Die Leipziger Polizei ist nicht müde auf eine wichtige Verhaltensregel hinzuweisen. Es geht nicht ums Radfahren ohne Licht, oder um Geisterfahrten mit dem Auto oder Schwarzfahren mit der Tram. Anscheinend gibt es ein paar Leipziger, die so vertrauensselig sind, dass sie ihre Wohnung unverschlossen verlassen. Erneut kommt ein Hinweis aus dem Pressebüro der Polizei zum Verlassen der eigenen Häuslichkeiten: "Schließen Sie Ihre Hütte ab!"

Hintergrund für den harschen Hinweis aus der Polizeidirektion Leipzig war eine am 31. Januar erfolgte Komplexkontrolle der Beamten. Dabei stellten die “Blauen” fest, dass noch nicht alle Leipziger ihre Wohnungen oder Häuser beim Verlassen abschließen. Das ging offenbar so weit, dass man in die Häuser hineinspazieren konnte.

Wie in der Gohliser Coppistraße am 2. Februar zwischen 10.15 und 18.30 Uhr. Aus der Presseabteilung der Leipziger Polizei hieß es schon am selben Tag: “In einer Garage waren sehr wertintensive Gegenstände zu sehen, die man möglicherweise hätte stehlen können.” Dass etwas geklaut wurde, teilte man auch schon mit. Ein Akku-Schrauber wurde aus einem Keller entwendet. Natürlich war der Hauseingang nicht abgeschlossen.

Leichtfertig, wie die Polizei meint. Denn bei ihrer jüngsten Komplexkontrolle ging es um die Leipziger Rauschgiftszene – wieder einmal. Die Schlussfolgerung aus der Polizeidirektion ist die, dass Drogensucht mit Beschaffungskriminalität einhergeht. Wer also sucht, der findet? Auch eine geöffnete Tür, durch die man in die Wohnstuben der später Beklauten treten kann, lädt ein. Das kann teuer werden.

Denn: “Schließen Sie Ihre Hütte ab! Schließen Sie immer alles ab! Wenn bei Ihnen eingebrochen wurde und Sie den Schaden der Versicherung melden, ist es häufig so, dass die Versicherungen die Polizeiakten anfordern und einsehen. Sollte die Versicherung dann lesen, dass Ihre Bude gar nicht verschlossen war, zahlt sie nicht.”Weiter heißt es mit erhobenen Mahnfinger: “Dieses Verhalten wie das Offenlassen der Türen wird in der jüngeren Rechtssprechung auch nicht mehr als Fahrlässigkeit interpretiert, für die die Versicherung unter Umständen zahlen müsste, sondern unter Umständen sogar als Leichtsinn oder Leichtfertigkeit. Und dafür besteht kein Versicherungsschutz.”

Denn bei den Komplexkontrollen sollte es auch um das Sicherheitsgefühl der Leipziger gehen, so Polizei-Pressesprecher Uwe Voigt am 1. Februar. Dass sich einige Bürger “sicher” fühlen, könnte man an den nicht verschlossenen Haus- und Wohnungstüren sehen. Oder doch nicht? Hauptaugenmerke der jüngsten Komplexkontrolle am 31. Januar waren eben Einbruchsdiebstähle, Rauschgiftdelikte und Straftaten rund um das Auto.

Voigt: “Der internationalen KFZ-Verschiebung soll damit ein Riegel vorgeschoben werden. Um das Deliktfeld der Rauschgiftkriminalität besser beleuchten zu können, werden, neben dem Dienstalltag, gerade im Rahmen derartiger Großkontrollen, gezielt Plätze und Straßen, an denen mit Rauschgift gehandelt wird, konzentriert frequentiert, um Informationen über Personen und das Gebaren in der Rauschgiftszene zu erlangen. In diesem Zusammenhang ist auch die Beschaffungskriminalität zu sehen. Daher werden zudem auch Adressen und Geschäfte kontrolliert, wo zu vermuten ist, dass sich Drogenabhängige aufgrund von Straftaten, wie Raub, Diebstahl und ähnlichem, Bargeld verschafften.”

Vorläufiges Resultat: Es wurden insgesamt 14 Strafanzeigen erstattet. Diese gliedern sich laut Polizei in illegalen Besitz von Betäubungsmitteln in acht Fällen, zweimal Fahren ohne Fahrerlaubnis, einmal der Diebstahl eines Fahrrades, einmal Trunkenheit im Verkehr und zweimal Verstoß gegen das Aufenthaltsgesetz.

Ferner wurden im Zuge der durchgeführten Recherchen, wie es die Polizei ausdrückt, an den einzelnen Kontrollstellen 12 Personen aufgegriffen, nach denen gefahndet wurde. Entweder wegen eines Haftbefehls oder wegen einer Aufenthaltsermittlung. Auch wurden vier Gegenstände gefunden, die zur Fahndung ausgeschrieben waren. Es wurden 29 Verdächtige durchsucht. Bei einem dieser Tatverdächtigen wurde im Zuge der weiteren Ermittlungen auch die Wohnung in Augenschein genommen.

In 27 Fällen wurden diverse Gegenstände beschlagnahmt, die zur Beweissicherung im Strafverfahren dienen. Bei den Verkehrskontrollen blieben den Beamten Verstöße gegen das Verkehrsrecht nicht verborgen. So wurden bei der Kontrolle am 31. Januar 109 Ordnungswidrigkeitsanzeigen erstattet.

Dass nicht noch mehr passiert, gibt die Polizeidirektion den säumigen Leipzigern, die sich zu sicher fühlen, um ihre Wohnung oder ihr Haus abzuschließen, einen Tipp noch einmal mit auf den Weg: “Abschließen!” Immerhin fragten Teile der verwunderten Bevölkerung die Polizei nach dem Grund über das erhöhte Polizeiaufgebot am 31. Januar. Ob sie sich dabei sicher fühlten, fragte keiner der Polizeibeamten zurück.

VGWortLIZ

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