Seit letzten Donnerstag muss sich in Leipzig ein Polizist vor Gericht verantworten. Der 25-Jährige hatte im Rahmen einer Verkehrskontrolle einen Radfahrer brutal zu Boden gerissen. Die Staatsanwaltschaft bewertet das rüde Vorgehen als unverhältnismäßig.

Der Vorfall ereignete sich im Januar 2013. Polizeianwärter Felix S. fuhr mit seinem Kollegen Guido G. (34) Streife. An der Kreuzung Karl-Liebknecht-/Kurt-Eisner-Straße bemerkten die Ordnungshüter einen Radfahrer, der eine rote Ampel überfahren und einen Pkw ausgebremst hatte.

Felix S. verweigerte bei Gericht die Aussage. Guido G. meint, alles sei nach Vorschrift gelaufen. Der Fahrradfahrer wurde zunächst angesprochen. Dieser konnte oder wollte nicht sofort anhalten. Darauf hin versuchte Felix S., den Mann zu stoppen. Wie beide zu Fall kamen, konnte sich G. natürlich nicht erklären. Er wusste jedoch ganz genau, dass die beiden Beamten dessen Fahrrad an der Sturzstelle liegen ließen, um die herbeigerufenen Kollegen bei der Unfallaufnahme nicht zu behindern.

Der Geschädigte und zwei Augenzeugen schilderten den Vorfall völlig konträr. “Ich dachte, ich werde überfallen”, beschreibt Denis T. (31) die Situation. Eine dunkle Gestalt habe sich schnell von der Seite genährt und ihn zu Boden gerissen. Harald S. (32) vergleicht das Geschehen mit einem Tackling beim American Football. “Wie man sich das vorstellen muss, wenn da ein Schwerkrimineller festgehalten wird”, erinnert sich Mathias S. (31).

“Die psychischen Schmerzen waren schwerer als die physischen”, berichtet Denis T. Schaulustige und potenzielle Zeugen, sollen von Guido G. zum Verlassen des Platzes aufgefordert worden sein, da sie andernfalls auf dem Revier eine Aussage machen müssten. Für Viele ein Grund zum Gehen.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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