Die Luft für Ralf Wohlleben wird offenbar dünner. Sechs der 13 Beschuldigten im Verfahren um die Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) belasten den ehemaligen NPD-Funktionär. Dies berichtet der "Spiegel" in seiner aktuellen Ausgabe.

Wohlleben spielte im Terrorgestrüpp um Beate Zschäpe, Uwe Bönhardt und Uwe Mundlos offenbar eine gewichtige Rolle. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins stützen sich die Ermittlungen auf die Aussagen von sechs der 13 Beschuldigten. So soll das Rechtsrock-Netzwerk “Blood & Honour” dem Trio rund ein Kilo TNT beschafft haben. Der mutmaßliche NSU-Unterstützer Thomas S., früher bei “Blood & Honour” aktiv, gestand gegenüber Beamten des Bundeskriminalamts, Ende der neunziger Jahre den Sprengstoff an Mundlos übergeben zu haben. Zschäpes früherer Liebhaber räumte ein, der Zelle eine der ersten Unterkünfte im Untergrund organisiert zu haben.

Die Ermittler konnten ferner die Beschaffung der Waffe, mit der Bönhardt und Mundlos neun Migranten ermordet haben sollen, rekonstruieren. Andreas S. kaufte die schallgedämpfte Ceska 83 von einem Bekannten – im Auftrag Ralf Wohllebens. “Ja, ich hab’ dem die scheiß Knarre besorgt”, soll er gegenüber den Beamten ausgesagt haben. Der Deal wurde dabei über den Jenaer Szeneladen “Madley” eingefädelt. Carsten S. holte die Pistole in Jena ab und übergab sie nach derzeitigen Erkenntnissen in einem Chemnitzer Abbruchhaus dem Trio. Auch Beate Zschäpe soll zugegen gewesen sein.

Die neuen Aussagen belasten vor allem Ralf Wohlleben. Der Jenaer Szene-Kader muss mit einer Anklage wegen Beihilfe zum Mord rechnen. Wacklig ist nach “Spiegel”-Informationen hingegen die Beweislage gegen André E., der bis zuletzt Kontakt mit dem Trio gehabt haben soll. Aufgrund der dünnen Indizienkette und teils verjährter Vorwürfe sei unklar, ob gegen ihn überhaupt Anklage erhoben werde. Die Bundesanwaltschaft hatte diese Woche angekündigt, Beate Zschäpe noch im Herbst anklagen zu wollen.

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