in die Vielfalt der möglichen Lebensentwürfe, das Versprechen eines alternativen Lebensstils — ein rauschhaftes Erkunden von Freiräumen.

Die Tage jedoch sind weniger glamourös: In den Zimmerpensionen der Stadt lebt man auf engem Raum mit Fremden zusammen, und allwöchentlich die Miete zu beschaffen, ist nicht einfach. Der Tanz findet auf dem sprichwörtlichen Vulkan statt — hinter der glitzernden Fassade verbirgt sich eine zerrissene Gesellschaft; materielles Elend trifft eine nationale Seele, die sich in Gekränktsein gefällt.

Im Kit Kat Club trifft Clifford mit der Sängerin Sally Bowles zusammen — eine Kollision, die in eine Amour fou zwischen gelebter Libertinage und Sehnsucht nach einem geordneten Leben mündet. Die Geschichte der beiden entfaltet sich inmitten eines gesellschaftlichen Strudels, der die prekären Existenzen mit sich reißt, in eine neue Zeit, die für einige ein Aufstiegsversprechen, für andere den sicheren Untergang bedeutet. Der Glitzer verfliegt, und wer kann, rettet sich vor dem, was unausweichlich scheint.

Clifford Bradshaw ist das Alter Ego von Christopher Isherwood. Der englische Schriftsteller erlebte Ende der 1920er Jahre in Berlin hautnah den Umbruch, das Zerbrechen von Lebensträumen.

Regisseur Hubert Wild studierte Gesang, Violine und Klavier. Im klassischen Musiktheater ist er genauso zu Hause wie in Formaten zwischen Schauspiel, Oper und Performance. Nicht zuletzt durch die Zusammenarbeit mit u.a. Susanne Kennedy und Herbert Fritsch ist er ein Grenzgänger zwischen den Genres. Dem Leipziger Publikum ist Wild sowohl als Darsteller als auch als Regisseur vertraut — sein Regiedebüt „Lazarus“ läuft seit mittlerweile sechs Jahren am Schauspiel Leipzig.

„Cabaret“: Musical von Joe Masteroff, John Kander und Fred Ebb. Nach dem Stück „Ich bin eine Kamera“ von John van Druten und Erzählungen von Christopher Isherwood

Premiere am 29. September um 19.30 Uhr ist auf der Großen Bühne des Schauspiels Leipzig.

Mit: Dirk Lange, Thomas Braungardt, Wenzel Banneyer, Julia Berke, Sonja Isemer, Christoph Müller, Anna Maria Sturm, Bruno Akkan, Louise Sophie Arnold, Joshua Dahmen, Adrian Djokić, Lilly Ketelsen, Emmeline Puntsch, Sonya Sytnyk, Enis Turan, Paula Winteler, Mama Ulita

Regie: Hubert Wild, Musikalische Leitung: Stephan König, Bühne: Susanne Münzner, Kostüme: José Luna, Choreographie: Sommer Ulrickson, Musikalische Einstudierung: Sarolta Boros-Gyevi, Dramaturgie: Georg Mellert

Weitere Aufführungen von „Cabaret“ gibt es am 19. und 28. Oktober, am 17. November und am 7. und 31. Dezember jeweils um 19.30 Uhr. Öffentliche Probe ist am 22. September um 18 Uhr.

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