Alexander W. (21) hat keine Mühen, aus Menschenmassen hervorzustechen. Der Leipziger ist über 2 Meter groß, von kräftiger Statur und trägt ein wuchtiges Septum-Piercing. Dieses auffällige Schmuckstück hatten verschiedene Augenzeugen sich eingeprägt. Vor dem Amtsgericht muss sich der junge Mann seit Dienstag wegen mehrerer Straftaten verantworten, die im Zusammenhang mit Kundgebungen und Demonstrationen stehen.

Die Liste der Vorwürfe ist lang: Verstöße gegen das Versammlungs-, Waffen- und Sprengstoffgesetz, versuchte Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Sechs Anklagen durfte Staatsanwalt Ronny Duckstein bei Prozessauftakt verlesen. Am 5. Oktober 2013 soll sich Alexander W. vermummt haben und ein Ei in Richtung einer Nazidemo geworfen haben.  Ein Zivilbeamter hatte den Vorfall beobachtet. “Ich selbst stand relativ nah an ihm dran”, schilderte Robin K. (24). Der Angeklagte sei ihm wegen seiner Größe und des auffälligen Piercings aufgefallen.

Bei seiner Festnahme leistete er Widerstand. Polizisten hatten Mühe, den Verdächtigen in einen Mannschaftswagen zu verbringen. “Er drehte sich aus der Laufrichtung heraus und stemmte sich gegen das Fahrzeug”, beschrieb der Polizist Christian R. den Vorgang. Als die Beamten den Festgenommenen endlich durchsuchen konnten, fanden sie in seinem Besitz Vermummungsgegenstände, ein CS-Gas und Utensilien, mit denen Drogen konsumiert werden können.

In der Silvesternacht 2013 soll W. vermummt an einer Spontandemo in Connewitz teilgenommen haben. Als am 3. Februar 2014 NPD-Aktivisten und andere Rassisten unter dem Deckmantel einer “Bürgerinitiative” in Leipzig-Schönefeld aufmarschierten, sollen Alexander W. und der mitangeklagte Felix F. (18) gewaltsam die Räumung einer Straßenkreuzung verhindert haben.

Eine größere Menschengruppe hatte an der Ecke Volksgartenstraße/Löbauer Straße stehend eine Blockade gebildet. Polizisten versuchten, die Blockierer von der Fahrbahn zu drängen. “Ich hatte den Eindruck, dass Herr W. seine Leute koordiniert hat”, berichtete Polizeimeister Jermaine H. (26). Demnach habe Alexander W., den er im hektischen Geschubse anhand seiner Körpergröße und dem Nasenring identifizieren konnte, den umstehenden Aktivisten Anweisungen erteilt und auch verbal auf die Beamten eingewirkt.

Am 5. März 2014 soll Alexander W. am Chemnitzer Hauptbahnhof drei Silvesterknaller mit sich geführt haben, die kein deutsches Prüfzeichen aufwiesen. An jenem Tag fand in der Stadt eine rechte Demonstration statt. Am 30. April 2014 besuchte der Autonome das Konzert “Courage Zeigen” auf dem Leipziger Marktplatz. Bei einer Kontrolle bemerkten Polizisten, dass er zwei Pfeffersprays und einen Teleskopschlagstock bei sich führte. Da bei Konzerten das Versammlungsgesetz gilt, fertigten die Ordnungshüter eine Anzeige.

Zu Prozessauftakt verweigerten beide Angeklagten die Aussage. Verteidigerin Rita Belter erklärte lediglich, dass Alexander W. wie angeklagt am 24. Februar 2014 in der Straßenbahn schwarz gefahren sei. Der Prozess wird fortsetzt.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Was ist ein Antiva-Aktivist?

Kann man dabei auch mit ähnlichen Orden wie ” Aktivist der sozialistischen Arbeit” auf sich aufmerksam machen, wovon ich noch einen in meiner Schublade habe? Wie wäre es es mit der Antiva-Ehrennadel in 3 Stufen (Bronze, Silber, Gold)? Macht sich bestimmt gut an der Arbeitskleidung.

Schreiben Sie einen Kommentar