Skurrile Einlassung eines mutmaßlichen Sex-Täters. Rainer M. (64) soll sich im Sommer 2014 mit dem damals 11-jährigen Joey angefreundet haben. Mehrmals traf sich der Pädophile mit dem geistig behinderten Jungen. Er nahm ihn auch mit in seine Wohnung. Dort soll er sein Opfer zwei Mal sexuell missbraucht haben. Die Verantwortung für die Taten versuchte er am Mittwoch dem Geschädigten und dessen Mutter unterzuschieben.

Rainer M. ist für die Justiz kein unbeschriebenes Blatt. Der Senior ist einschlägig vorbestraft. Bis 2012 saß der Leipziger sogar in der Sicherungsverwahrung. “Ich bin unschuldig, weil ich den Jungen massiert und nicht ans Geschlechtsteil gefasst habe”, beteuerte er gegenüber dem Gericht.

Für den Angeklagten steht in diesem Prozess alles auf dem Spiel. Im Falle einer neuerlichen Verurteilung droht dem Sex-Täter neben einer saftigen Haftstraße die Wiedereinweisung in die Sicherungsverwahrung. Seine umfangreiche Aussage am Mittwoch schien allerdings ein wenig unglaubwürdig.

Den Kontakt zu dem Jungen räumte Rainer M. ein. Allerdings habe er sich rein fürsorglich um Joey gekümmert, da dieser von seiner Mutter daheim vernachlässigt worden sei. Dabei stand der Sex-Täter unter Führungsaufsicht. Kontakt zu Kindern war ihm streng untersagt. “Das Wohl des Kindes lag mir näher am Herzen als die Auflagen”, verargumentierte der Mann sein strafbares Fehlverhalten.

Er habe den Jungen im Juli 2014 beim Schwimmen im Kulkwitzer See kennengelernt. Gemeinsam mit einem Bekannten hätte er sich um Joey gekümmert. Sexuell missbraucht habe er ihn nicht. Vielmehr sei die Sache völlig anders verlaufen. “Am ersten Tag, als wir Wasserball gespielt haben, hat er uns die Hosen runtergezogen”, erinnerte sich der 64-Jährige. Die Aussage erscheint wenig glaubwürdig.

Ohnehin scheint Rainer M. ein Stück weit in einer eigenen Welt zu leben. In seiner Wohnung habe ihm Joey von sich aus sein Geschlechtsteil präsentiert. “So ist es”, wiederholte er immer wieder, um seine Version der Wahrheit zu untermauern.

Demnach sei er für den Teenager eine Art Ersatzvater gewesen. Man fuhr gemeinsam Tretboot auf dem Kulkwitzer See, aß im Globus-Markt in Seehausen Schnitzel und schaute daheim 3D-Filme. Joeys Mutter hätte ihren Sohn getriezt und vernachlässigt. “Zuhause wurde er nur angeschrien”, wusste Rainer M. zu berichten. Dabei räumte er gleichwohl ein, sein Opfer nie in dessen Wohnung aufgesucht zu haben.

Joey und seine Mutter werden vom Gericht zu einem späteren Termin vernommen werden. Das Urteil wird am 1. Juni erwartet.

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