Die sächsische Kleinstadt Geithain kommt nicht zur Ruhe. In der Nacht zum Sonnabend detonierte kurz nach Mitternacht vor der Pizzeria "Bollywood" in der Katharinenstraße ein offenbar selbst gebastelter Sprenkörper. Der "Böller" mit großer Sprengkraft rief sogar die Geithainer Feuerwehr auf den Plan.

Die Pizzeria war schon letzte Woche das Ziel einer ausländerfeindlichen Aggression geworden. Aus einer Gruppe von Leuten wurde eine Bierflasche gegen die Scheibe der Pizzeria geschlagen und durch ein Loch in der Scheibe ein Stein in den Innenraum geworfen. Dazu wurden Drohungen geschrieen. Und erst Anfang Mai verurteilte das Landgericht Leipzig drei Neonazis wegen gefährlicher Körperverletzung zu Haftstrafen. Albert R. (21), Andy K. (23) und Rico G. (21) hatten schon vor der Berufungsverhandlung eingeräumt, am 1. April 2011 eine Gruppe linker Jugendlicher auf dem Geithainer Marktplatz angegriffen zu haben.

Ein 29-Jähriger wurde mit einer Glasflasche niedergeschlagen. Er musste im Krankenhaus ambulant behandelt werden. Nun wieder ein offenbar rechtsgerichtetes Attentat, bei dem die Feuerwehr mit drei Einsatzfahrzeugen anrücken musste. Qualm drang aus dem Inneren der Pizzeria und 15 Personen mussten aus dem Wohnhaus geholt und in Sicherheit gebracht werden. Verletzt wurde bei dem Anschlag niemand.

Mehr zum Thema:

Rechter Angriff in Geithain: Angeklagter und Staatsanwaltschaft legen Revision ein
Vergangene Woche verurteilte das Landgericht …

Rechts-motivierter Übergriff in Geithain: Prozess wird ab Montag neu aufgerollt
Albert R. sitzt im Gefängnis. Die Frage ist …

Urteile wegen Neonazi-Übergriff in Geithain: Angreifer sollen ins Gefängnis
Gehen Sie direkt ins Gefängnis. Gehen Sie nicht …

Prozess wegen Neonazi-Übergriff in Geithain: Angeklagte legen Geständnisse ab
Albert R. (20), Andy K. (23) und Rico G. (21) sind in …

Nach dem neuesten Vorfall schaltete sich jetzt das Landeskriminalamt sowie die Sonderkommission Rechtsextremismus ein.”Zu den Tätern und deren Motivation liegen momentan keine Erkenntnisse vor”, so LKA-Sprecherin Kathlen Zink am Montag. “Die möglichen Verbindungen zu Bedrohungen des Pizzabetreibers im Vorfeld dieser Tat und vorangegangene Sachbeschädigungen am Objekt, können zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht bestätigt werden, finden aber in der Bewertung des Sachverhaltes entsprechende Beachtung.”

Ein Sprecher der Initiative: “Seit 20 Jahren lebt der ursprünglich aus Pakistan stammende Mohammed Adidsayal (30) in Deutschland. Der Imbissbetreiber eröffnete erst im Januar sein Geschäft in Geithain, weil ihm der Standort und die Stadt gefielen. Der Ladeninhaber hat nun Angst um das Leben seiner Familie, seiner Angestellten und um sein eigenes. Er will das Geschäft in Geithain aufgeben. Die Initiative forderte die Bürger von Geithain auf, sich an der Aufklärung der Tat zu beteiligen.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar