Am 16. Juni 2025 schien alles klar zu sein: Der Jugendhilfeausschuss der Stadt Leipzig tagte und die Diakonie Leipzig bekam den Zuschlag für die Trägerschaft über die Kita in der Paul-Küstner-Straße in Leipzig Lindenau. So weit, so gut. Allerdings steht die Kita mit heutigem Stand noch immer leer, nach Aussagen von Anwohnern sind Handwerker im Gebäude zugange.

Als wir gerade eine Anfrage an die Stadt und den Träger vorbereiteten, erreichten uns Nachrichten von Eltern, deren Kinder in diese Kita umziehen sollen. Diese ließen uns aufhorchen und veranlassten uns zu erneuten Anfragen.

Die never ending Story

Kurz zusammengefasst (die Artikel zum Thema finden Sie unten): Im Jahr 2022 wurden Verfärbungen an den Wänden der Kita festgestellt, die auf einen Schimmelbefall hindeuteten. Anfang 2023 wurde die Kita geschlossen und zog in die neu gebaute Kita in der Holbeinstraße in Schleußig um. Die Bauarbeiten sollten im Sommer 2024 abgeschlossen sein und im Frühjahr 2024 entstand der Plan, die Montessori-Kita „Villa Kunterbunt“ aus Leipzig Ost dort einziehen zu lassen.

Nach Elternprotesten und einer Petition gab die Stadt nach. Die „Villa Kunterbunt“ bleibt für die nächsten drei Jahre am alten Standort, die Paul-Küstner-Straße blieb leer. Ab April 2025 gab es eine Ausschreibung für die Trägerschaft, am 16. Juni bekam die Diakonie den Zuschlag.

Was soll jetzt geschehen?

Die Diakonie will die Kitas „Unter dem Regenbogen“, Leipzig Mitte Löhrstraße, und „Das Samenkorn“, Leipzig Lindenau Demmeringstraße, fusionieren und diese sollen in die Paul-Küstner-Straße ziehen. Den Ablauf beschreibt die Diakonie wie folgt: „Die Kita Unter dem Regenbogen (Löhrstraße) wird voraussichtlich im November 2025 in die Paul-Küstner-Straße ziehen. Die Kita Das Samenkorn (Demmeringstraße) wird nach jetzigem Kenntnisstand im Februar 2026 ebenfalls zu diesem Standort wechseln. Somit findet eine Fusionierung der Kitas statt.“

Wie zu erwarten, sind die Eltern nicht begeistert. Wir haben mit mehreren gesprochen, sie möchten anonym bleiben.

Was sagen die Eltern?

Einige von ihnen kritisieren, dass sie sich bewusst für kleinere Kitas („Das Samenkorn“ betreut 40 und „Unter dem Regenbogen“ 59 Kinder) entschieden hätten. Die Kita Paul-Küstner-Straße wäre mit 105 Plätzen nicht mehr das „kleine offene Konzept“, das sie gewählt hätten. Beide Kitas haben zudem verschiedene pädagogische Konzepte. Eine weitere offene Frage sei die Hof-Situation. Für 105 Kinder ist das Außengelände ganz offensichtlich zu klein.

Die Kita Paul-Küstner-Straße Hofseite. Foto: privat
Kita Paul-Küstner-Straße Hofseite. Foto: privat

Abgesehen davon gibt es Befürchtungen, dass es weiterhin Raumluftbelastungen durch den vorherigen Schimmelbefall gibt. Die Eltern fordern: „Ein Gutachten, welches die Schimmelfreiheit bestätigt sowie ein Raumluftgutachten, da die Beseitigung des Schimmels mögliche Toxine zurücklässt.“ Bisher haben sie diese nicht erhalten.

Wir haben bei der Diakonie nachgefragt

In der Anfrage schrieben wir: Unser Stand ist, die Kitas „Das Samenkorn“und „Unter dem Regenbogen“ sollen fusionieren und dann in das genannte Objekt umziehen. Das Objekt sei aber nicht bezugsfertig, es fehlten noch Brandschutz- und Raumluftgutachten. Letzteres, um eventuelle Kontaminationen durch den Schimmelbefall auszuschließen.

Die Antwort der Diakonie: „Die Kita Unter dem Regenbogen (Löhrstraße) wird voraussichtlich im November 2025 in die Paul-Küstner-Straße ziehen. Die Kita Das Samenkorn (Demmeringstraße) wird nach jetzigem Kenntnisstand im Februar 2026 ebenfalls zu diesem Standort wechseln. Somit findet eine Fusionierung der Kitas statt. Die Kolleg:innen, wie auch die Eltern unserer Kitas sind darüber informiert. 

Derzeit sind wir im regulären Betriebserlaubnisverfahren und stellen alle notwendigen Unterlagen in Zusammenarbeit mit der Stadt zusammen, da diese Vermieterin des Gebäudes ist. Bisher sind uns keine Verzögerungen für unseren Einzug im November bekannt. Für genauere Infos, zu dem von Ihnen beschriebenen Gebäudezustandes, bitte ich Sie, sich an die Stadt Leipzig als Vermieterin zu wenden.“

Nachfrage bei der Stadtverwaltung, Amt für Jugend und Familie

Wir fragten beim Amt für Jugend und Familie an, ob der Schimmelbefall restlos beseitigt und dies gutachterlich festgestellt ist und ob Informationen für die Verzögerung bei der Inbetriebnahme vorliegen.

Die Antwort:

Zu 1. Der Schimmelbefall, der infolge eines Abwasserschadens entstanden war, wurde vollständig beseitigt. Sämtliche betroffenen Bauteile sind entfernt, die Flächen wurden desinfiziert und im Anschluss komplett neu aufgebaut, sodass keine Schimmelrückstände mehr vorhanden sind und auch künftig kein Schimmel aufgrund des früheren Schadens auftreten kann.

Die Maßnahme erfolgte auf Grundlage eines Sanierungskonzeptes, das durch ein Sachverständigenbüro für Schimmel- und Feuchteschäden erstellt wurde. Die Abarbeitung der einzelnen Schritte wurde durch unseren Projektsteuerer sowie einen von uns bestellten Sachverständigen begleitet und abschließend abgenommen.

Zu 2. Die Inbetriebnahme der Einrichtung kann planmäßig und ohne Verzögerung im November 2025 erfolgen.

Eine Nachfrage bei der Stadt

Da unsere Anfrage, nach der Beseitigung des Schimmelbefalls und deren gutachterlicher Feststellung, nicht ausreichend beantwortet war, legten wir nach.

In der Antwort heißt es: „Die Abarbeitung der einzelnen Schritte wurde durch unseren Projektsteuerer sowie einen von uns bestellten Sachverständigen begleitet und abschließend abgenommen.“ Frage: Liegt dazu ein Abschlussbericht des Sachverständigen, der die Rückstandsfreiheit in der Raumluft bestätigt, vor und kann dieser dem Träger und den Eltern zugänglich gemacht werden?

Die Antwort kam schnell und lautet:

Eine Veröffentlichung des Berichtes des Sachverständigen ist nicht möglich, aber ich kann Ihnen dennoch die essenziellen Auszüge daraus aus dem Amt übermitteln:

Ja, es gibt eine Niederschrift über das Ergebnis einer Raumluftmessung (Sanierungskontrollmessung) des Sachverständigen vom Juli 2024. Insgesamt wurden an verschiedenen Stellen des Gebäudes Proben entnommen. Die Räume wurde vor Probenentnahme ca. 24 Stunden nicht gelüftet. Die Positionierung des Probenahmesystems erfolgte jeweils in der Raummitte auf einer Höhe von ca. 1,4 bis 1,5 m über Oberkante Fußboden. Zusätzlich wurde eine Außenluftreferenzerprobung durchgeführt. In der Außenluft wurden insgesamt 67280 Stück Sporen/m³ Luft gemessen. Es handelte sich dabei um typische Außenluftpilzsporen.

In einem der 6 Messpunkte (MP1 Flur) fanden sich in einem Kubikmeter Luft noch 20 Stück nach Bewertungsgrundlage (UBA-Leitfaden) als problematisch eingestufte Sporen. In der Bewertung des Sachverständigen heißt es dazu, dass davon ausgegangen wird, dass die Ursprungsquelle für diese Pilzbelastung aufgrund der umfangreichen Sanierungsmaßnahmen zwischenzeitlich beseitigt wurde.

Der Empfehlung des Sachverständigen zur weiteren Vorgehensweise wird gefolgt. Es wird nach Abschluss aller Bauarbeiten und unmittelbar vor der Wiedereinrichtung eine nochmalige Reinigung durchgeführt werden.

Es bleiben Fragen

Wurden diese Auszüge der Diakonie übermittelt? Es ist anzunehmen, dass es nicht der Fall ist. Anderenfalls hätte die Diakonie uns nicht, bezüglich des Gebäudezustandes, an die Stadt verwiesen. Warum wurde den Eltern diese Information nicht zugänglich gemacht? Ob die Antworten der Stadtverwaltung die Eltern, in Bezug auf die Raumluft, zufriedenstellen, werden wir erfahren.

Wie ernst werden die Sorgen der Eltern, betreffs des Kita-Konzepts, von Seiten des Trägers genommen? Wir erfuhren, dass einige Eltern eine Petition planen.

Die Lage bleibt spannend. Und wir weiter am Ball.

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