Adrian B. (23) ist im Leipziger Amtsgericht so etwas wie ein Stammgast. Elf Einträge zählt sein Auszug aus dem Bundeszentralregister. Auch das Gefängnis hat der Lok-Fan schon von innen gesehen. Am Mittwoch wurde der Intensivtäter wegen Körperverletzung, Beleidigung und Bedrohung zu 9 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.

Am 11. August 2012 fuhr B. zum Auswärtsspiel des 1. FC Lokomotive bei Hertha BSC II. Als die Fußballfans am Abend wieder die Messestadt erreichten, eskalierte die Situation. Im Hauptbahnhof gerieten die Blau-Gelben mit einer Gruppe Chemie-Fans aneinander. Die Polizei musste eingreifen. Der Connewitzer war zu diesem Zeitpunkt längst volltrunken. Rund 2,5 Promille soll er im Blut gehabt haben. Außerdem hatte er Cannabis und Amphetamine konsumiert. “Das ist der nackte Wahnsinn”, konstatierte Amtsrichter Hartmut Tiegelkamp. “Sie haben sich den Verstand aus dem Kopf gekifft und gesoffen.” Das Ergebnis des Drogen-Exzesses: Adrian B. bespuckte einen Beamten. Der Polizist nahm den Lok-Supporter mit auf’s Revier. Dort legte B. erst richtig los. “Ich bring euch um”, schimpfte er. “Polizisten müssen sterben.”

Tiegelkamp hatte auch über einen Vorfall zu befinden, der sich am 20. Oktober 2011 in der Bornaischen Straße ereignet hatte. Rund 20 Personen lärmten zu später Stunde vor Adrian B.’s Wohnung. “Du Wichser, komm runter”, soll wer gerufen haben. Der Angesprochene kam und verpasste zwei jungen Männern, beide Anfang 20, Faustschläge ins Gesicht. Einer der beiden erschien am Mittwoch bei Gericht. In Joggingklamotten, mit Schal vor dem Gesicht. An den Vorfall kann er sich erst auf Nachfrage erinnern. Seine Version: “Wir waren in der Pfeffingerstraße beim Dönerladen und gingen nach Hause.” Adrian B. sei demnach völlig grundlos vor die Tür getreten. Weil sich Täter und Opfer seit Langem kennen, und der leicht reizbare Schläger zuvor ein Geständnis abgelegt hatte, fühlte sich nicht nur Tiegelkamp verladen.

Der Amtsrichter attestierte dem Angeklagten einen “Hang zur Brutalität”. “Seit 2004 gehen Sie uns ständig auf die Nerven”, so Tiegelkamp mit Blick auf Adrian B.’s Vorstrafenregister. “Sie sind immer da, wo die Kacke am Brennen ist.” Zwei Mal musste der Vielfachtäter hinter schwedische Gardinen. Dabei wandten die Richter stets das milde Jugendstrafrecht an. Damit war heute Schluss. Tiegelkamp verurteilte den Schläger zu 9 Monaten auf Bewährung. “Verwechseln Sie die heute Verurteilung nicht mit einem Freispruch”, mahnte er. Außerdem soll B. 150 Stunden gemeinnützige Arbeit ableisten. “Nutzen Sie die Chance”, forderte ihn der Vorsitzende auf. “Wenn nicht, dann gehen Sie das nächste Mal rein.” Das Urteil ist rechtskräftig.

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