Schwerste Anschuldigungen treffen einen 53-jährigen Mann, der seit Dienstag unter anderem wegen versuchten Mordes vor dem Leipziger Landgericht steht: Laut Anklage wollte der Kellner seine frühere Frau im vergangenen November vor ihrem Wohnhaus töten. Er selbst sah das Geschehene anders.

Erschütternde Vorwürfe hatte Staatsanwalt Martin Oette am Dienstagmorgen vor dem Leipziger Landgericht im Gepäck: Demnach soll der jetzt unter anderem wegen versuchten Mordes angeklagte Drazen K. seiner Ex-Ehefrau Marlene B. (Name geändert) und ihrem neuen Partner am 5. November 2021 gezielt aufgelauert haben. Als das Paar das Wohnhaus in der Klasingstraße gegen 22:30 Uhr verließ, habe er sich ihnen in den Weg gestellt und ihnen mit dem Tod gedroht.

Staatsanwalt beschreibt heftigen Gewaltexzess

Dann ging es, folgt man der Anklage, sehr rasch: Den Partner seiner Ex habe Drazen K. demnach mit Faustschlägen und Tritten zu Boden gebracht und sei daraufhin durch Marlene B. weggestoßen worden und selbst zu Boden gegangen.

Nachdem er fixiert worden war und die Situation sich kurzzeitig scheinbar beruhigt hatte, habe der Angeklagte dann, als man ihn losließ, einen Baseballschläger aus seinem Wagen geholt und mit Schwung auf den Kopf seiner früheren Gattin gezielt, die durch den Schlag auf eine Seite ihres Kopfes bewusstlos wurde und fiel.

Anschließend soll er sich auf sie gesetzt und sie massiv gewürgt haben. Da der Freund von Marlene B. inzwischen jedoch einen Notruf abgesetzt hatte und die Polizei unterwegs war, ließ Drazen K. laut Anklageschrift letztlich von der hilflosen Frau ab. Diese überlebte den brutalen Gewaltexzess, leidet jedoch mental und körperlich bis heute unter den Folgen.

Vernehmung geplatzt: Geschädigte bis heute traumatisiert

Ihre für Dienstag geplante Zeugenvernehmung platzte dann auch, weil die Geschädigte sich zwar vor Ort eingefunden hatte, jedoch zu einer Begegnung mit ihrem Ex-Mann im Gerichtssaal nicht in der Lage sah. Laut Auskunft ihres Anwalts kämpft das Opfer bis heute mit Ängsten, Flashbacks und Panikattacken, die Möglichkeit einer Retraumatisierung stand im Raum.

Statt einer audiovisuellen Vernehmung von Marlene B. per Video soll der Angeklagte laut Vorschlag des Vorsitzenden Richters Hans Weiß nun auf einer hinteren Bank im Saal Platz nehmen und so abgeschirmt werden, dass kein Blickkontakt zwischen ihm und seinem mutmaßlichen Opfer erfolgen kann.

Auch sein Recht, Fragen an die Zeugin zu stellen, solle gegebenenfalls nur mittelbar über seine Anwälte erfolgen. Ferner wurde eine psychosoziale Prozessbegleitung für die Geschädigte angeregt, um sie bei ihrem schweren Gang vor Gericht zu unterstützen.

Ihre Aussage soll in Kürze nachgeholt werden.

Angeklagter weist Tötungsabsicht zurück

In einer von seinem Pflichtverteidiger Andreas Meschkat verlesenen Erklärung räumte Drazen K. zumindest eine Auseinandersetzung am Tatabend ein. Demnach habe die gemeinsame Tochter des früheren Pärchens einen Streit mit der Mutter gehabt und er sei daher wütend gewesen, gab der Kellner zu. Aber: „Ich hatte keinesfalls die Absicht, Frau B. und ihrem neuen Freund aufzulauern“, ließ K. seinen Anwalt erklären.

Er gestand mehrere Faustschläge gegen den neuen Partner seiner Ex, der kurzzeitig auf ihm gesessen habe. Weil er kaum noch atmen konnte, so die Version des Angeklagten, habe er sich gegen die vorübergehende Fixierung durch das Paar körperlich zur Wehr gesetzt. Er habe aber weder mit dem Baseballschläger zugelangt noch seine Ex gewürgt, beteuerte er: Es tue ihm leid, sie verletzt zu haben. Seit Ende Dezember sitzt Drazen K. in Untersuchungshaft.

Der Prozess wird fortgesetzt. Die 16. Strafkammer hat sechs weitere Termine bis 23. September geplant.

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